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erstellt von Kurt am 02.07.2016 / letzte Änderung am 12.08.2016
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Dieser Reisebericht beschreibt eine Radtour durch Schwaben und Franken
Diese Tour haben wir Bayerntour genannt, da sich der Großteil der Strecke in Bayern befindet. Lediglich der Abschnitt entlang von Tauber und Jagst zwischen Wertheim und Crailsheim liegen in in Baden-Württemberg.
Folgende Radwege (Nennung im Tourenverlauf) sind wir u.a. gefahren. Kleinere, örtliche Radwege werden hier nicht genannt. Wo es möglich war, haben wir einen Link hinzugefügt.
Als nächstes geben wir euch eine Übersicht über den Tourverlauf. Durch einen Klick auf die jeweiligen Tage erhaltet ihr weitere Detail-Informationen. Man kann den Bericht jedoch auch chronologisch lesen.
Tag 01 - 41 km - 285 hm - Donauwörth - Nördlingen
Donauwörth ist sehenswert mit viel historischer Bausubstanz, schönen Parks und gemütlichen Einkehrmöglichkeiten. Da wir bereits bei unserer Radreise Donau - Lech - Isar - Inn dort waren, fuhren wir diesmal nur hindurch.
Durch einen Eisenbahntunnel ging es auf einer alten, stillgelegten Bahntrasse aus der Stadt hinaus. Wir folgten der malerischen Wörnitz, einem etwa 130 km langem, linken Nebenfluss der Donau, der in Donauwörth mündet. Bald kamen wir nach Wörnitzstein, das mit seiner schönen Steinbogenbrücke und der Kapelle auf dem Berg grüßte. Immer wieder begeisterte uns die schöne Wegführung entlang der Wörnitz.
Vom Weiten war jetzt schon eine große Burganlage zu erkennen. Es war die Burg Harburg, die nebst gleichnamigen Ort romantisch an der Wörnitz liegt. Hier meldeten zwei Schilder unterschiedliche Entfernungen nach Nördlingen. Wir hatten zu Hause unseren Track entlang der "Romantischen Straße" geplant. Dies war zwar die weitere Version, aber wir fuhren so. Im Nachhinein wäre die örtliche Empfehlung auch nicht schlecht gewesen, da unsere Strecke zu einem vier Kilometer langen Bogen ausholte, der aber landschaftlich nicht unbedingt vom Hocker riss.
Jetzt schien Nördlingen fast zum Greifen nah, denn der Daniel, so der Name vom Turm der St.-Georgs-Kirche in Nördlingen, grüßte schon aus der Ferne. Aber es waren noch 15 Kilometer. Dann waren wir endlich da. Unser Zimmer hatten wir schon vorher im Cafe Altreuther gebucht, was sich als eine gute Wahl herausstellte. Der Stadtrundgang in Eigenregie konnte beginnen, und es gibt viel zu sehen in diesem netten Ort.
Abends um 20:30 Uhr wurde eine Stadtführung angeboten, die wir dann noch in Anspruch nahmen. Versehen mit viel Wissenswertem über den Ort hätten wir noch einige Tage bleiben können, um alles mitzunehmen. So reservierten wir uns noch den Vormittag des Folgetages für eine zusätzliche Besichtigung.
Tag 02 - 54 km - 365 hm - Nördlingen - Feuchtwangen
Nach dem Frühstück absolvierten wir das am Vorabend beschlossene Zusatzprogramm. Wir besichtigten die Kirche St. Georg und bestiegen anschließend den Daniel, was wir mit ca. 350 Stufen erkämpfen mussten. Dafür wurden wir mit einem fantastischen Blick belohnt, denn nur von hier kann man die gewaltigen Ausmaße von dem riesigen Einschlagskrater (25 km Durchmesser) erkennen, der durch einen Meteroiden vor ca. 15 Millionen Jahren entstanden ist. Ebenfalls wurde uns von oben Einblick in das Storchennest nebst Jungen geboten, das auf einem nahen Gebäude auf zwei kleinen Kaminen errichtet ist.
Dann verließen wir die Stadt durch das Baldinger Tor. Die Wegführung war hier entlang der Romantischen Straße recht schön. Das kann man jedoch nicht immer behaupten, denn die Radwegführung nahm das Wort Straße manchmal zu wörtlich. Mag es für Autofahrer ganz nett sein, auf kleinen Kreisstraßen dahin zu schlendern, ist das für Radler mit der Zeit mehr als lästig, immer für das motorisierte Klientel den Weg frei zu räumen. Auf reinen Radwegen kann man schon mal nebeneinander fahren, auf o.g. Straßen stört das den motorisierten Verkehr.
Maihingen grüßte schon vom Weiten mit seinem Kloster. Die Wegführung vorbei am Kloster, durch selbigen Garten und weiter entlang der Mühle war recht beschaulich. Überhaupt stellten wir fest, dass viele Orte durch monumentale Kirchen geprägt waren.
Nach 30 km erreichten wir Dinkelsbühl. Die Stadt ist ein echtes Juwel mit grandiosen Fassaden. Kaum hat man das eine Objekt abgelichtet, sticht einem schon das nächste ins Auge. Aber das schien nicht nur uns zu gefallen. Horden von Besuchergruppen waren unterwegs, um sich in allen Sprachen dieser Welt die Schönheiten von Good Old Germany zeigen und erklären zu lassen.
Wir legten hier eine kurze Pause ein, beschlossen aber auf Grund der hier herrschenden Jahrmarktstimmung weiter zu fahren. Also verließen wir die Stadt wieder und peilten Feuchtwangen an.
Wir kamen an eine Wegweisung: Einmal 16 km nach Feuchtwangen auf direktem Wege, oder über die "Romantische Straße" mit 26 km. Nach unserer Erfahrung vom Vortag ließen wir die "Romantische Straße" aus und nahmen den direkten Weg.
Feuchtwangen ist eine beschauliche Kleinstadt ohne touristischen Trubel. Wir absolvierten den obligatorischen Stadtrundgang in Eigenregie und gaben uns dann dem kulinarischen Angebot der Stadt hin.
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Tag 03 - 85 km - 507 hm - Feuchtwangen - Ochsenfurt
Es sollte heute ein langer Tag werden. Auf einem idyllischen Radweg verließen wir die Stadt an der Sulzach. Erst fuhren wir durch relativ flaches Gelände ohne nennenswerte Anstiege. Ab Kilometer 12 ging es dann bei Dombühl auf der Kreisstraße kräftig zur Sache. Der Kellerberg verlangte uns hier schon Einiges ab.
Unterwegs leuchteten immer wieder große Anbauflächen übersät von leuchtend blauen Blumen, ein schöner Farbtupfer neben dem goldgelb gereiften Getreide.
Bald erreichten wir den Ort Schillingsfürst, dessen Schloss schon von Weitem grüßte.
Nach 32 Kilometern waren wir dann in Rothenburg ob der Tauber, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Riesige Parkplätze und kurz danach Scharen von Besuchern aus aller Herren Länder bevölkerten die Stadt. Da wir bei einer früheren Reise schon einmal hier waren, machten wir ein paar Schnappschüsse, fuhren aber ansonsten einfach durch. Es war uns zu hektisch, zudem hatten wir noch über 50 km vor uns. Wer den Ort jedoch nicht nicht gesehen hat, sollte sich unbedingt Zeit dafür nehmen.
Wie der Name "ob(erhalb) der Tauber" schon sagt, so fuhren wir in vielen Kehren hinab zum "Lieblichen Taubertal". Nach nur wenigen Kilometern waren wir wie in einer anderen Welt. Danach begann eine Radwegführung vom Feinsten, immer auf schön geteerten Radwegen, weit abseits vom motorisierten Verkehr entlang der Tauber. Aber wer nun denkt es ginge immer bergab, der irrt. Einige saftige Steigungen brachten uns schon ins Schwitzen, trotz der recht kühlen Temperaturen Anfang Juli.
In der gemütlichen Kleinstadt Creglingen legten wir eine Pause ein und entschieden uns hier, da es noch früh am Tage war, weiter nach Ochsenfurt zu fahren. Creglingen wurde mit Ochsenfurt durch die Gaubahn verbunden, wo der Zugverkehr aber endgültig seit 1990 eingestellt ist. Heute dient die Strecke als Radweg. Diesen benutzten wir aufgrund der nur maximal 3-prozentigen Steigung für unsere Weiterfahrt nach Ochsenfurt.
Bis Bieberehren fuhren wir noch entlang der Tauber, dann bogen wir ab und bewältigten fast mühelos die letzten 25 km nach Ochsenfurt. Hier hatte uns die dortige Tourist-Info (diese hatten wir in Creglingen telefonisch kontaktiert) bereits ein Zimmer reserviert. Wir nehmen bei unseren Reisen gern den Service dieser Büros in Anspruch und haben auch fast immer gute Erfahrungen gemacht. Ochsenfurt möchten wir jedoch ganz besonders hervorheben. Wir wurden bereits in Creglingen zurück gerufen und konnten somit entspannt die letzten Kilometer des Tages antreten.
Ochsenfurt ist eine schöne, gemütliche Kleinstadt am Main, für die man sich unbedingt Zeit nehmen sollte. Wir taten es jedenfalls.
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Tag 04 - 50 km - 169 hm - Ochsenfurt - Volkach
Die Wettervorhersage war für heute durchwachsen, und wir hatten uns in Ochsenfurt die Option offen gehalten, zwei Tage zu bleiben. Da es dann zum Frühstück gar nicht so schlecht aussah, entschieden wir uns zur Weiterfahrt. Prompt zum Abfahrtstermin fing es dann an zu tröpfeln, aber wir fuhren trotzdem los. Der offizielle Mainradweg verlief direkt hinter unserer Unterkunft, war aber wegen Bauarbeiten gesperrt. Anfangs war die Umleitung auch ganz gut ausgeschildert. Irgendwann fehlten die Schilder ganz, und wir standen in der Pampa. So fuhren wir ein kurzes Stück entlang der stark befahrenen Hauptstraße, um dann wieder auf den Radweg zu gelangen.
Nur acht Kilometer später kommt man nach Marktbreit. Der Radweg führt direkt am Main an der Stadt vorbei, aber man sollte unbedingt dem Slogan der Stadt folgen: "Nimm dir Zeit für Marktbreit".
Nach 16 km in Kitzingen hatte dann der kaum wahrnehmbare Regen aufgehört, und hin und wieder lugte die Sonne etwas durch. In 2011 fand hier die Bayerische Regionalgartenschau statt. Schöne Anlagen aus dieser Zeit schmückten die Promenade am Main. Wir vollzogen einen kleinen Stadtrundgang im Schnelldurchgang und schon ging es weiter.
Zwischen Mainstockheim und Dettelbach erhoben sich wieder viele Weinberge zu unserer Linken. Von Dettelbach bis Schwarzach mussten wir den Main verlassen und wie auf einem der vielen Abschnitte des Mainradweges entlang der stark befahrenen Straße radeln. Oft führt der Mainradweg entlang solcher Straßen. Wie schön war es da doch im Lieblichen Taubertal, wo man sich für die für Radler bessere Variante entschieden hat.
In Sommerach wurde es dann richtig weinseelig. In vielen idyllischen Hinterhöfen konnten wir Heckenwirtschaften erkennen. Da es jedoch noch über 10 km zu unserem angepeilten Ziel in Volkach waren, peilten wir den nächsten Weinort Nordheim an. Leider war hier "Tote Hose" angesagt. Also fuhren wir weiter nach Volkach, bezogen unser Zimmer und gingen dort zu einer gemütlichen Weinprobe über.
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Tag 05 - 36 km - 145 hm - Volkach - Schweinfurt
Für Samstag meldeten alle Wetterberichte übereinstimmend Regen. Nachdem es am Tag 04 (Donnerstag) bereits in Ochsenfurt leicht tröpfelte, wollten wir diesmal keine Kompromisse eingehen und entschieden uns, heute nur bis Schweinfurt zu radeln und dort zwei Tage zu bleiben.
Also ging es in Volkach los. Wir fuhren über die Mainbrücke zum gegenüber liegenden Weinort Astheim, bescherten ihm eine kleine Ortsrundfahrt mit dem Rad und kehrten über den Fluss wieder auf den Radweg zurück. Zuerst ging es ganz beschaulich durch die Gärten, jedoch kamen wir nach bereits nur einem Kilometer wieder an eine Kreisstraße, die der Radweg für die weiteren drei Kilometer begleiten sollte. Warum die Radler nicht über die Wirtschaftswege der direkt daneben liegenden Weinberge geführt werden, blieb uns ein Rätsel. Wir verließen jedenfalls den Radweg und wählten den wesentlich beschaulicheren Weg durch die Weinberge.
Fahr, die Perle an der Mainschleife liegt malerisch eingebettet zwischen Main und Rebhängen. Bekannt ist Fahr durch seine Mainfähre, und schon die Kelten erkannten die günstige Siedlungslage auf der Landzunge. Als wir dort ankamen, war gerade Fähr-Pause. So strampelten wir weiter, leider wieder entlang der ungeliebten Autostraße nach Wipfeld, wo wir dann mit der dortigen Fähre übersetzen konnten.
In Garstadt hatten wir das Gefühl, dass der Ort regelrecht von den riesigen Kühltürmen des nahen AKW Grafenrheinfeld erdrückt wird. Wir umfuhren das Gelände weiträumig und gönnten uns in Bergrheinfeld im "Gasthof zum Weißen Roß", einem Bett-und-Bike-Haus, eine angenehme Mittagsrast. Jetzt war es nicht mehr weit zur Tourist-Info von Schweinfurt, wo wir uns eine Unterkunft suchen ließen. Gewohnt haben wir im "Arcadia-Hotel," einem Vier-Sterne-Haus auf der Maininsel. Speziell für Radtouristen wird zu günstigen Konditionen eine komfortable Unterkunft mit einem gigantischen Frühstück angeboten. Hier haben wir es zwei Tage gut ausgehalten und konnten die kurze Regenperiode locker überstehen.
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Tag 07 - 67 km - 578 hm - Schweinfurt - Bad Königshofen
Heute ging es nun weiter. Der Regen hatte aufgehört, und wir wurden mit Sonne geweckt. Nur temperaturmäßig hatte es sich merklich abgekühlt. Sommer hatten wir uns irgendwie wärmer vorgestellt. Nun, für das heute zu erwartende Profil von etwa 65 km und 550-600 hm war das nicht so schlecht, da einem auch so warm wird.
In Schweinfurt bei dem Schild "Bad Königshofen 44 km" ging es los. Dieser und vielen anderen Ankündigungen, wo es von Schweinfurt alles hingeht, folgte dann erstmal kein Schild mehr nach Bad Königshofen, sondern diverse Nahziele. Deutschland fehlt einfach ein vernünftiger Radverkehrswegeplan. Andere Länder, wie die kleine Tschechei machen es vor (siehe hierzu unter folgendem Link). Aber unsere Totalversager als Verkehrsminister haben ja anderes zu tun (Ausländermaut, freie Nummernschilderwahl, Verscherbeln von Volkseigentum, hofieren von Lobbyisten, und, und, und). Und so kocht jeder Landkreis sein eigenes Süppchen. Zum Glück hatten wir uns vorher einen Track am PC geplant und fuhren danach. Im späteren Verlauf tauchten dann auch hin und wieder Schilder Richtung Bad Königshofen auf.
Wir durchstreiften weites, dünn besiedeltes Land. Immer wieder waren Felder entweder unbewirtschaftet oder nicht gespritzt, da sich mancherorts eine wahre Pracht von Wildblumen bot. Auf etwa der Hälfte der Strecke nach Bad Königshofen kamen wir in die Marktgemeinde Stadtlauringent. Diese glänzte mit einem schönen Rathaus und einigen netten Fachwerkhäusern. Oberlauringen wartete mit einem Schloss auf, das aber wegen einer Festveranstaltung auf dem Platz davor nicht zu erreichen war. Nur zwei KIlometer weiter, in Leinach, kamen wir zum "1. Fränkisch-Bayrischen Schäferwagenhotel". Das ist eine Bett-und-Bike Einrichtung. In einem bewaldeten Gelände stehen Schäferwagen, wie sie früher von Schäfern beim Hüten der Schafe benutzt wurden. Diese sind mit einem Doppelbett, einem Tisch mit Stühlen und einer kleinen Terrasse ausgestattet. Das fanden wir eine tolle Idee.
Nach 45 km in anspruchsvollem Gelände erreichten wir dann Bad Königshofen. Unsere bestellte Unterkunft im "Hotel Schlundhaus" lag direkt am Marktplatz. Alle Zimmer sind originell und individuell eingerichtetet. Wir brachten unsere Reisetaschen aufs Zimmer, nahmen im Restaurant eine kleine Mahlzeit ein und radelten dann ohne Gepäck zur 11 km entfernten Quelle der Fränkischen Saale. Eigentlich besteht die Saale aus zwei Quellflüssen, jedoch fanden wir nur eine Wegweisung zur nördlichen Quelle. Wo der Zusammenfluss nun statt findet, konnten wir mit unserem Kartenmaterial nicht ausfindig machen. Dann ging es wieder nach Bad Königshofen zurück, mit einer heftigen Portion Gegenwind. Zudem hatte sich der Himmel wieder bedrohlich schwarz zugezogen. Aber wir kamen trocken in Bad Königshofen an. Der Ort ist eine nette, kleine Kurstadt, wo sich ein Besuch sicher lohnt.
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Tag 08 - 78 km - 305 hm - Bad Königshofen - Ramsthal
Nach angenehmer Übernachtung im Schlundhaus wurden wir zwar sonnig, aber mit kühlen Temperaturen um 10 Grad und leichtem Nebel geweckt. Nach dem guten Frühstück ging es direkt zum Fränkische-Saale-Radweg. So wie man bei der bereits beschriebenen "Romantischen Straße" Wert auf "Straße" legte, lag hier der Schwerpunkt auf "Fränkischer Saale". Der Radweg orientierte sich fasst perfekt an dem Fluss.
In Bad Königshofen ist die Saale ein noch unscheinbarer kleiner Bach, was sich aber relativ zügig änderte und die Saale schon nach ca. 25 km eine stattliche Breite aufwies. Wir bannten einen letzten schönen Blick zur Kirche "Mariä Himmelfahrt" mit dem gewaltigen 62 Meter hohem Turm, dem Wahrzeichen der Stadt Bad Königshofen, auf unseren Fotoapparat, und dann ging es weiter flussabwärts entlang der jungen Fränkischen Saale.
Am Ortsende von Bad Königshofen wurden wir auf eine stillgelegte Bahntrasse geleitet und rauschten entlang des Flusses dahin. Relikte aus der Bahnzeit vergangener Tage, wie z.B. der alte Bahnhof von Kleineibstadt grüßten am Wegesrand. Dann wies ein Wegweiser in Form eines Fingers auf "Neunerbrünn" hin. Das war ein kleiner Teich, der in die nahe Saale abfloss, gespeist durch neun Quellen.
Die Infrastruktur des Radweges begeisterte uns neben der idyllischen Wegführung. Überall wurden Rastplätze angeboten, teilweise auch mit überdachten Sitzmöglichkeiten. Es machte einfach Spaß, hier unterwegs zu sein.
Dann sahen wir am Wegesrand eine Einfassung, wie bei einer Quelle. Wir hielten an und entnahmen der Hinweistafel: Sauerbrunnen - Mineralwasser! Wir nahmen eine Probe davon und stellten fest. Irgendwie schmeckt Gesundheit ganz schön fad und salzig.
Auf dem gemütlichen Marktplatz der Kurstadt Bad Neustadt an der Saale machten wir eine Kaffeepause, schlendeten danach ein wenig durch den Kurpark (radeln war hier verboten) und fuhren dann weiter. Auch hier, wie schon früher auf unserer Reise stellten wir fest, dass die Orte mit zum Teil wehrhaften Kirchen versehen waren.
In Nickerfelden unter der Linde beim Feuerwehrhaus legten wir unsere Mittgaspause ein und verzehrten die mitgebrachte Brotzeit. Da in diesem Ort heute Feuerwehrfest war, konnnten wir dort die nötigen Getränke erwerben.
Uns fiel auf, dass oftmals weite, flache Brücken mit vielen Bögen einfach über eine Senke führten. Wahrscheinlich ufert die Saale, deren natürlicher Lauf vom Menschen nicht verändert wurde, hier zu Zeiten des Hochwassers auf den Wiesen aus und bildet riesige Seen, die es dann zu überbrücken gilt.
Dann kamen wir an einen Bohrturm. Ab 1904 wurde als Ergänzung zu Bad Kissingen hier nach neuen Solequellen gebohrt. Man wurde mit dem Luitpoldsprudel als staatlich anerkannte Heilquelle seit 1908 fündig. Jetzt war es nicht mehr weit nach Bad Kissingen. Am Ortsanfang begrüßte uns die "Alte Saline" als Kernstück der industriellen Salzproduktion in Bad Kissingen aus dem Jahre 1779 unter Fürst Bischof Franz Ludwig von Erthal.
Bad Kissingen, als alter staatlicher Kurort wirkte sehr mondän. Hier fühlten wir uns nicht wohl und wollten somit nicht bleiben. Die Dame von der Touristinfo gab sich alle Mühe, eine Unterkunft außerhalb der Stadt zu finden, leider vergeblich. So radelten wir einfach weiter.
Im nächsten Ort, in Euerdorf hatte der einzige Beherbergungsbetrieb Urlaub. Wir fragten eine Passantin nach weiteren Übernachtungsmöglichkeiten. Diese gab sich alle erdenkliche Mühe, uns behilflich zu sein und suchte für uns im Nachbarort Ramsthal eine Unterkunft.
Im Weingut Fuchs wurde sie fündig. Dort kamen wir gut unter, kehrten beim örtlichen Griechen ein und ließen den Abend im Weingut ausklingen. Hiermit herzlichen Dank an die unbekannte Helferin.
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Tag 09 - 64 km - 357 hm - Ramsthal - Lohr am Main
Bei geschlossenem Fenster war es relativ leise in der kleinen Unterkunft in Ramsthal. Das Zimmer war zwar mit dem absolut notwendigen ausgestattet, aber wir fanden es für die Lage zu teuer.
Zur Abfahrt war es heute morgen sonnig, aber der heftige Westwind der letzten Tage hatte wieder zugenommen und machte uns das Leben, bzw. das Vorankommen mit dem Rad schwer. Bis nach Bad Kissingen war es relativ flach gewesen, aber seitdem mischten sich die einen oder anderen kleinen Höhen in den Wegverlauf. Am Horizont tauchte die Burgruine von Trimberg auf, die hoch oben über der Stadt thronte, der Ort selbst lag recht idyllisch an der Fränkischen Saale.
Auf dem Gebiet der Gemeinde Fuchsstadt auf einem ebenen Plateau, wie eine Halbinsel von der Saale umschlossen, liegt die Erdfunkstelle Fuchsstadt. Sie wurde von der Deutschen Bundespost gebaut und wird derzeit vom US-amerikanischen Unternehmen Intelsat betrieben. Bis in die 1990er Jahre war Fuchsstadt ein bedeutender Knotenpunkt des weltweiten Kommunikationsnetzes.
Nach 18 km und einigen Anstiegen erreichten wir Hammelburg. Der Himmel sah bedrohlich dunkel aus, aber es regnete nicht. Auf dem schönen Marktplatz der Stadt, die sich als älteste Weinstadt Frankens rühmt, machten wir eine kleine Pause und sahen dem Treiben dort zu.
In der Gemeinde Gräfendorf wurden wir auf das Baumhaushotel Seemühle hingewiesen. Es handelt sich um Unterkünfte in Baumhäusern. Näheres dazu findet ihr mit den einschlägigen Suchmaschinen im Internet. Dann bot sich ein Brückenpfeiler und ein Schloss an. Der Brückenpfeiler ist ein Relikt aus vergangenen Zeit, als hier wohl die Reichsautobahn von Fulda nach Würzburg verlief. Bei dem Schloss witzelten wir während der Fahrt, dass es das Wirtshaus im Spessart sein könnte, das Internet belehrte uns: Schloss Seewies ist ein Erotikhotel. Naja, da lagen wir gar nicht so verkehrt.
Kurze Zeit später, noch gespiekt durch ein paar Windböen, die uns fast vom Rad holten, erreichten wir Gemünden. In der beschaulichen Altstadt kehrten wir für eine kurze Verschaufpause ein, ehe wir zum letzten Mal die Fränkische Saale überquerten. Hier mündet die Saale in den Main. Die Mündung selbst konnten wir nicht sehen, da sich diese genau unter der Mainbrücke vollzog.
Wir fuhren auf die linke Seite des Mains zu unserem heute angepeilten Ziel, nach Lohr am Main. Auf schönen, ruhigen Wegen erreichten wir die Schneewittchenstadt mit den sieben Zwergen und dem zugehörigen Schloss. Lohr ist stolz darauf, dass hier das Grimmsche Märchen seinen Ursprung haben soll, wie die Chronik des Schlosses belegt:
"Hier im Schloss wurde 1725 ein Mädchen mit dem Namen Maria Sophia als Tochter des Oberamtsmannes Christoph Philipp von Ertahl und seiner Frau Maria Eva geboren. Nach dem Tod der leiblichen Mutter heiratete der Vater die schöne, aber sehr eitle Claudia Elisabeth von Reichenstein. Ihr schenkte er einen wunderschönen, in der Lohrer Spiegelmanufaktur hergestellten Spiegel, den man heute noch im Schloss bewundern kann. Der Spiegel hat eine Inschrift, mit der er zum Betrachter "spricht". Wer anders als Schneewittchen könnte dieses Mädchen gewesen sein?"
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Tag 10 - 74 km - 291 hm - Lohr am Main - Tauberbischofsheim
Wir verlassen Lohr am Main bei Sonne, aber zapfigen 14 Grad. Schneewittchen grüßt ein letztes Mal von der großen Plakatwand mit "Auf Wiedersehen in Lohr"!
Rechts vom Main, also auf der gegenüberliegenden Seite des Radweges lag nach 10 km idyllisch der Ort Bergrothenfels mit der gleichnamigen imposanten Burganlage. Wenige Kilometer später erreichten wir den Ort Marktheidenfeld und machten einen kleinen Abstecher über den gemütlichen Marktplatz. Kurz danach, zwischen Lengfurt und Homburg begannen wieder Weinberge am Main. Nahe der Autobahn A3 zeigte ein großer Sandstein an, dass wir jetzt in Baden-Württemberg angekommen sind. Luftlinie nur 4 km entfernt lag Wertheim, aufgrund der großen Mainschleife, die es zu umfahren galt, waren aber noch 10 km zu strampeln.
Wertheim ist wieder einer der sehenswerten Orte, aber wir besuchten ihn im Schnelldurchgang, sonst kommt man nicht voran. Hier verließen wir den Main-Radweg wieder und schwenkten in das "Liebliche Taubertal" ab. Tal und Landschaft sind schon lieblich, aber die Radwege haben es (steigungsmäßig) in sich.
Uns gelüstete nach einer kleinen Einkehr, aber unterwegs zwischen Wertheim und Tauberbischofsheim gelang es uns nicht, einen offenen Biergarten zu finden. So fuhren wir nach Tauberbischofsheim und dort direkt zur Tourist-Info, um eine Bleibe zu suchen. Die Dame führte private Telefongespräche und schien keine Lust auf Gäste zu haben. Nachdem sie sich endlich Zeit nahm, wurden wir und inzwischen weiter hinzugekommene Radler einfach mit einem Gästeverzeichnis abgespeist und uns selbst überlassen. Nebenbei wurde noch auf die klamme Finanzlage der Stadt hingewiesen. So was haben wir bei unseren Reisen noch nicht erlebt. Wir kommen ja nicht in die Stadt, um sie auszuplündern, sondern durch unsere Ausgaben bleibt doch etwas hängen.
In der Pension Stein, einem Bett-und-Bike Betrieb, fanden wir eine nette Unterkunft.
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Tag 11 - 63 km - 458 hm - Tauberbischofsheim - Mulfingen/Jagst
Der Abschluss im Bett-und-Bike Betrieb ließ dann doch zu wünschen übrig. Kartenzahlung war ein Fremdwort. Naja, wir waren schon manches Mal nicht so überzeugt von Bett-und-Bike.
Dann verließen wir die Stadt. Im Gegensatz zu gestern war heute das Gelände bis Bad Mergentheim flach und ohne nennenswerte Anstiege. In Lauda-Königshofen machten wir am Narrenbrunnen halt, kurz danach grüßte eine Fahrrad-Plastik der Lauda-Werke am Wegesrand. Dann nach 20 km erreichten wir Bad Mergentheim. Nach einer kleinen Stadtbesichtigung im Schnelldurchgang begann das Bergprogramm. Hier war geplant, das Taubertal zu verlassen und in das Jagsttal zu wechseln. An den Steigungen hatten wir mit Gepäck ganz schön zu knabbern.
Endlich war der letzte Höhenzug erreicht und wir konnten die nächsten 6 km ins Jagsttal nach Dörzbach hinab rollen. Nun ging es an der Jagst weiter. Was wir gestern schon im Taubertal von Wertheim nach Tauberbischhofsheim erlebten, war hier wieder so. Keines der Gasthäuser am Wegesrand hatte geöffnet - großartige Ankündigungen am Jagst-Radweg und dann einfach geschlossen, ohne jeglichen Hinweis vorher.
In Mulfingen fanden wir dann einen Einkaufsladen mit Bäckerei. Hier kehrten wir ein. Da es noch früh war und wir erst knapp 50 Kilometer gefahren waren, radelten wir weiter, stellten jedoch nach wenigen Kilometern fest, dass es wohl demnächst keine Unterkunft mehr geben würde. In Erbach im Getränkemarkt Prümer verhalf uns dann die nette Besitzerin zu einer Unterkunft in Mulfingen. Wegen schlechtem mobilen Netz war es uns inzwischen nicht mehr möglich, über das Smartphone eine Unterkunft zu finden. So fuhren wir die sieben Kilometer wieder zurück und bezogen unser Zimmer im Gasthof Zur Krone in Mulfingen.
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Tag 12 - 46 km - 471 hm - Mulfingen/Jagst - Crailsheim
Heute morgen waren wir noch ganz geschafft von dem "üppigen Nachtleben" in Mulfingen und entschlossen uns, mit dem heutigen Tage die Radreise zu beenden. In Crailsheim gab es eine Zugstation, von wo wir mit dem Bayernticket zurück nach Rosenheim konnten. Und die ca. 45 km sollten ja auch locker zu packen sein.
Also ging es los. Die ersten 7 km nach Eberbach waren uns inzwischen bestens bekannt, da wir sie gestern schon einmal hin und zurück gefahren sind. Auch die weiteren 16 km ging es noch gemächlich dahin.
Dann war Schluss mit lustig. Eine Radwegführung entlang der Jagst war nicht mehr möglich und wir mussten steil hinauf, in zwei Etappen, jeweils über 120 hm mit zum teil zweistelligen Steigungs-Prozenten. Einmal wurde es so steil, dass ein fahren mit Gepäck nicht mehr möglich war, ohne einen Sturz zu riskieren. Insgesamt waren über 20 km in diesem bergigen Profil zu bewältigen. Das macht mit beladenen Reiserädern keinen wirklichen Spass. In Crailsheim angekommen, waren wir fertig für den Tag.
Wir suchten den Bahnhof auf und nahmen den nächsten Zug nach Nürnberg und von dort weiter nach Rosenheim.
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Zusammenfassung - 658 km - 3.931 hm
An den 12 Tagen haben wir 658 km und 3.931 hm zurückgelegt. Das sind im Schnitt 60 km und 357 hm. Die gesamte Strecke, die wir auf der Romantischen Straße gefahren sind war hügelig, ebenso Teile des Lieblichen Taubertals, der Unterlauf der Fränkischen Saale, etwa ab Bad Kissingen, die Verbindungen zwischen den Tälern von Main und Saale, bzw. von Tauber und Jagst und nicht zuletzt der Radweg entlang der Jagst, zumindest der Bereich, den wir gefahren sind.
Außer dem Main-Radweg waren andere Radwege wie Fränkische Saale, Tauber und Jagst kaum von anderen Radreisenden frequentiert, in manchen dieser Abschnitte waren wir so gut wie allein unterwegs. Noch ein Wort, in welcher Richtung man am Besten fährt. Meistens weht der Wind bei uns aus West. Und wir hatten auf der gesamten Reise Wind aus West, NW oder SW. Ein Großteil unserer Streckenführung verlief also gegen den Wind.
Wie immer haben wir Links hinzugefügt, vornehmlich von Wikipedia. Die Orte und den Streckenverlauf haben wir nach unseren eigenen Interessen ausgesucht. Ebenfalls stellen die eingefügten Kommentare und Berichte zu einzelnen Objekten unsere persönliche Meinung dar.
Rosenheim, im Juli 2016
Kurt Schmidt
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