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erstellt von Monika am 29.05.2012 / letzte Änderung am 03.10.2019
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Begonnen hat alles im letzten Jahr. Nachdem Stefan seinen Plan, mit 50 die Nove Colli zu fahren, verwirklicht hat, entschied ich nach einer Probefahrt mit dem Rennrad einer Radlfreundin, auch ich brauche ein Rennrad. Von Mai bis Oktober gingen noch etliche Monate ins Land, bis ich endlich Besitzerin eines Rennrades wurde.
Die ersten Trainingsfahrten über den Samerberg im November waren schon ein bisschen fröstelich. Denn der Entschluss stand fest. Ich werde mit 50 die kleine Runde der Nove Colli fahren - die cinque colli. Aber dann kam erst mal der Winter und das Rad hing in der Garage. Mit den ersten trockenen und sonnigen Tagen wurde das Training im Frühjahr wieder aufgenommen. Mein Arbeitsweg von Rosenheim nach Prien gab eine gute Grundkondition und dann kamen Höhenmeter über den Samerberg und Irschenberg dazu. Steffen, unser dritter Mitstreiter bei den Colli, erbarmte sich als Trainingscoach und forderte mir einiges an Tempo und Höhen ab. Allmählich begann mir das Rennradeln Spaß zu machen. Eine Woche vor Cesenatico holte mich ein Rosenheimer Autofahrer vom Rad. In den Sekunden bis zum Aufprall sah ich meine Nove Colli Teilnahme davonfliegen. Glücklicherweise waren weder Mensch noch Fahrrad schwer verletzt, so dass sich die Schäden recht schnell beheben ließen. Die Nove Colli war - fürs erste - gerettet.
Und dann ging es auf nach Cesenatico. Dort erwartete mich die erste Enttäuschung: die kleine Runde sind keine cinque colli, sondern nur quattro - seis drum, an den Gesamthöhenmetern von ausgeschrieben 1870 bei 130 km änderte das nichts. Dann landete Monika Bruchpilot nochmals auf der Straße - diesmal aus Unachtsamkeit. Die vor mir Fahrenden Kurt und Stefan mussten abrupt bremsen. Ich hatte glücklich radelnd vor mich hingeträumt und konnte nicht mehr bremsen. Die Gasse zwischen den beiden verengte sich, da beide sich grade im ungünstigsten Moment nach mir umdrehten - und da lag ich dann mitsamt RennRadl auf dem Asphalt. Das Knie war hin, der Vorderreifen schleifte. Steffen machte den Reifen wieder rund, und das Knie wurde ignoriert. Kurt geriet ins Schwitzen, weil sein ganzer Zeitplan dahin ging. Aber endlich konnten wir weiterfahren. Wir drei Rennradler (Steffen, Stefan und ich) verließen die Gruppe, um über Poggio Berni, Torriana und Verucchio einige Höhen einzufahren. Auf dem Anstieg nach San Marino sahen wir von Steffen bald nichts mehr. Stefan konnte ich noch überholen, was ihn so schockierte, dass er anzog und ich auch ihn bald aus den Augen verlor. Eine Umleitung wegen einer historischen Autorally kostete zusätzlich Zeit. Dennoch erreichte ich als erste die Gruppe am vereinbarten Treffpunkt, da sich die beiden männlichen Rennradler in der Altstadt verirrt hatten. Zum Glück gibt’s Handys. Schließlich fanden wir uns wieder. Wir Rennradler trennten uns nach der Abfahrt wieder von den anderen, um über Asphalt nach Valverde zurückzufliegen. Das Windschattenfahren klappte inzwischen gut.
Am nächsten Tag gab's das Fotoshooting mit unseren eigens gefertigten RoRadln-Trikots und eine kleine Tour mit den Mountain Bikes und Tourenrad, um die Rennmuskeln für den großen Tag zu schonen und Monikas Rennrad im Stall vor weiteren Unfällen zu sichern. Und nun gab es die nächste Enttäuschung: das Wetter war für die Nove colli regnerisch angesagt.
In der Nacht davor sollten uns noch die Ausläufer eines Erdbebens erreichen. Ich habe zwar davon geträumt, dass es gewackelt hat, aufgewacht bin ich aber nicht. Frühstück um 4:45 und Aufbruch um 5:30 fand ich hart und viel zu früh. Wir starteten in der letzten Gruppe, die im letzten Jahr statt um 6:20 sich erst um 6:45 in Bewegung gesetzt hatte. Aber Stefan bestand darauf. Wir konnten die Zeit dann ganz gut nutzen, weil Steffen einen Platten hatte - wohl zu fest aufgepumpt - der Schlauch war über Nacht geplatzt. Heldenhafterweise begleiteten uns Silvia und Thomas zu so früher Stunde zum Start. Dort standen wir dann noch gut eine Stunde rum, bis es losging. Glücklicherweise blieb es erst mal trocken und relativ warm. Aber Armlinge, Beinlinge und Regenjacke konnte ich gut brauchen. Und dann ging's gegen 7:00 wirklich los. Der Pulk setzte sich in Bewegung. Steffen und Stefan schoben sich durch die Menge und ich habe sie schon bald aus den Augen verloren. Das hintere Feld zog sich schnell auseinander. Bald radelte ich ganz alleine. Ich fand keinen Windschatten, weil die einen zu langsam und die anderen zu schnell fuhren. Und nun kam die dritte Enttäuschung: die großen Straßen waren für uns Schlusslichter nicht mehr abgesperrt und wir mussten uns mit dem Autoverkehr plagen. Nach 35 km kam der erste Hügel, Polenta. Und hier traf ich dann wieder Mitradler, an denen ich locker vorbeiziehen konnte - ein echt erhabenes Gefühl. Bei der Abfahrt wurde ich dann wieder überholt - wegen der größeren Schwungmasse der anderen. In der Ebene war ich wieder alleine. Zwischenzeitlich bekam ich Zweifel, ob ich überhaupt noch auf der richtigen Route bin. Aber beim nächsten Anstieg zum Pieve di Rivoschio traf ich doch wieder andere, die ich überholen konnte. Zwischenzeitlich hatte es zu regnen begonnen, zusammen mit einem gefühlten Temperatursturz um 5 Grad. Armlinge und Beinlinge blieben an, die Regenjacke wurde an- und ausgezogen - eine zeitraubende Prozedur. Auch die eine oder andere PPause kostete Minuten. Nach dem Anstieg kam ein kilometerlanger Höhenzug mit fantastischen Aussichten in bizarre Berglandschaften rechts und links. Auf dem dritten Hügel, dem Ciola, gab es eine größere Verpflegungsstation. Hier aß ich einen Teller Pasta und Salami-Brote, um mich dann bald an den Anstieg zum Barbotto zu machen, der mit 18% die steilsten Anteile der Nove Colli hat. Auch hier beflügelte mich die Tatsache, dass ich locker an anderen vorbeiziehen konnte. Einige schoben ihr Rad sogar. Bei Kilometer 105 trennte sich bei Sogliano die kleine von der großen Tour. Nach wenigen Kilometern kamen die Strecken wieder zusammen und jetzt wurde es ganz unangenehm. Denn von der großen Tour kamen immer wieder Pulks sehr schneller Fahrer, die mich mit Tuchfühlung überholten, abdrängten und in Kurven schnitten. Auch hatte es wieder zu regnen begonnen. In einer Abfahrt mit steilen Serpentinen zerbröselte es einige Fahrer. Die Straße war spiegelglatt geworden. Der Autoverkehr nahm zu. In der Ebene verteilte es sich dann wieder besser und etwa 10 km vor dem Ziel konnte ich die Gruppe telefonisch informieren, dass ich bald einfahren werde. Kurz vor 15:00 h nach 7h 59' war ich im Ziel, ohne Unfall oder technische Panne und nicht wesentlich erschöpft. Mein Tacho zeigte 136 km, 2034 hm und eine reine Fahrzeit von 7h 17'. Ich war zufrieden und gesellte mich zu den anderen, um nach nur 45 Minuten Steffen und - 1h 50' später - Stefan ins Ziel rollen zu sehen. Den Film über die NoveColli 2012 Film könnt ihr hier sehen.
Am nächsten Tag war Radl-Pause angesagt. Wegen des regnerischen Wetters schlossen sich die anderen an, und so machten wir zusammen einen Spaziergang in die Altstadt und zum Hafen von Cesenatico. Ab Dienstag wurde dann nur noch mit dem Mountain bike gefahren, was angesichts der Straßen (auf der Nove Colli gab es eigens Warnschilder: "Strada desolata") sicherlich die komfortablere Fahrradwahl ist. Vom Training profitierte ich auch bei unseren weiteren Touren. Auch härtere Anstiege schaffte ich gut. Auch nach der Weinprobe hielt ich mich wacker im Sattel. Nur die Schotterpiste am Mittwoch holte mich kurzfristig und unfreiwillig vom Rad. Aber diesmal gab es keine Blessur. Die Abfahrt durch das Rubiconetal am Donnerstag entschädigte für alle Anstrengungen mit besonderem Radlspaß - da hat's dann auch den Harry überkommen und zusammen mit Steffen haben wir richtig reingetreten und sind dahin gejagt. Steffen und Stefan hatten sich schon am Mittwoch ins Meer gewagt, ab Donnerstag auch Irmi, Harry und ich. Am Freitag kamen noch Uschi und Kurt dazu. Meerwasser und Sonne taten nach den Radlfahrten richtig gut. Nur vor dem Besteigen der Felsen im Meer muss ich warnen. Die Felsen sind getränkt vom Blute von Harry, Steffen, Stefan und Uschi, die sich beim Aufstieg unbemerkt an scharfen Muscheln geschnitten hatten. Hier blieb nur der Bruchpilot Monika heile. Und wir tauften sie die Blutfelsen.
Leider ist der Urlaub nun wieder vorbei. Nach einer Welle der Trauer habe ich mich heute aber vergewissert: auch am Samerberg ist es schön und das Training wirkt noch - nach Steinkirchen hoch komme ich deutlich schneller und leichter als noch vor ein paar Wochen. Und dass ich dranbleibe, da sorgt schon meine Arbeit dafür.
Ein dickes Kompliment an Kurt. Sowohl die Touren vor der Nove Colli mit besonderen Einlagen für die noch trainingsbedürftigen Nove Colli-Fahrer als auch die Touren danach waren super geplant. Durch flexible Änderungen und Anpassungen konnte uns auch das etwas unstete Wetter die Radllaune nicht vermiesen.
Ich freue mich schon auf die nächsten gemeinsamen Radlaktivitäten. Herzlichen Dank!
Monika
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