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erstellt von Kurt am 27.09.2022 / letzte Änderung am 18.12.2022
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Unsere diesjährige Italien-Reise ging nach Duino-Aurisina, in den Karst nahe Triest
Eigentlich sollte es an den Iseosee gehen. Jedoch hatte der Anbieter der Unterkunft seine Belegungsdaten nicht aktualisiert. So war trotz gemeldeter freier Zimmer alles belegt. Andere Unterkünfte, die unseren Vorstellungen entsprachen, waren in der Gegend nicht zu finden. Durch Zufall wurden wir auf die Gegend um Triest aufmerksam und fanden dort auch eine passende Unterkunft.
Tag 1 - Anreise und erste Erkundungstour
Gegen Mittag waren wir da und drehten danach noch eine kleine Runde. Zuerst erkundeten wir den Ort Aurisina. Leider war zur Mittagszeit, wie in Italien üblich, alles geschlossen. Dann fuhren wir den Teil eines geplanten Tracks.
Zu Hause plane ich immer ein paar Wege, die wir dann, wenn die Gegebenheiten vor Ort bekannt sind, anpassen. Der heutige Weg gehörte zu einer anderen Tour, die wir jedoch aufgrund der Länge und der fortgeschrittenen Tageszeit nicht mehr schaffen würden. Der Weg war selbst per Street View auf Google Maps im Vorfeld zu sehen und schien von der Aussicht her vielversprechend.
Das war er auch. Allerdings ließ die Beschaffenheit des Weges zu wünschen übrig. Wie gesagt, die Aussicht auf den Golf von Triest war geradezu gigantisch. Der Weg war allerdings aufgrund des sehr felsigen Untergrundes äußerst anspruchsvoll und nur mit höchster Konzentration zu fahren. Nach 2,5 km hatte uns die Zivilisation wieder, und auf dem nächsten Kilometer waren ca. 100 Höhenmeter zu bewältigen, um 70 davon auf dem Rückweg zurück nach Aurisina wieder abzubauen. Den Abend ließen wir in unserer schönen Unterkunft gemütlich ausklingen.
Tag 2 - Giordano Cottur - Rosandratal - Triest - Miramar
Die heutige Tour war mt 61 km und 800 hm berechnet. Der Weg von unserer Unterkunft ging zunächst 2,5 km auf einer gut zu fahrenden SP (Strada Provinziale) hinauf. Danach hatte ich eine Verbindung zu dem heute zu fahrenden Ciclovia del Mare Adriatico auf einem G2 Track geplant. Dieser erwies sich allerdings als sehr ruppig und stand dem gestrigen in nichts nach. Dafür kamen wir an einigen interessanten Höhlen vorbei, die es hier in dieser Karstlandschaft zuhauf gibt. Eine Begehung verkniffen wir uns allerdings, da wir mit unseren Radschuhen nicht die besten Voraussetzungen dafür mitbrachten.
In Prepotto hatten wir dann wieder guten (geteerten) Belag unter den Rädern, und das Fahren gestaltete sich sogleich entspannter. Zwischendurch kreuzten wir gelegentlich den Radweg Gemina, ein alter römischer Weg, der von Aquileia nach Triest führte. Diesen werden wir an einem anderen Tag fahren und dort eingehend beschreiben.
Überall warten Höhlen, Dolinen oder sonstige interessante Gesteinsformationen in diesem Karst auf den Besucher. Man könnte bei jeder Einmündung vom Hauptweg innehalten und die Vielfalt der Natur bestaunen.
Bei 420 Meter über NN hatten wir den höchsten Punkt dieser Tour erreicht, und von nun an ging es bergab. In Draga, direkt an der slowenischen Grenze begann dann wohl der spektakulärste Abschnitt dieser Tour, der Radweg Giordano Cottur im Val Rosandra, ein Bahntrassenradweg, der Seinesgleichen sucht. Der Radweg verläuft zum Teil entlang der Strecke der früheren Eisenbahnlinie (Pula - Divaca), die von 1887 bis 1959 den Bahnhof von Triest/Campo Marzio mit dem von Hrpelje verband.
Man blickt auf das Val Rosandra und ist überwältigt von dieser gewaltigen Natur, der Cippo Comici, den Kalkfelswänden, der Kirche Santa Maria in Siaris, dem atemberaubenden Blick auf die Bucht von Triest, und, und und.
Der Radweg führt bis mitten in die Stadt von Triest. Dann wird es allerdings etwas anstrengend, über die nicht immer vorhandenen Radwege, die Stadt mit seinen 200.000 Einwohnern wieder hinter sich zu lassen.
Vorher kommt man allerdings noch vorbei an dem Yachthafen und dem Piazza Unita d’Italia, dem größten zum Meer hin offenen Platz Europas. Wenn man es sich recht überlegt, hat er beinahe den Anschein eines Theaterstücks, bei dem alle Hauptdarsteller, welche der Stadt zu ihrer Größe verholfen haben, nebeneinander aufgereiht sind: der Regierungspalast im Jugendstil, die Gebäude der Versicherungsgesellschaft Generali und des Lloyd Triestino - wichtige Stützpfeiler von Triest als Handelszentrum - und das zuletzt gebaute Rathaus.
Nicht weit davon entfernt, wartet der Canale Grande auf den Besucher. Der Kanal war ein Lebensnerv des alten Handelszentrums Triest. An den Ufern des Kanals erheben sich auch heute noch jene Handelsgebäude, die die Stadt groß werden ließen, Plätze, Kirchen und historische Kaffeehäuser.
Nach offizieller Markierung war der Radweg jetzt durch den Freihafen gezeichnet, was uns der Zollbeamte jedoch mit ziemlich eindeutigen Gesten verwehrte. So suchten wir uns einen Weg um den Bahnhof (Trieste Centrale) herum, der jedoch nicht immer ganz koscher war. Italiener sehen das vollkommen gelassen, in Deutschland hätten sich sicherlich manche Besserwisser aufgeregt und uns "belehrt". Nach drei Kilometern waren wir wieder "on the road". Jetzt ging es bis zum Castello di Miramare entlang der Adria auf einem herrlichen Uferweg.
Das Schloss Miramare wurde auf Anordnung von Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich gebaut, der sich in diesen Winkel der kleinen Bucht verliebte und beschloss, hier seinen Wohnsitz zu errichten, wo er mit seiner Frau Charlotte von Belgien leben wollte. Da der Weg beim Schloss endete, mussten wir wieder einen Kilometer zurück und die etwas lebhafte SR14 - Strada Costiera benutzen, bevor wir, verbunden mit einem sehr steilen Anstieg, auf eine herrliche Höhenstraße wechselten. Über Santa Croce radelten wir zurück nach Aurisina, wo wir in der netten Bar Cafe Fani einkehrten.
Tag 3 - Grotta Gigante
Heute legte das schöne Wetter eine Verschnaufpause ein, und wir wurden mit Regen in nicht unerheblichen Mengen beglückt. So entschieden wir uns für die Grotta Gigante, eine Riesenhöhle mit gigantischen Ausmaßen, die nur 10 Kilometer von unserem Standort entfernt liegt. Ihre elliptische Form hat ein Volumen von 365.000 qm, ist 168 Meter lang, 76 Meter breit und über 100 Meter hoch. Über zig Stufen stiegen wir die 100 Meter hinab in die riesige Halle, in der der Petersdom von Rom locker Platz hätte.
Der Weg zurück über einen weiteren Eingang/Ausgang an die Erdoberfläche wurde begleitet von einem heftigen Gewitter. Ein Blitzeinschlag im Eingangsbereich ließ in unserem Abstiegsbereich teilweise die Beleuchtung ausfallen. Im Aufstiegsbereich war zwar die Beleuchtung in Ordnung, dafür strömte Wasser durch die wolkenbruchartigen Niederschläge in die Höhle, und wir wurden pitschnass.
Eigentlich hatten wir heute gerade wegen dem Regen den Höhlenbesuch gewählt. Auf dem Rückweg waren die Straßen teilweise so stark geflutet, dass es an manchen Stellen kritisch wurde, mit dem Auto hindurch zu kommen.
Tag 4 - Wanderung auf Panoramaweg und Osmiza-Besuch
Laut Aussage unserer Vermieter ist gestern in wenigen Stunden mehr Regen gefallen, als in den Monaten von Mai bis August zusammen. Der Freitag war auch nicht besser, eher noch ergiebiger als der Vortag. Den ganzen Tag über war es gewittrig. Ein kurzes Zeitfenster nach einer wolkenbruchartigen Regenschauer nutzten wir für eine kleine Wanderung entlang der nahe gelegenen Steilküste, wie auf den nebenstehenden Bildern zu sehen ist. Danach besuchten wir im nur 4 km entfernten Slivia eine Osmiza.
Eine Osmiza ist eine Buschenschänke. Davon gibt es hier mehrere, und fast jeden Tag hat ein anderer Betrieb geöffnet. Das war auch bei anderen RoRadln-Reisen so, z.B. die Heurigen in Herrenbaumgarten wechselten sich ebenfalls ab.
Ein allzu langer Aufenthalt war jedoch nicht drin, da sich der Himmel von der Adria her schon wieder verdunkelte. So fuhren wir zurück und kehrten noch in der Bar Fani nahe unserer Unterkunft ein. Kaum dort angekommen, öffnete der Himmel seine Schleusen und es goss, als wenn jemand einen Kübel nach dem anderen ausschüttet. Eins unserer Garmin, die wir leider nicht rechtzeitig vom Rad retten konnten, zeigte danach leichte Undichtigkeiten an.
In der Nacht gewitterte es weiter mit zum Teil wolkenbruchartigen Niederschlägen. Es ist schon eigenartig. Den ganzen Sommer über ist es trocken, und kaum weilen wir in Italien, scheint die Welt unter zu gehen. Vielleicht sollten wir Regenmacher werden.
Tag 5 - Hafen, Meer und Slowenien
Heute standen erst ein paar Destinationen an der Adria auf dem Programm, dann wollten wir uns den Karstquellen des Timavo widmen und zum Schluss entlang vom Iszono (Slo: Soca) über Slowenien zurück nach Aurisina fahren.
Schon kurz nach dem Start verließen wie die gut befahrene SP1, schwenkten in ein Siedlungsgebiet ab und erreichten alsbald eine riesige Grube. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus: hier wird Marmor abgebaut. Das Areal war hermetisch gesichert. Durch das Abbauverfahren (Herausschneiden der Marmorblöcke) ging es senkrecht in die Tiefe.
Nur ein paar Schritte weiter kamen wir an die Steilküste und hatten Blick auf die Feriensiedlung Portopiccolo. Hier, in einem ehemaligen Steinbruch, wurde ein ansehnliches Feriendorf mit einem eigenen Yachthafen entwickelt. Wem so etwas gefällt, wird sich sicher hier wohl fühlen. Wir mögen allerdings keine künstlichen Anlagen und bevorzugen Unterkünfte in natürlicher Umgebung, wie z.B unsere hiesige Bleibe auf einem Bauernhof.
Wenige Meter hinter der eben beschriebenen Anlage befindet sich Sistiana Mare, auch Portopiccolo Sinstiana genannt. Der hiesige Yachthafen scheint öffentlich zu sein und ist nicht mit einem Ferien-Arrangement wie nebenan verbunden. Die Strandabschnitte (Kiesstrand und Steine) sind offen und frei für alle zugänglich. Kosten, wie in den sonst üblichen italienischen Strandbädern entstehen nicht, dafür gibt es aber auch keine bereitgestellten Liegen und Sonnenschirme.
Von hier aus führte uns der Weg wieder auf die ungeliebte und stark frequentierte SS14, die einzige Verbindungsmöglichkeit oberhalb der Steilküste und auch für den Radverkehr ausgewiesen (leider ohne Schutzstreifen). Diese mussten wir wieder für 1,5 km nutzen, dann ging es hinunter zum Duino Mare, einem kleinen Hafenbecken. Danach kamen wir an die Mündung des Timavo, einem nur zwei Kilometer langen Fluss, aber mit gewaltigen Wassermassen.
Der Timavo entspringt unterhalb des zwischen Monfalcone und Duino gelegenen Ortes San Giovanni al Timavo aus vier großen Karstquellen, und mündet, nachdem er sich nach der Hälfte des Weges mit dem Canale Locavez vereinigt hat, als Foce del Timavo in den Golfo di Panzano, eine Bucht des Golfs von Triest.
Mit 2 km Länge gilt der Timavo als einer der kürzesten Flüsse der Welt. Dies ist jedoch nur scheinbar so. Denn der Timavo fließt bis Skocjan in Slowenien als Reka gut 50 Kilometer oberirdisch, und durch die Höhlen von Skocjan, ein UNESCO-Welterbe, 35 Kilometer unterirdisch durch das Karstgebiet. Der unterirdische Verlauf ist, ab einem Höhlensee in 160 m Tiefe, weitgehend unbekannt. Wassermessungen zeigen, dass es weitere unterirdische Zuflüsse vom Karst (Kras, Carso) gibt, es könnte aber auch Rekawasser direkter zum Mittelmeer gehen.
Quelle: Wikipedia
Für die nächsten vier Kilometer war wieder die viel befahrene SS14 angesagt. Dann durften wir in die Hafenanlagen von Monfalcone abzweigen. Hier lagen große Kreuzfahrtschiffe, und wir wunderten uns, was die in einem Industriehafen verloren hätten. Des Rätsels Lösung: Monfalcone ist die Stadt der Werften. Die Firma Fincantieri baut hier vorwiegend Kreuzfahrtschiffe, die zu den größten der Welt zählen.
Das Stadtgebiet durchfuhren wir ausschließlich auf guten Radwegen, bis wir in Sagrado an den Isonzo kamen, in Slowenien unter dem Namen Soca bekannt. Den mussten wir jedoch gleich wieder verlassen, sonst wäre unsere heutige Tour zu lang geworden.
100 Höhenmeter waren auf den nächsten zwei Kilometern erst einmal angesagt. Dann fuhren wir durch welliges Land, durchsetzt von vielen Grasflächen, eingerahmt mit Steinmauern. Kurz vor Doberdo del Lago bot ein Agriturismo-Betrieb Mittagstisch an, was wir gern annahmen.
Danach erreichten wir den See Lago di Doberdo, der allerdings aufgrund der dichten Büsche nicht zu sehen war. Der Doberdosee mit einer Fläche von 0,36 qkm liegt auf einem Karstfeld etwa zwei Kilometer südwestlich der gleichnamigen Ortschaft. Wasser fließt in den See aus kleineren Karstquellen, hauptsächlich am nordwestlichen Ufer, und fließt unterirdisch in die Timavo-Quelle ab. Lt. Recherchen im Internet hat er erhebliche Wasserschwankungen zwischen 0 und 2-3 Metern. Vielleicht haben wir ihn auch deshalb nicht gesehen.
Schon bei unserer Anreise hatten wir von der Autobahn aus gesehen, dass große Waldflächen ziemlich verdorrt aussahen und es auf Wassermangel zurück geführt. Jetzt befanden wir uns in dem Gebiet und wussten warum: Hier hat es gebrannt.
Im August 2022 sind große Flächen bis hinauf auf die Höhen des Karstes den Flammen zum Opfer gefallen. Es roch immer noch nach verbrannten Holz. Das betroffene Gebiet erstreckte sich bis weit nach Slowenien hinein, wo wir uns jetzt befanden. 13 Kilometer durchstreiften wir jetzt das kleine Land, bevor wir wieder nach Italien zurück kamen. Die letzten sechs Kilometer nach Aurisina waren dank des stetigen Gefälles schnell geschafft.
Tag 6 - Gemina-Weg und Osmiza
Heute stand der Gemina-Weg auf dem Programm. Es ist ein Rad- und Wanderweg, der von Malchina nach Col führt. Er verbindet die Karstdörfer über Feld- und Nebenwege, die in der Vergangenheit von Bauern und Hirten genutzt wurden. Er ist 27,5 km lang, und da er weder in unserem Wohnort in Aurisina beginnt noch endet, haben wir ihn auf knapp 50 Kilometer erweitert.
Für die ersten sechs Kilometer benutzten wir wegen der einfachen Anfahrt die SP1, die am heutigen Sonntag wenig befahren war. Zwei Kilometer hinter dem Ort Prosecco fiel uns ein ungewöhnlich großer Parkplatz mitten in der Pampa auf. Was hatte das zu bedeuten?
Nur 500 Meter weiter nach einer Biegung sahen wir, was ich bei der Planung übersehen hatte, die Wallfahrtskirche Monte Grisa (italienisch: Santuario Nazionale a Maria Madre e Regina).
Die Kirche selbst interessierte uns allerdings weniger, umso mehr der spektakuläre Blick auf Triest. Die Kirche wird von den Triestinern auf Grund seiner dreieckigen, an eine Käseecke erinnernden Form "formaggino" genannt. Man sagt, sie soll deshalb so gigantisch sein, damit sie zu Zeiten des Kalten Krieges von den dortigen "Ungläubigen" im Ostblock weithin als christliches Symbol zu sehen sein sollte.
Die nächsten zwei Kilometer verliefen über einen schönen Waldweg, der auch gleichzeitig als Kreuzweg zur Kirche diente. Einige Kilometer weiter in Col, genauer gesagt in Al Castilliere beginnt der Gemina-Weg, dem wir nun folgten. Gleich die erste Markierung vom Wegverlauf und Karte stimmte allerdings nicht überein. Dort wo es lt. Karte lang gehen sollte, war in natura nur felsiges Gelände.
Bei der Planung hatte ich schon gesehen, dass die Wege oft über G2 und G3-Tracks verliefen. Diese Wegtypen stellen bei uns in Oberbayern keine Probleme dar. Hier haben wir jedoch in den Tagen vorher andere Erfahrungen gemacht (schlecht zu fahren und mit groben Steinen und Felsen durchsetzt).
Anfangs ging es vom Untergrund noch und wir umschifften so manches Hindernis. Mit der Zeit war es allerdings recht nervig, mit höchster Konzentration zu fahren/schieben. Dadurch blieb für die Schönheit der Landschaft nicht viel Zeit. So suchten wir alsbald einen Kompromiss und wichen bei allzu schlechtem Untergrund auf die befestigte Straße aus und somit von dem Gemina-Weg ab.
Bald waren wir wieder im Weinland oberhalb von Aurisina. Hier ist die Dichte von Osmize (Osmiza = Buschenschänke) besonders hoch. Jedoch haben nicht alle Betriebe gleichzeitig geöffnet. Es gibt im Internet einen Kalender, der zeigt, wann und wo welcher Betrieb geöffnet hat. Glücklicherweise lag auf unserem Weg die Osmiza David. Hier ließen wir es uns bei gutem Wein und anderen appetitlichen Köstlichkeiten gut gehen. Danach stand uns nicht mehr der Sinn nach Gemina-Wegen. So suchten wir die kürzeste Verbindung zurück zur Unterkunft.
Tag 7 - Strada Vicentina oder Strada Napoleonica
Gegenüber dem Gemina-Weg vom Vortag bietet ein anderer sehr bekannter Weg geradezu spektakuläre Aussichten, die Strada Vicentina oder Strada Napoleonica genannt. Die Strada Napoleonica soll 1797 unter Napoleon als Transportweg für dessen Truppen zwischen Venedig und Triest angelegt worden sein. Sie führt mit kaum wahrnehmbarer Steigung und autofrei als bestens ausgebauter Fuß- und Radweg über vier Kilometer in sonniger, windgeschützter Lage parallel zur Küstenlinie relativ eben auf 250 Meter Seehöhe. Auf ihrer kompletten Länge bietet sie einen überwältigenden Ausblick auf die Stadt Triest, den alten Hafen, Schloss Miramar und das Meer.
Um dorthin zu kommen, hätten wir einfach die SP1 nach Prosecco nehmen können, aber das war uns zu trivial. So fuhren wir nach Santa Croce (SP1) und dann auf einem schönen Höhenweg parallel zur Küste bis nach Grignano und danach steil hinab zum Porticciolo di Grignano. Hier unterhalb des Schlosses Miramar gab es alldings nicht viel zu sehen, und so strampelten wir wieder hoch zur SR14, der Strada Costiera.
Hier herrschte massiver Autoverkehr, aber die Straße ist trotz anderweitiger Möglichkeiten für Radler als Radweg ausgeschildert. Man verstehe die Logik der Behörden. Andere Nebenstraßen, die vom motorisierten Verkehr gemieden werden, warten dagegen mit breiten Radwegen auf. Auf jeden Fall war es unser Anliegen, diese Straße so schnell wie möglich wieder zu verlassen. So hatte ich die Planung wieder einmal BRouter überlassen. Und der fand einen Weg, der mir im Traum nicht eingefallen wäre.
Zuerst war auf einer geteerten Straße alles gut, es ging nur halt steil hinauf. Dann wurde aus dem Teerweg ein Trampelpfad, und dieser mündete schließlich in eine steile Kletterpartie, mit schweren E-Bikes kein Vergnügen (s.nebenstehendes Bild). Nur einen Kilometer weiter auf der Küstenstraße SR14 hätte uns ein gut zu fahrender Weg den Berg hinaufgeführt zum Endpunkt unserer Kletterpassage.
Also: Immer nochmal kontrollieren, was BRouter so treibt. In Borgo Santo Stefano erreichten wir dann unser Tagesziel, die Strada Vicentina. Der Ausblick auf die Adria war einfach überwältigend, wie die nebenstehenden Bilder eindeutig beweisen.
Bei Opicina endete der Weg und wir folgten räumlich abgetrennt der stark befahrenen SR34, die bis nach Opicina von Gleisen einer besonderen Bahn begleitet wird: Es handelt sich um eine in ihrer Art einmalige Bahn, die bereits seit dem 9. September 1902 in Betrieb ist und das Triester Stadtzentrum mit Opicina im benachbarten Karst verbindet.
Die Bahn fährt eine steile Steigung nach oben, dank einiger Triebwagen, welche die Bahn anschieben, wenn es bergauf geht, und sie bergab mithilfe einer Seilbahnanlage bremsen. Die Strecke ist etwa 5 km lang, der Höhenunterschied beträgt 329 Meter und das Gefälle bis zu maximal 26 Prozent. Zur Zeit ist sie jedoch außer Betrieb. So konnten wir sie lediglich in Opicina vor dem Lokschuppen fotografieren.
Für den Rückweg zu unserer Unterkunft wählten wir in etwa die gleiche Wegstrecke wie an Tag 2, jedoch in umgekehrter Richtung, kehrten in der Osmiza Gruden in Samatorza ein und fuhren über Bristie und Santa Croce zurück nach Aurisina.
Tag 8 + 9 - uns noch unbekannte Wege und Osmiza-Besuch
Inzwischen hatten wir so ziemlich alle festen Wege in dieser Gegend abgefahren. Bei anderen Wegen vom OSM-Typ G1 und abwärts haben wir hier keine guten Erfahrungen gemacht. Selbst G1, was in unseren Breiten einen sehr gut zu fahrender Weg darstellt, ist hier mit dem MTB kaum noch zu fahren (zu grobe Struktur mit großflächigen Felsen durchsetzt). So fuhren wir auf dem einen oder anderen bereits bekannten, oder auch noch unbekannten Weg zu einer geöffneten Osmiza und ließen es uns gut gehen. Zudem war es in den letzten beiden Tagen in der Früh stark bewölkt und vom Wetterverhalten nicht eindeutig, sodass wir erst gegen Mittag los fahren konnten.
Tag 10 - Abreise und Weiterfahrt nach Follina
Bevor wir Italien verlassen, wollten wir uns in Follina auf dem uns bekannten Weingut "Al Col" mit frischem Prosecco eindecken. Dazu hatten wir dort einige Tage gebucht, auch um zu einem verkehrsgünstigen Tag (Dienstag oder Mittwoch) die Heimreise nach Rosenheim anzutreten.
Hier in Follina waren wir schon oft privat und zudem 2014 und 2019 auf einer gemeinsamen RoRadln-Reise. Alles was es dort zu sehen gibt, ist in aller Ausführlichkeit unter diesem Link beschrieben. Deshalb gibt es in diesem Bericht keine weiteren Ausführungen dazu, obwohl auch diesmal noch der eine oder andere für uns neue Weg dabei war.
Unterkunft Agriturismo Radovic in Aurisina
Als Unterkunft hatten wir uns den Agritourismo-Betrieb Radovic in Duino-Aurisina im Golf von Triest ausgesucht, wie immer über das Buchungsportal Agriturismo.it. Das kleine Appartement mit Küchenzeile und riesigem Balkon war optimal für uns. Und erst das Frühstück zu einem unglaublich günstigen Preis war einfach Spitze. Täglich gab es abwechselnde Produkte aus eigener Herstellung und vorzüglichen Kuchen. Einkaufsmöglichkeiten, Bäcker und Bar sind nur wenige Schritte entfernt. Wir haben einen wunderschönen Urlaub mit ausgesprochen liebenswerten Gastgebern in einer ruhigen Gegend genossen und können diesen Ort zu 100 Prozent weiterempfehlen.
Informationen zu Triest und Umgebung
Viele interessante Informationen zu dieser reizvollen Gegend haben wir auf der Internetseite https://www.discover-trieste.it/ gefunden.
Rosenheim im September 2022
Kurt Schmidt
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