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erstellt von Kurt am 12.09.2023 / letzte Änderung am 11.10.2023
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Vom Brenner durch die Dolomiten, zu den Euganeischen Hügeln und durch das Etschtal zurück nach Bozen
Inhaltsverzeichnis
Wie so oft bei unseren Radreisen kommt es selten so, wie geplant. Warum sollte es diesmal anders sein.
Im Frühjahr ging von einigen RoRadlern der Vorschlag aus, mit Berr die Tour Alpe-Adria zu fahren. Uns war allerdings nicht daran gelegen, mit 20-30 weiteren Personen durch die Alpen zu strampeln. Einer weiteren RoRadlerin ging es ebenso. Also plante ich eine eigenständige Reise.
Als der Termin näher rückte, spielte das E-Bike von Uschi verrückt, und eine Reise mit einem defekten Rad durch die Alpen kam für uns so nicht in Frage. Zum Trost war dann auch noch das Wetter im Zielgebiet mit täglichem Regen nicht optimal. Sicherlich hat unser Schutzengel da Schwerstarbeit geleistet, um uns von dieser Tour abzubringen.
Ein neuer Termin mit anderer Wegführung wurde für September ins Auge gefasst. Und wahrhaftig, Anfang September bildete sich ein stabiles Hoch und wir fuhren los.
Die Planung hatte ich angepasst: Mit dem Zug zum Brenner, dann Eisacktal, Pustertal, Langer Weg der Dolomiten, Piavetal, Valsugana, Euganeische Hügel, Mincio, unteres Etschtal über Trient nach Bozen. Hier wollten wir mit Astl zurück fahren. Leider hatte dieser entgegen andere Aussagen vor Reisebeginn doch keinen Platz für uns im Bus. Aber eine Zugfahrt mit vier mal umsteigen und jeweils neuen Fahrkarten in drei Ländern hat ja auch was - das vereinte Europa lässt grüßen.
06.09.23 - Rosenheim-Kufstein Bahn Brenner-Mühlbach
Wir fuhren mit dem Rad nach Kufstein. Auf die DB wollten wir uns nicht verlassen. So ging es um 6:15 Uhr in Rosenheim bei wolkenlosem Himmel los. Es war schon arg frisch, und über dem Inntal lagen noch dichte Nebelschwaden. Bei dieser Suppe gibt es bestimmt keinen Erler Wind, dachten wir. Aber nach Nußdorf riss es auf, und der berühmt, berüchtigte Wind zeigte sein ganzes Können.
Nach knapp zwei Stunden erreichten wir Kufstein und wurden von einer äußerst freundlichen ÖBB-Mitarbeiterin beraten (wenn wir da an das arrogante BRB-Personal in Rosenheim denken). Der Zug nach Innsbruck stand bereit, und wir sicherten uns einen guten Platz.
Pünktlich auf die Minute erreichten wir Innsbruck. Der Bahnhof ist komfortabel mit Aufzügen, die 40 Personen oder zig Fahrräder auf einmal transportieren können. Um 11:28 Uhr, wieder superpünktlich kamen wir am Brenner an. Hier hörte der Spaß allerdings erstmal auf. Aufzüge! Fehlanzeige! Und das schon solange wir dort umsteigen (zuerst 1997). Also die schweren Räder mit oder ohne Gepäck die 20 Stufen hinab und drüben wieder hoch. Da braucht man gleich einen Tag länger Urlaub. Am Ausgang angekommen buchten wir schnell noch die Unterkunft in Mühlbach, und dann ging es los.
Der Eisacktal-Radweg ist durchgehend geteert, und es ging am heutigen Tage über 950 hm bergab, aber auch 350 hm bergauf. Die Wegführung ist malerisch hoch über dem Tal auf der alten Bahnstrecke durch Tunnel und meist mit sanftem Gefälle. Diese Wegführung ist allerdings auch bei Rennradlern beliebt, die auf diesen Strecken sich mit hohen Geschwindigkeiten in großen Gruppen austoben. Eine kleine Unebenheit auf der Straße brachte einen Raser aus dem Gleichgewicht und mit ihm weitere Teilnehmer zum Sturz. Glücklicherweise war ich schon vorher auf den
Randstreifen ausgewichen, sonst wäre vielleicht hier schon unsere Reise zu Ende gewesen.
Bald kamen wir nach Sterzing, das wir jedoch nur durchquerten. Bei anderen Reisen, wie Alpe-Adria oder Eisacktal - eine Radtour vom Brenner nach Bozen haben wir uns diesem Teil ausgiebig gewidmet.
Die Beliebtheit das Eisacktalradweges hat aber auch zur Folge, dass viele von Reiseveranstaltern organisierte Gruppen unterwegs sind. So waren wir immer wieder von 20-30 Personen eingekesselt. In Mittenwald legten wir in einer Bar eine längere Pause ein, um den Tross an uns vorbei ziehen zu lassen. Kurz hinter dem Ort, am Eisack-Stausee, führte der Weg imposant unter den Pfeilern der Autobahn hindurch. Rückwärtig bot sich ein schöner Blick auf Franzensfeste an. Jetzt war es Zeit, sich von dem Eisacktalradweg zu verabschieden, wir bogen links ins Pustertal Richtung Mühlbach ab, unserem heutigen Tagesziel. Im Gasthof "Zur Linde" bezogen wir unser Nachtquartier in dem recht beschaulichen Ort.
Heute morgen war es recht frisch, da um diese Jahreszeit die tiefer stehende Sonne etwas länger braucht, um die engen Täler zu erreichen. Das heutige Höhenprofil könnte das Spiegelbild von dem gestrigen sein, fast 700 hm hinauf und 200 hm hinab.
Kurz hinter dem Ort kamen wir zu der historischen Mühlbachklause, einer Tal- und Straßensperre sowie einem militärischen Bollwerk, an der seit 1288 Zoll erhoben wurde. Wir konnten ohne Probleme passieren.
Wenig später entfernten wir uns von der Straße, überquerten die Rienz und fuhren auf schönen Wegen, ständig bergauf und bergab Kienz entgegen. Danach wurde es bergiger, teils mit Steigungen bis 14 %. Aber was bei früheren Touren mit Reisegepäck und ohne Motorunterstützung eine Herausforderung darstellte, wurde jetzt lediglich mit einer stärkeren Unterstützungsstufe bedacht. So ändern sich die Zeiten.
Jetzt war es nicht mehr weit nach Bruneck. In dieser netten Stadt legten wir eine kurze Besichtigung ein und suchten uns eine Unterkunft in Toblach, was sich als nicht einfach und letztendlich als die teuerste Bleibe dieser Reise erwies. Unser Fazit: Wer Toblach und Umgebung nicht unbedingt als Ausgangsbasis benötigt, sollte entweder verzichten oder langfristig vorher dort buchen.
Aus der Stadt hinaus kamen wir wieder an die Rienz. Das Gelände war jetzt durchgehend anspruchsvoller und knabberte an unseren Akkus. Aber es gab immer wieder Abwechslung, unter einer Schwindel erregend hohen Brücke hindurch, entlang und über die sich als Wildbach präsentierende Rienz, durch lange Tunnel und immer den von Weitem grüßenden Dolomitengipfel mit ihren markanten Felsspitzen entgegen. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein ohne ein Wölkchen am Himmel.
In Olang wird die Rienz zum etwa 2 km langen Olanger See aufgestaut, der sich recht idyllisch in die Landschaft einpasst. Einige Kilometer vor Toblach hatte ich mein Navi schon auf das Hotel in Toblach eingestellt, und so wichen wir vom Pustertalradweg ab. Das erwies sich allerdings als nicht so glücklich, denn bei der Wegsuche ist mein Navi nicht zimperlich und plant Wege, die zwar mit dem MTB, aber nicht mit zusätzlichem Reisegepäck optimal zu fahren sind. Aber das meisterten wir schließlich auch, die Spitzen der Sextner Dolomiten waren jetzt zum Greifen nah und unsere Unterkunft in Toblach erreicht.
08.09.23 - Toblach - Pieve di Cadore = Langer Weg der Dolomiten
Heute stand wohl die schönste Route dieser Reise an. Der Lange Weg der Dolomiten (ital. Lunga Via delle Dolomiti) bzw. Dolomiten-Radweg (ital. Ciclabile delle Dolomiti) ist ein Radwanderweg auf der ehemaligen Trasse der Dolomitenbahn. Er führt von Toblach (Dobbiaco) über Cortina d’Ampezzo nach Calalzo di Cadore und verbindet damit die italienischen Provinzen Südtirol und Belluno.
In Toblach auf 1.200 Metern über N.N. war es mit 8 Grad recht frisch. Der Toblachsee präsentierte sich im Morgenlicht mit den leichten Nebelschwaden geradezu mystisch. Als nächstes wartete in Blickrichtung links der hier berühmte "Drei-Zinnen-Blick" auf uns und die vielen anderen Radler, die hier unterwegs waren. Nur die vom ersten Tag erwähnten Radgruppen waren noch nicht auf dieser Piste.
Am Dürrensee mit seiner prächtigen Kulisse der Cristallogruppe mit dem Monte Cristallo (3221 m) als höchsten Berg hatten wir bereits 1.400 m Höhe erreicht. Nach den obligatorischen Schnappschüssen für den heimischen Urlaubskalender ging es weiter hinauf zum Pass "Cimabanche" auf 1.530 m. Und hier waren sie wieder, die "vermissten" Radgruppen, die mit dem Bus auf den Berg gehievt wurden, um dann vor uns hinab ins Tal zu brausen, vielleicht 40-50 an der Zahl. Bis nach Cortina hatten wir jetzt das "Vergnügen". Dann waren wir sie los. Das folgende Gelände hätte wohl auch nicht zu dem Publikum gepasst.
Nach dem Pass wurde die Landschaft von Mal zu Mal gewaltiger. Die alte Bahntrasse führte durch einen Tunnel und anschließend über eine gewagte Brückenkonstruktion. So rollten wir mit ständig neuen Eindrücken Cortina d’Ampezzo entgegen. Wir ließen den Ort allerdings rechts unter uns liegen und radelten weiter bergab, unterbrochen durch einige Umfahrungen der ursprünglichen Strecke mit manchen, nicht unerheblichen Zwischenhöhen auf z.T. schlechtem Untergrund.
Vor dem Ende der Strecke in Calalzo di Cadore wurde das Tal neben uns immer tiefer, und wir befanden uns trotz dem Gefälle unserer Strecke ca. 300 m über dem Talgrund, geklebt an den Berg auf einer alten Bahntrasse. Hier warteten dann auch die meisten Tunnel dieser Strecke auf uns.
In Pieve di Cadore wohnten wir mitten in der Altstadt im "Hotel Al Sole". So unternahmen wir einen kleinen Rundgang, fotografierten das Titzian-Denkmal (Tizian ist hier geboren), warfen einen Blick auf den 300 m tieferliegenden Piave-See, gönnten uns in der Bar am Hauptplatz einen Wein und beobachteten das Geschehen um uns herum.
09.09.23 - Pieve di Cadore - Cesiomaggiore
Nach den vielen staubigen Wegen war heute morgen erst einmal Radpflege angesagt, da die Kette sich hörbar bemerkbar machte.
Wie gestern schon beschrieben, liegt Pieve di Cadore hoch über dem Piavetal. So waren auf den ersten 10 Kilometern schon mal fast 500 hm bergab fällig. Wo es vor Jahren für die Radler noch Lücken gab, also die Autostraße fürs Weiterkommen genutzt werden musste, waren diese auf unserer Strecke vollkommen geschlossen. Teilweise ist die Autostraße SS51 (von Vittorio Veneto nach Cortina d'Ampezzo) neu ausgebaut und die alte SS51 nur für Radler und Anlieger freigegeben. Da lässt sich natürlich herrlich radeln.
Das Piavetal wurde immer breiter, und der große Gebirgsfluss nimmt sich seinen Platz. Bis Codissago konnten wir die alte SS51 mit zum Teil atemberaubender Wegführung nutzen. Danach ging es auf ruhige Nebenstraßen und gut ausgebauten Radwegen weiter.
Nach 45 km der heutigen Strecke machten wir einen Abstecher nach Belluno. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Venetien und liegt am Fluss Piave. Die schöne Innenstadt hat viele historische Bausubstanz. Nach gemütlicher Einkehr versuchten wir bei etwas wuseligem Verkehr wieder unsere geplante Route zu finden. Bald hatte uns der Track wieder, links von uns entlang dem breiten Flussbett des Piave, rechts begleitet von den imposanten Gipfeln der Dolomiten.
Auf einem schönen und geteerten Waldweg erreichten wir unsere heutige Unterkunft, einen Bio-Vegan Agriturismo-Betrieb mitten im Nichts. Der Preis des Abendessens schockte uns auf den ersten Blick, und wir suchten nach einer Lösung außerhalb des Hauses. Bei näherer Betrachtung ließen wir uns darauf ein und bekamen eine fantastische Küche geboten. Es wäre schade gewesen, diese Erfahrung nicht gemacht zu haben.
10.09.23 - Cesiomaggiore - Marostica
Die Abfahrt verzögerte sich, weil ich bei der Trackplanung für den heutigen Tag einen Fehler gemacht hatte. Also wurde der PC nochmal ausgepackt, alles neu generiert und auf die Handgeräte geladen. Dann konnte es losgehen.
In Busche verließen wir den Piave endgültig, der seinen Weg hier in Richtung Süden fortsetzt. Wir blieben in westlicher Richtung und steuerten auf Feltre zu. Der Weg dorthin war gesäumt von einzelnen, verstreuten Höfen, mal ein kleiner Bambuswald, Gemüse- und Obstgärten und überall lagen Haselnüsse zum Trocknen aus.
Dann kamen wir in die Stadt Feltre. Zum Zentrum ging es durch die engen Gassen hinauf, und oben war alles zugestellt mit Gerümpel für einen Flohmarkt. Wieder hinab zur Unterstadt wurden wir von Trommelwirbel empfangen. Fahnenschwenker kündigten ein Volksradfahren an. Vor denen wollten wir uns schnell aus dem Staub machen und fuhren leider mit viel Höhenmetern in eine Sackgasse. Nach der Umkehr und wieder unten in der Stadt waren nun alle Radler vor uns. Jedoch trennten sich unsere Wege kurz danach.
Der weitere Weg war wieder sehr romantisch durch Gärten und Obstplantagen eingefasst in Mauern in Trockenbauweise, also ohne Mörtel. In Fonzaso war eine Kirche direkt in die steile Felswand hoch über dem Ort gebaut. Hier schwenkten wir nun auch südlich ab, überquerten den Fluss Crismon und kamen kurz danach an dessen Stausee, den Lago di Corlo.
Heute hatte er wenig Wasser, so dass er zu Beginn noch trocken war und Reste einer sonst versunkenen Bebauung zu sehen waren. Nach weiteren fünf Kilometern war dann schon wegen der Tiefe mehr Wasser vorhanden, Badegäste mussten jedoch einige viele Schritte mehr bis zur Wasserkante zurücklegen. Wir fuhren auf einer Art Halbinsel zu zwei Engstellen, welche die andere Uferseite mit einer fahrbaren Brücke und mit einer Hängebrücke verbanden. Romantischer hätte es nicht sein können, wie die Bilder beweisen.
Die Schlucht wurde nun immer enger und endete mit der 70 m breiten Staumauer. Die sehr steile Straße dorthin sparten wir uns mit dem Gepäck. Zudem hätte uns das noch einige zusätzliche Höhen gebracht. Also fuhren wir auf den steilen, engen Pass hinauf und wählten den entfernten Blick von hier oben auf die Staumauer.
Hier oben ist noch ein kleiner Ort, und danach war die Straße für jeglichen Verkehr gesperrt. Es stand auch nicht wie sonst: "ausgenommen Radfahrer". Aber wir wussten, dass wir durchfahren können, lediglich zwei dicke Steinquader versperrten nach ca. einem Kilometer Fahrzeugen mit Achse den Weg.
Jetzt wurde es von der Straßenführung her noch mal spektakulär mit überhängenden Felsen über der Fahrbahn. Dann rauschten wir mit dem Fluss Cismon ins Valsuganatal hinab, wo er in Porteghetti in die Brenta mündet.
Es war heiß heute, und wir sehnten uns nach einer Pause mit kühlen Getränken. So kamen uns die zehn Kilometer nach Valstagna, einem der größeren Orte im Valsuganatal, wie eine kleine Ewigkeit vor. Im "Cafe / Bar Centrale" ließen wir es uns an einem schattigen Platz gut gehen.
Die weiteren zwölf Kilometer bis Bassano del Grappa waren an diesem Sonntag geprägt von starkem Ausflugsverkehr, so dass wir möglichst auf wenig oder nicht befahrene Wege nahe am Fluss Brenta auswichen. Diese waren allerdings teilweise nicht für Radler optimal geeignet.
Bassano del Grappa wollten wir einen Besuch abstatten. Da wir vor Menschenmassen schon kaum über die berühmte "Ponte degli Alpini" kamen, kehrten wir um und verließen die Stadt fluchtartig (wir hatten allerdings bei anderen Reisen schon die Möglichkeit, Bassano zu besichtigen). Da wir an diesem heißen Tag und nicht einfachem Gelände schon 65 km und 540 hm in den Beinen hatten, wollten wir nur noch ins Hotel in Marostica.
11.09.23 - Marostica - Rovolon (Euganeische Hügel)
Zuerst führten wir eine Stadtbesichtigung im Zentrum von Marostica durch. Gestern Abend hatten wir aus Zeitmangel darauf verzichtet.
Die ersten drei Kilometer aus der Stadt begleiteten wir eine viel befahrene Straße, dann wurde es ruhiger. Straßen mit einzelnen, verstreuten Gehöften säumten unseren Weg. An einem großen Friedhof kamen wir mit Einheimischen ins "Gespräch", bzw. wie man sich in Sprachen verständigt, die der jeweils andere nicht versteht. Aber Google hilft, auch wenn die Übersetzungen etwas holprig sind - Hauptsache ist, man versteht sich. Das ist es, was wir an diesen Reisen so lieben, man kommt mit Land und Leuten zusammen.
Nach 35 km und viel flachem Land erreichten wir Vicenza, einer 110.000 Einwohner großen Stadt. Sie gehört zu den reichsten Städten Italiens. In der Innenstadt wurde die Bühne einer Veranstaltung abgebaut, so dass u.a. die Basilica Palladiana, oder der Palazzo del Capitanio teilweise noch zugestellt waren. In den Bögen von letzterem Gebäude fanden wir eine nette Bar, der wir einen Besuch abstatteten.
Die letzten zwanzig Kilometer dieses Tages zogen sich wieder wie Kaugummi, bis wir endlich unsere Unterkunft "Agriturismo La Campagnola" in Rovolon erreichten. Die Frau des Hauses war äußerst schlecht gelaunt, weil wir kein italienisch konnten, oder ihr eine sonstige Laus über die Leber gelaufen war, wir wissen es nicht. Dagegen war der Herr des Hauses, der sich hauptsächlich mit dem Wein in den großen Tanks beschäftigte äußerst freundlich. Die Unterkunft war die preisgünstigste der Reise, das Frühstück das Minimalste, weniger ging kaum.
12.09.23 - Rund um die Euganeischen Hügel
Von der Tourismusseite der Provinz Padua wurde eine Radtour "Ciclovia Anello dei Colli Euganei", also eine Rundtour um die Euganeischen Hügel vorgeschlagen. Da die Tour auch durchgehend auf einem fast ebenerdigen Radweg beschildert war, nahmen wir das Angebot gern an. So ersparte ich mir die eigene Planung.
Die gesamte Hügelkette hat im Durchschnitt eine Länge von ungefähr 15 und Breite von zirka 12 Kilometern. Die höchste Erhebung ist der Monte Venda mit 601 m. Die Hügel haben vulkanischen Ursprung und sind heute bekannt vor allem wegen ihrer geothermischen Aktivitäten, die Abano Terme, Montegrotto Terme und Galzignano Terme zu bedeutsamen Kurorten machen.
Nach fünf Kilometern erwartete uns in Bastia die Pfarrkirche, die in ihrer Größe einem Dom glich. Nicht viel weiter, am Fuße des Monte delle Olive hatten vulkanische Ablagerungen interessantes Schichtgestein hinterlassen.
Wenig später war ein riesengroßer Parkplatz mitten im Nichts zu sehen. Das musste einen Grund haben. Und richtig, wir befanden uns bei der Abtei Praglia. Sie ist ein Benediktinerkloster in der Gemeinde Teolo und ein italienisches Nationaldenkmal. Wir schauten uns nur die Außenanlagen und die offene Basilika Santa Giustina an. Ein Abzweig lockte uns nach Montegrotto Terme, das auch von Busunternehmen aus dem Rosenheimer Land angefahren wird. Wir konnten dem allerdings nichts abgewinnen und fuhren weiter.
Riesige Sonnenblumenfelder, soweit das Auge reicht, begleiteten uns jetzt und geleiteten uns zum Castello Catajo, ein monumentales Gebäude mit 350 Zimmern. Es gilt als Palast der Euganeischen Hügel und wurde in der Nähe von Battaglia Terme erbaut. Seit Montegrotto waren wir schon auf einem recht öden Weg entlang des Canale Bisatto unterwegs, der das ganze südwestliche Gebiet der Hügel umspannt. Da boten solche Bauten ein wenig Abwechslung. Zudem war es sommerlich warm mit über 30 Grad.
In dem Ort Este an der Südspitze der Euganeischen Hügel warteten wieder gigantische Bauwerke aus vergangenen Zeiten auf uns. Eines davon war das Castello Carrarese. In einer weitläufigen Gartenanlage erstreckte sich diese Burganlage mit vielen versteckten Türmen. Nach 70 km war diese Runde beendet, und wir hatten einen ersten Eindruck von der Landschaft.
Eigentlich warb unsere Unterkunft mit venetischer Küche. Aber der unfreundlichen Dame war nicht danach. Sie empfahl, dass wir uns mit Essen und Wein im Supermarkt eindecken könnten. Ja, auch Wein sollten wir dort kaufen, wo doch das Weingut selbst erzeugten Wein hatte und diesen auch verkaufte. Von dem netten Herrn des Hauses erwarben wir dann süffigen Landwein und ließen es uns mit Leckereien aus dem Supermarkt gut gehen. Der Dame überließen wir lediglich unser benutztes Geschirr.
13.09.23 - Über die Euganeischen Hügel - Teil 1
Wie am Vortag vom Wetterbericht gemeldet, war es heute diesig mit Neigung zu leichtem Regen. Wie immer plane ich meine Tracks mit BRouter. Meistens klappt das auch bestens. Wenn allerdings Nebenstraßen auf OSM (Planungsgrundlage für BRouter) nicht als "privat" gekennzeichnet sind, kann das die Software nicht wissen und plant dort. Die drei Hunde wussten das allerdings und waren mit unserer Durchfahrt gar nicht einverstanden. So verzichteten wir fortan auf solche Wege und wurschtelten uns irgendwie durch. Dabei fanden wir trotzdem recht interessante Wege,
verfuhren uns aber auch manchmal.
In den Bergen verloren die dichten Wolken manchmal ein paar Tropfen, im Großen und Ganzen blieb es aber trocken, und wir wurden mehr vom Schwitzen nass. Unser höchster Pass war heute der Roverello mit 270 ü.NN.
Das Landschaftsprofil erinnerte uns an das Innere der Kanarischen Inseln, wie La Palma,Teneriffa oder Gran Canaria. Wir sind schon einmal auf der Autobahn Richtung Venedig an den Euganeischen Hügeln vorbei gefahren und hatten uns das ganz anders vorgestellt, etwa ein paar Vulkane aufgereiht wie an einer Perlenkette, sonst nichts. Aber die vielen kleinen Hügel im Inneren machen das Ganze sehr reizvoll.
Den Abend verbrachten wir wieder im Garten unserer Unterkunft mit Wein vom Gastgeber und dem Abwasch für die Gastgeberin.
14.09.23 - Über die Euganeischen Hügel - Teil 2
Der heutige Tag verlief ähnlich wie gestern, nur dass wir aufgrund besserer Planung keinen Hunde-Kontakt hatten. Ebenfalls hatte sich das Wetter gebessert, und die Sicht war nicht mehr so diesig. Einen mehrfach angekündigten Wasserfall fanden wir allerdings trotz intensiver Suche nicht. Wahrscheinlich konnte mangels Wasser nichts fallen. Der höchste Pass am Monte Miego war heute 289 m.
Auf unserer Tour gab es viele Villen, was auf eine bevorzugte Wohngegend hinweist, wohl auch wegen der thermischen Quellen. Wir fanden wohlschmeckende Feigen am Wegesrand, kamen noch einmal an dem riesigen Gelände der Abtei Praglia vorbei und kehrten schließlich nach langer Suche in Carbonara bei einem leckeren und preiswerten Menu Fiso (Menu del Giorno) ein.
15.09.23 - Rovolon - Monzambano-Olfino
Nach vier Nächten in den Euganeischen Hügeln war heute wieder Weiterreise angesagt. Der Tag bereitete mir im Vorfeld etwas Sorgen. Die Wetteraussichten waren nicht gut, und es mussten fast 100 km zurückgelegt werden. Aber morgens war es noch trocken. So blieb es den ganzen Tag, auch wenn es südlich von uns über der Po-Ebene immer wieder grollte. Der leichte Ostwind trieb uns zusätzlich an, was den Akku schonte.
Der Weg ging entlang von unendlichen Obst- und Gemüsefeldern, die hauptsächlich vom Wasser der vielen Alpenflüsse bewässert werden, die hier alle auf die Adria zusteuern. Der größte davon ist die Adige (Etsch). Diese erreichten wir bei km 38, und begleiteten sie auf einem ziemlich ungemütlichen, von Schlaglöchern durchsetzten Weg etwa 10 km lang.
Dann kamen wir nach Zevio. Ein schöner runder Park, umgeben von einem Wassergraben lud zum Verweilen ein. Die Brücke dorthin war mit einem schweren Eisentor versehen. Ein Schild deutete auf Öffnungszeit hin, was uns aber nicht ganz klar war. Nach der Pause verließ ich zuerst den Park durch das Tor, was sich direkt nach mir automatisch schloss. Uschi und Birgit standen nun innen vor verschlossenem Tor. Was tun? In dem Parkgelände befand sich noch ein Spielplatz. Eine Mutter, die mit ihrem Kind ebenfalls den Park verlassen wollte drückte auf einen roten Knopf, und siehe da, Sesam öffnete sich.
Auf dem weiteren Weg bis Villafranca begleiteten wir hauptsächlich Wasserkanäle. Villafranca ist die zweitgrößte Stadt der Provinz Venetien mit 35.000 Einwohnern. Durch ihre Lage an der Via Postumia war der Ort im Römischen Reich, 15 v. Chr. als römisches Lager gegründet und bekam im Jahre 1185 von der Stadt Verona als Kolonie die Steuerfreiheit zugesprochen, was sich im Namen Villafranca (Freistadt) niederschlug. Die Stadt wird von dem gleichnamigen Castello geprägt, das aber nicht zugänglich war. So besichtigten wir noch den Dom und traten dann die letzten Kilometer nach Monzambano-Olfino an.
16.09.23 - Monzambano-Olfino - gen Westen
Los ging es gleich in Olfino mit einem äußerst ruppigen Weg. Da waren wir gut beraten, dass unsere Räder mit MTB-Bereifung ausgestattet waren. Die Alternative zu solchen Wegen wäre halt immer die viel befahrene Autostraße, aber wir sind ja nicht bei Berr-Reisen, wo Radeln auf Hauptstraßen zum Programm gehört.
Aber das unbefestigte Stück war nur kurz. Dann ging es auf Teerstraßen weiter. Nach nur einigen Kilometern erreichten wir den Ort Castellaro Lagusello. Der Name von Castellaro Lagusello leitet sich von "castellaro" (befestigte Einfriedung) und "lagusello" (kleiner See) ab. Zu besichtigen war ein historischer Ortskern mit Resten einer Festung, wie Stadttor, Mauer und Turm.
Kaum hatten wir den einen Ort mit seinen alten Gemäuern verlassen, warteten schon die nächsten Burgen in Solferino und Cavriana auf uns. Dann ging es steil hinab, und durch das mehr oder wenig flache Land in Richtung Volta Mantovana, das schon vom Weiten von seiner erhabenen Lage grüßte.
Nach einem ausgiebigen Aufenthalt im alten Ortskern fuhren wir hinab zum Mincio, den wir auf etwas abenteuerlichen Wegen bei der "Mollini della Volta" erreichten. Hier an einer der vielen Staustufen des Mincio wird Wasser abgezweigt, mit dem in einem ausgeklügelten System die Felder bewässert werden. Nicht umsonst wird diese Gegend die "Kornkammer Italiens" genannt. Bei den hohen Temperaturen und dem nötigen Wasser wächst hier sogar Reis, was für die beliebten Risottogerichte
verwendet wird. Hier befand sich eine Gartenwirtschaft, wo wir dann unsere Mittagspause einlegten.
Sechs Kilometer fuhren wir jetzt den Mincio flussaufwärts. Dann waren wir in Borghetto, was wir am Vortag bei unserer Ankunft nur gestreift hatten. Heute war es den Umständen entsprechend "ruhig", und wir konnten die Sehenswürdigkeiten, u.a. die "Ponte Visconteo" mit ihrer idyllischen Lage vor dem Wehr des Mincio bewundern. Dass ein Reiseführer dieser Gegend Borghetto als Geheimtipp preist, konnten wir aufgrund des selbst heute verstärkten Aufkommen von Touristen nicht nachvollziehen. Durch die Felder und auf verschlungenen Wegen erreichten wir wieder Olfino.
In 2021 waren wir schon einmal in dieser Gegend, allerdings stationär und sind mit dem Auto angereist. Die heutige Tour sind wir ähnlich wie vor zwei Jahren gefahren. Wer das nachlesen will, sei auf die Beschreibung dort hingewiesen.
17.09.23 - Monzambano-Olfino - gen Osten
Monzambano liegt in der Lombardei, aber an der Grenze zum Veneto, die hier in etwa durch den Mincio gebildet wird. Unser heutiger Ausflug führte uns erst mal zum Fluss. Es war Sonntag, und in den beliebten Ausflugszielen, wie Borghetto oder Vallegio herrschte "Großkampftag". Scharen von Menschen wurden mit Bussen angekarrt. Das war nichts für uns, und wir verließen schnell dieses Gebiet.
Es ging durch die sanften Hügel, die in der vergangenen Eiszeit durch einen Seitenast des Etschgletschers zusammen mit dem Gardasee entstanden. Das Gebiet ist hauptsächlich von Weinanbau geprägt. Unser Ausflug gen Osten reichte bis wenige Kilometer an den Flughafen von Verona heran, wo man den großen Vögeln beim Starten und Landen zusehen konnte. In Sommacampagna war unser Umkehrpunkt, und es ging wieder dem Mincio entgegen, diesmal in Salizone. Der Radweg nach Peschiera war stark frequentiert. So schossen wir schnell ein paar Bilder in Peschiera und flüchteten dann wieder
ins Landesinnere.
In Monzambano wollten wir einkehren, aber auch hier steppte der Bär. Die Stadt war aufgrund einer Veranstaltung vollgestopft mit Besuchern, und wir flüchteten erneut. In Olfino bot sich dann eine ruhige Einkehr, wo wir gute italienische Küche genossen und anschließend den heutigen Radltag unter Kiwis im Garten der Unterkunft ausklingen ließen.
18.09.23 - Monzambano-Olfino - Ruhetag, kleine Ortsrunde
Nach ca. 800 km und 5.000 hm brauchten wir und unsere Räder etwas Pause. Die Drahtesel wurden geputzt und geölt, wir ließen es gemütlich angehen. Anschließend machten wir in unserem Hauptort Monzambano eine kleine Stadtrundfahrt, unterzogen die Bar im Zentrum einem Test, kauften für den Abend ein und radelten am Mincio entlang.
Als wir wieder im Zimmer waren, ging gegen Spätnachmittag eine kräftige Schauer nieder, aber am Abend war es wieder trocken, und wir konnten im Garten sitzen. Mit anderen Gästen kamen wir ins Gespräch und erfuhren, dass sie aus Rott am Inn kamen. So klein ist die Welt.
19.09.23 - Monzambano-Olfino - Avio
Olfino war der Umkehrpunkt unserer Reise, und so traten wir ab heute die Heimreise über das Etschtal an. Mit einer Entfernung von ca. 60 km und etwa 500 hm hatten wir uns den Ort Avio im Etschtal ausgesucht.
Die Strecke war entlang der Hauptstraße und dann durch den Ort von Monzambano geplant. Wegen den noch vorhandenen Aufbauten vom Weinfest fuhren wir hinunter zum Mincio und weiter auf dem Radweg. Nach 1,5 km hätten wir auf der anderen Seite des Fusses weiterfahren müssen. Leider war die Überquerung hier an der Staustufe wegen Bauarbeiten gesperrt.
Folgende Möglichkeiten bestanden: Entweder zurück nach Monzambano und so fahren, wie geplant, oder auf dieser Seite den Wasserwirtschaftsweg benutzen. Eine einheimische Radlerin bestätigte, dass das möglich sei, auch wenn die Schilder was anderes bzw. gar nichts sagten. Wir entschieden uns für die 2. Option.
In Peschiera angekommen plante ich auf dem Navi einen Track durch die Stadt zu unserem regulären Weg. Leider waren auf dieser Strecke auch wieder die eine oder andere Straße gesperrt. Es war heute wie verhext. Endlich nach zig Stopps und viel Stress durch den massiven Autoverkehr hatte uns der geplante Track wieder, und es konnte entspannt weiter gehen.
Die Wegführung ins Etschtal war bis Rivoli Veronese äußerst anspruchsvoll mit saftigen Steigungen und Radwegführung auf sehr schönen Waldwegen. Leider wussten wir nicht, ob wir immer auf einem gültigen Weg waren. Es hätte bei dem heutigen Tag auch sein können, dass am Ende des Weges ein Rudel Hunde auf uns wartet, weil BRouter z.B. wieder einen Privatweg für uns bereit hielt. Aber da war das Glück diesmal auf unserer Seite.
Im Etschtal folgten wir dem gleichnamigen Radweg, der immer Richtung Trento ausgeschildert ist, uns aber auch die eine oder andere Steigung bot. Zur Mittagspause kehrten wir in Brentino ein, was uns 50 zusätzliche Höhen einbrachte. Hoch über dem Ort, in ca. 900 m Höhe thront die Felsenkirche "Santuario della Madonna della Corona". Einige Wanderwege führen von hier hinauf. Mit Fahrzeugen kann man die Kirche von Affi aus erreichen.
Erschöpft bei 33 Grad erreichten wir alsbald Avio. Nach der obligatorischen Dusche besichtigten wir den alten Ortskern und gaben uns dann in einer guten Pizzeria dem Kulinarischen hin.
Für die Strecke nach Trient waren nur 50 km mit kaum nennenswerten Höhen angesetzt. Da es um diese Jahreszeit abends schon früh dunkel wird, wollten wir von der schönen Hauptstadt des Trentino noch einiges sehen und mussten somit etwas früher am Ziel sein. Unsere Unterkünfte hatten wir vorsorglich im Zentrum der Altstadt gewählt, also fußläufig zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
In unserer Unterkunft in Avio gab es das Frühstück in der Bar neben dem Hotel. Da hatten wir uns nicht viel versprochen, aber schlimmer als in den Euganeischen Hügeln könnte es sicher nicht werden, dachten wir. Es war jedoch nach dem sündhaft teuren Hotel in Toblach eins der Besten dieser Reise.
Aufgrund der morgendlichen Kühle im Etschtal war das eine oder andere wärmende Kleidungsstück noch angebracht. Es ging wieder entlang des Ciclovia Adige, also dem Etschradweg. War es bisher in Sachen Radgruppen ruhig gewesen, hatten wir jetzt wieder öfter das "Vergnügen". Allerdings bewegten diese sich meist flussabwärts.
Ein willkommener Abstecher bot sich in dem Ort Besenello mit dem Castel Beseno an. Das Schloss thront hoch über dem Ort und ist das größte befestigte Bauwerk in Trentino-Südtirol. Wir fuhren in den Ort. Der Weg zum Schloss und zurück hätte mit weiteren 3,5 km und 170 hm zu Buche geschlagen. Zudem wollten wir ja rechtzeitig in Trient sein. Also ließen wir es bei dem Barbesuch, machten die morgige Unterkunft bei Bozen klar und rollten zurück zum Radweg.
Die 20 km nach Trient hatten wir schnell hinter uns gebracht, obwohl hier auch noch einige Umleitungen und Abweichungen vom geplanten Track nötig waren. So hatten wir in Trient noch genügend Zeit um uns u.a. den Domplatz mit der Kathedrale San Vigilio, dem Neptunbrunnen und dem Palazzo Pretorio anzusehen, die herrlichen alten Fassaden zu bestaunen, oder die Gartenanlage um das Castello del Buonconsiglio zu bewundern. Trient ist einfach eine Reise wert. Diese paar Stunden, die wir hatten, können nur einen Überblick geben.
21.09.23 - Trient - Kaltern - Frangart (Bozen)
Der Weg vom Domplatz hinaus aus der Innenstadt und an die Etsch auf den Radweg war etwas verzwickt. Radler waren hier irgendwie nicht vorgesehen. Entgegen aller Verkehrsregeln, gegen Einbahnstraßen, über schmale Fußwege und quer über durchgezogene Linien waren wir endlich an der Etsch und in sicheren Gefilden. Ein deutscher Autofahrer hätte hier wohl vor Aufregung, was die Radler alles falsch machen, einen Herzinfarkt erlitten. Italiener sehen so etwas gelassen und fahren halt drum herum.
Die steilen Felswände rückten immer näher an den Radweg heran und wirkten wie bedrohliche Riesen. Bei Kilometer 28 verließen wir die Autonome Provinz Trient und kamen in die Autonome Region Trentino-Südtirol, wie es offiziell heißt. Vom einen zum anderen Ort wurde jetzt statt italienisch wieder deutsch gesprochen.
Fast 20 km folgten wir jetzt noch dem Etschtalradweg, bis wir ihn bei Auer Richtung Kaltern verließen. Schon am Etschtalradweg war uns aufgefallen, dass es dort, wie an Autobahnen üblich, Raststationen mit Restaurantbetrieb gab. Wir kannten jedoch aus früheren Reisen eine solche kurz nach unserer Abfahrt in Auer und kehrten dort zu günstigen Preisen bei guter Kost ein. Danach begann unser Abstecher Richtung Kaltern.
Als diese Landschaft geschaffen wurden, haben wohl einige mehrmals "Hier !!!" gerufen, so schön ist es hier. Als erstes kamen wir an den Kalterer See, der sich malerisch in diese herrliche Kulturlandschaft einpasst. Es ist kein Wunder, dass diese Gegend so überlaufen ist, man ist einfach von dieser Schönheit begeistert. Der Weg durch die Weinberge wäre mit Gepäck und ohne Antrieb nochmal eine Herausforderung gewesen. So schalteten wir einfach eine Stufe zu.
Wir rollten durch die schöne Stadt an der Weinstraße. Waren noch vor Jahren nur vereinzelt Radler anzutreffen, quoll die Stadt geradezu von E-Bikes über. Aber man stellt sich überall auf die Radler ein. Anders als in unserer Heimat hat man hier erkannt, dass hier das Potential der Zukunft liegt.
Wir waren auch nach Kaltern geradelt, um von hier den Bahntrassenradweg bis nach Frangart (Bozen) zu fahren. Waren vor Jahren noch einige Passagen über Kreuzungen mit Autoverkehr vorhanden, ist jetzt alles vorbildlich ausgebaut. Selbst eine über hundert Meter lange Unterführung war es den Planern wert, um die Radler sicher zu führen. Als Rosenheimer muss man sich für seine arroganten Politiker schämen, die radelnde Schulkinder lieber auf unzumutbare Wege zwingen, anstatt auf eine Autospur zu verzichten.
Jetzt wartete eine fast 10 km lange Abfahrt mit einem Tunnel bis zu unserem Ziel in Frangart auf uns. Familie Stampfer kennen wir schon seit 25 Jahren und freuen uns immer wieder, wenn dort etwas frei ist. Inzwischen hat die nächste Generation den Obstanbau und die Vermietung der Zimmer übernommen, der familiäre Charme ist geblieben. Im gemütlichen Garten verbrachten wir den Abend bei einer Vesper und Südtiroler Wein.
22.09.23 - Rückfahrt mit dem Zug nach Rosenheim
Fast jeden Tag wurde uns vom Wetterdienst Regen angedroht, heute war es endlich soweit. Die Regenklamotten, die wir die gesamte Reise spazieren gefahren hatten, mussten jetzt raus und ihren Dienst verrichten.
Der Weg zum Bahnhof war mit 7,5 km schnell geschafft, und die freundliche Bahnmitarbeiterin machte uns auf einen früheren Zug um 9:30 Uhr aufmerksam, den ich in der Planung wohl übersehen hatte. So kamen wir 20 Minuten früher in Brennero an, die wir zum Umstieg aufgrund von fehlenden Aufzügen und neuem Fahrkartenkauf in Österreich dringend brauchten. In Innsbruck hatten wir länger Aufenthalt, da wir die Westbahn, den Railjet und den EuroCity nach Kufstein mit unserer vergünstigten Fahrkarte nicht nutzen durften. In Kufstein war wieder Fahrkartenkauf für Deutschland angesagt, und um 15:30 Uhr hatte uns Rosenheim wieder.
Wären die Bahnen der Länder bereit, im Fernverkehr mehr Radstellplätze zur Verfügung zu stellen, könnte man sich solche Marathons ersparen und noch mehr Reisende zu diesem umweltfreundlichen Verkehrsmittel bewegen.
Wie sonst üblich habe ich diesmal die Etappen mit Kilometern nicht besonders ausgewiesen. Da die Reise als RoRadln-Tour durchgeführt wurde, fließen die einzelnen Touren in die Statistik ein. Dort ist jeder Tag dokumentiert. Alle Touren beginnen mit RR2023... Hier ist der Link dazu.
Die Unterkünfte dieser Reise haben wir meistens über Portale wie Booking.com oder Agriturismo.it gebucht. Das ist für uns am Einfachsten in Ländern, deren Sprache wir nicht mächtig sind. In Südtirol haben wir einmal die Touristinfo in Anspruch genommen, und eine Unterkunft kennen wir seit Jahren persönlich.
Die Unterkünfte wurden absichtlich nicht von uns bewertet, da dies immer subjektiv ist und das jede/r anders sieht. Deshalb ist der jeweilige Link entweder des Portals, oder bei Direktbuchung der Unterkunft beigefügt. Zudem findet man auch Bewertungen im Netz. So kann sich jeder selbst ein Bild machen. Wen trotzdem unsere Meinung interessiert, findet diese unter dem Namen "Kurt im September 2023" bei den Bewertungen von Booking.com.
Tag | Ort | Name | gebucht über |
1 | Mühlbach im Pustertal | Hotel Gasthof Zur Linde | www.booking.com |
2 | Toblach im Hochpustertal | Apparthotel Germania | über Touristinfo |
3 | Pieve di Cadore | Al Sole Hotel Ristorante dal 1870 | www.booking.com |
4 | Cesiomaggiore (Belluno) | BioAgriturismo Vegan Campo di Cielo | www.booking.com |
5 | Marostica | B&B agli Ulivi | www.booking.com |
6-9 | Rovolon - Euganeische Hügel | Agriturismo La Campagnola | www.agriturismo.it |
10-13 | Monzambano (Mantua) | Agriturismo Corte Olfino | www.agriturismo.it |
14 | Avio - Etschtal | Piccolo Fiore | www.booking.com |
15 | Trient | B&B al Palazzo Malfatti | www.booking.com |
16 | Frangart (Bozen) | Privatunterkunft Thomas Stampfer | Wir kennen die Familie seit über 20 Jahren |
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