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erstellt von Kurt am 03.09.2021 / letzte Änderung am 28.11.2021
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Eine Reisebeschreibung von Monzambano, Brisighella und dem Prosecco-Gebiet
Bereits in 2020 wollten wir für ein paar Tage nach Italien verreisen. Leider kam wegen Corona immer was dazwischen. Zudem waren wir nicht geimpft und wollten wegen der unsicheren Lage keine Auslandsreise antreten. Dieses Jahr war es dann soweit, mit abgeschlossener Impfung gab es keinen Grund, zu Hause zu bleiben. Auch vom Wetter her fiel es uns nicht so schwer, Rosenheim für einige Zeit zu verlassen. Die ganze letzte Woche Ende August zeigte sich von den Temperaturen und vom Schmuddelwetter her recht herbstlich. Und in Bella Italia sollten uns sommerliche Temperaturen erwarten.
Im Vorfeld hatten wir uns an alle Corona-Regeln für Italien gehalten. OK, ohne vollständige Impfung wären wir sowieso nicht gefahren. Aber Italien verlangt auch eine Einreisegenehmigung, die online auszufüllen ist. Hier haben die EU-Bürokraten all ihre Energie aufgewendet, um einem das Leben so schwer wie möglich zu machen. Gebraucht haben wir jedoch von alldem nichts. Unsere Einreisegenehmigung wollte niemand sehen, und auch für die Covid-Bestätigung interessierte sich fast niemand. Aber die gleichen Erfahrungen hatten wir bereits kurz vorher auf unserer Rückreise von Frankreich/Schweiz gemacht.
Tag 1 - Anreise von Rosenheim nach Monzambano (Olfino)
So fuhren wir an einem Sonntag los. Diesen Tag nehmen wir nach Italien recht gern, da keine LKWs fahren dürfen. Das haben aber inzwischen auch andere spitz gekriegt. Schon morgens um 6:00 Uhr war auf der Inntalautobahn lebhafter Verkehr, und an der Brenner-Mautstation reichte der Stau bereits bis zur Abfahrt ins Stubaital zurück.
Danach war es dann relativ frei, und wir waren guter Dinge, doch recht früh an unserem Urlaubsort zu sein. Kurz hinter Brixen meldete dann die Verkehrsanzeige eine Staugefahr bis St. Michael. Wir vermuteten, dass damit wohl Bozen-Nord gemeint sei, weil es sich dort immer staut.
Aber da hatten wir uns grundlegend geirrt, denn ab Bozen hatte das Verkehrsaufkommen noch zugenommen, und statt St. Michael stand dort jetzt Affi. Das kannten wir, weil es unsere heutige Abfahrt zum südlichen Gardasee war. Somit hatten wir noch weit über 100 km zähfließenden bis stauenden Verkehr vor uns. Gegen 13:00 Uhr waren wir dann da, das Navi hatte vorher 10:20 Uhr berechnet. St. Michael, so stellte sich später heraus, war die Abfahrt u.a. nach Mezzocorona, kurz vor Trento.
Die Unterkunft übertraf unsere Erwartungen - eine riesige Ferienwohnung im ausgebauten Dachgeschoss einer alten Scheune. Gleich in der Nähe befand sich die "Trattoria Dei Colli". Sie war von führenden Portalen sehr positiv bewertet. Das testeten wir gleich und können den Kommentatoren nur zustimmen: Beste italienische Küche zu moderaten Preisen. Da waren wir bestimmt nicht das letzte Mal.
Für den heutigen Tag hatte ich noch zu Hause eine kurze Tour von 35 km geplant. Das würden wir wohl aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr schaffen. Also versuchten wir zu verkürzen. Über grobe Feldwege bis nach Monzambano ging es noch ganz gut. Nach einer kurzen Rundfahrt durch den Ort kamen wir auf den Radweg entlang des Flusses Mincio, der Abfluss aus dem Gardasee.
Jede und Jeder, die/der sich in irgendeiner Weise bewegen konnte war hier unterwegs, ob Radfahrer, Fußgänger, Bollerwagen, Kinderwagen usw. Es kam uns so vor, als wäre die heutige Verkehrslage auf der Autobahn ein Klacks dagegen gewesen. Bei nächster Gelegenheit drehten wir um und suchten das Weite, bzw. fuhren zurück zur Unterkunft. Unsere Gastgeberin darauf angesprochen, so gut das bei unseren miserablen Italienisch-Kenntnissen möglich war, bestätigte das und verwies auf die Wochentage, wo es ruhiger sein soll. So ließen wir den Tag angenehm im Garten ausklingen. Das hatte neben dem dortigen angenehmen Ambiente auch den Vorteil, das WLan nutzen zu können, was trotz Repeater direkt vor der Wohnungstür leider zu schwach war und nicht funktionierte. Auch der Handyempfang war aufgrund der alten Gemäuer stark eingeschränkt.
Tag 2 - Radtour durch Weinreben und Ackerland
Nach dem gestrigen Massenansturm auf die Natur, ließen wir es heute ruhiger angehen. Als Ziel hatten wir eine Rundtour durch die leicht hüglige Moränenlandschaft geplant.
Los ging es gleich in Olfino mit einem äußerst ruppigen Weg. Da waren wir gut beraten, dass wir unsere MTB-Bereifung mit Nobby Nic nicht gegen die straßentauglichen Pneus gewechselt hatten. Die Alternative zu solchen Wegen wäre halt immer die viel befahrene Autostraße, aber wir sind ja nicht bei Berr-Reisen, wo Radeln auf Hauptstraßen zum Programm gehört.
Aber das unbefestigte Stück war nur kurz. Dann ging es auf Teerstraßen weiter. Nach nur fünf Kilometern erreichten wir den Ort Castellaro Lagusello. Der Name von Castellaro Lagusello leitet sich von "castellaro" (befestigte Einfriedung) und "lagusello" (kleiner See) ab. Zu besichtigen war ein historischer Ortskern mit Resten einer Festung, wie Stadttor, Mauer und Turm.
Kaum hatten wir den einen Ort mit seinen alten Gemäuern verlassen, warteten schon die nächsten in Cavriana auf uns. Dann ging es hinab, und es wurde brettlflach. Medole erreichten wir über eine vier Kilometer lange, vollkommen gerade Straße mit mäßigem Autoverkehr. Der Ort selbst gefiel uns nicht sonderlich. Weitere sechs Kilometer trennten uns von Castel Goffredo, von dem wir uns auch mehr erhofft hatten. So fuhren wir ohne besondere Eindrücke wieder gen Norden. Lediglich der Anbau auf den Feldern bot Abwechslung. War in der Gegend um Olfino hauptsächlich Mais-, Kiwi- und Weinanbau, setzte man hier auf Feldtomaten, Salate und Kohlgemüse.
In Guidizzolo bot sich an diesem Montag, wo fast alle Restaurants geschlossen hatten, eine Einkehr in einer Trattoria an. Wohl gestärkt ging es weiter nach Volta Mantovana, das schon vom Weiten von seiner erhabenen Lage grüßte. Nach einem ausgiebigen Aufenthalt im alten Ortskern fuhren wir hinab zum Mincio, den wir auf etwas abenteuerlichen Wegen bei der "Mollini della Volta" erreichten. Hier an einer der vielen Staustufen des Mincio wird Wasser abgezweigt, mit dem in einem ausgeklügelten System die Felder bewässert werden. Nicht umsonst wird diese Gegend die "Kornkammer Italiens" genannt. Bei den hohen Temperaturen und dem nötigen Wasser wächst hier sogar Reis, was für die beliebten Risottogerichte verwendet wird.
Sechs Kilometer fuhren wir jetzt den Mincio flussaufwärts. Dann waren wir in Borghetto, was wir am Vortag aufgrund des Massenansturmes fluchtartig verlassen hatten. Heute war es den Umständen entsprechend "ruhig", und wir konnten die Sehenswürdigkeiten, u.a. die "Ponte Visconteo" mit ihrer idyllischen Lage vor dem Wehr des Mincio bewundern. Dass ein Reiseführer dieser Gegend Borghetto als Geheimtipp preist, konnten wir aufgrund des selbst heute verstärkten Aufkommen von Touristen nicht nachvollziehen. Durch die Felder und auf verschlungenen Wegen erreichten wir wieder Olfino.
Tag 3 - Radtour Gardasee nach Sirmione
Nach dem gestrigen Ausflug im Hinterland, hatten wir uns heute die bekannte Halbinsel Sirmione im Gardasee vorgenommen. Der Gardasee ist der größte italienische See und in der vergangenen Eiszeit durch einen Seitenast des Etschgletschers entstanden. Dessen Spuren kann man noch heute verfolgen, insbesondere durch die Endmoränen um das Südufer. Und das ist genau dort, wo sich jetzt unser Urlaubsdomizil befindet.
Los ging es auf den bekannten, ruppigen, aber Auto freien Feldwegen nach Monzambano. Entlang des Mincio erreichten wir nach zwei Kilometern die Staustufe, wo der hier bekannte "Canale Virglio" abgezweigt wird. Er ist 36 km lang und liefert mit vielen weiteren Verästelungen Wasser für die Felder bis zu dem Ort "Castel Goffredo", wo wir bereits gestern waren.
In "Ponti sul Mincio" grüßte schon das nächste Castello vom Berg herab. Nach weiteren fünf Kilometern war er zum ersten Mal zu sehen, der Gardasee. Je näher wir jedoch dem Ufer kamen, um so lebhafter wurde es. Wir wurden auf Radwege gezwängt, die abenteuerlicher nicht sein konnten. Wir wussten nicht: Wollte man uns vor dem motorisierten Verkehr oder diesen vor uns schützen. Hin und wieder durften wir mal ganz nah ans Wasser, dann war dort das Radfahren wieder untersagt, und wir mussten zurück zur Hauptstraße.
Irgendwann erreichten wir den Zugang zur Halbinsel. Und hier war es richtig voll. Menschenmassen waren unterwegs, so wie es abends in Rosenheim zum Herbstfest zugeht. Die Straßen waren verstopft mit PKW, die alle auf einen Parkplatz ganz vorn auf der Halbinsel hofften. Und zwischen Fußgängern und stehenden Autos quetschten sich die Radler hindurch. Viele von denen, so schien es, hatten sich nur für diesen Zweck ein Rad gemietet und fuhren dementsprechend.
Beim "Castello Scaligero di Sermione" war dann für jegliches Gefährt Schluss, auch das Schieben von Rädern war nicht erlaubt. Uns waren die Räder zu wertvoll, als dass wir sie unbeaufsichtigt zurück lassen wollten und verzichteten auf einen weiteren Fußmarsch zur Spitze der Insel.
Nach einigen Bilder rund um das "Castello Scaligero di Sermione" fuhren wir wieder zum Festland zurück. Der weitere Weg nach Desenzano, hauptsächlich entlang der stark befahrenen Hauptstraße, war alles andere als prickelnd. So verließen wir alsbald den größten Ort am Gardasee in Richtung Süden und kamen wieder in ruhigere Gefielde.
In dem Ort Centenaro fanden wir eine nette Trattoria, wo wir unsere Mittagspause einlegten. Die letzten 26 Kilometer führten uns wieder durch die landwirtschaftlich geprägte Gegend, wie wir sie schon am Vortag erlebt hatten.
Olfino, dort wo wir zur Zeit wohnen, gehört zur Provinz Mantua. Was lag also näher, uns diese Stadt anzuschauen. Beim Studium der Karte hatten wir einen Weg entdeckt, der uns einen Teil der Autostraße ersparen würde. Also nahmen wir den. Anfangs war alles noch gut, wenn auch etwas holprig. Jedoch führte der Weg über zwei Gehöfte, und da hier Jede/r einen oder mehrere Hunde hat, stellten sich diese uns in den Weg. Eine anwesende Person beruhigte die Kläffer, und wir konnten teilweise schiebend unseren Weg fortsetzen. Danach war uns nicht mehr nach Wegen zumute, die ein Anwesen durchqueren.
Auf der kaum befahrenen Hauptstraße erreichten wir Borghetto und konnten diesmal die Brücke "Ponte Visconteo Ruins" von oben bewundern. Danach ging es an den Mincio. Hier folgten wir dem Radweg "Eurovelo 7", den wir ca. 15 km vor Mantua verließen, um von Osten her in die Stadt zu kommen. Über diesen Zugang bietet sich eine besonders schöne Ansicht der Stadt (siehe nebenstehendes Bild).
Mantua ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und gehört zum Welterbe. Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt sind der romanische Dom, die Renaissancekirche S. Andrea, der Palazzo Ducale und der Palazzo del Te. Verdis Oper Rigoletto spielt in Mantua, das Haus Rigolettos ist hier zu sehen. Die Stadt ist umgeben von vier Seen - Lago Superiore, Lago di Mezzo, Lago Inferiore und Lago Paiolo, - die im 12. Jahrhundert zur Verteidigung der Stadt angelegt wurden und vom Fluss Mincio gespeist werden. Dadurch wirkt die Stadt fast wie eine Insel.
Nachdem wir die oben beschriebenen Sehenswürdigkeiten in Augenschein genommen hatten, verließen wir die Stadt in nördlicher Richtung, folgten wieder ein Stück dem "Eurovelo 7", den wir jedoch bald verließen, da wir sonst wieder auf den Hinweg gekommen wären.
Viele Wege waren auf OSM als Ortsstraßen oder UCL (Unclassified) gekennzeichnet. Diese sind in unserer Heimat immer geteert. Hier war das leider nicht so, und so hatten wir es oft mit unbefestigten Schotterwegen zu tun. Die Planung meiner Tracks erfolgt immer auf den Karten von OSM.
Als kleine Abwechslung auf den langen, staubigen Wegen entlang von Bewässerungsgräben war der Ort "Goito" mit der "Piazza Giacomo Matteotti". Ebenfalls kamen wir in den Ort "Volta Mantovana", dem wir aber schon am Tag 2 einen ausgiebigen Besuch abstatteten und heute nur hindurch fuhren. Bis nach Olfino hatten wir noch sechs Kilometer zu strampeln und beendeten diese Tour mit 75 Kilometern.
Heute stand eigentlich Verona auf dem Programm. Jedoch mussten wir erst ein paar Lebensmittel im Nachbarort einkaufen, was eine zusätzliche Stunde in Anspruch nahm. So erzeugten wir schnell einen neuen Track, aufs Garmin und los - dachten wir. Heute streikte mein Garmin und meldete "Speicher voll". Wie schon gestern bei dem anderen Gerät half nach vielen Versuchen endlich nur ein Reset mit dem Löschen aller Benutzerdaten.
Gegen 11:00 Uhr kamen wir dann endlich los. Entgegen dem Track, den ich schon in Rosenheim geplant hatte, nahmen wir die uns bereits bekannten Feldwege, um die verkehrsreiche Straße zu umgehen. Dadurch kamen wir im Anschluss auf einen schönen, aber steilen Weg, der seinen Abschluss in Treppen fand. Sowas macht mit schweren E-Bikes absolut keinen Spaß.
Auf dem angenehm zu fahrenden Uferweg entlang des Mincio erreichten wir bald Peschiera. Erster Blickfang war die Bogenbrücke, die für das "Ferrovie" über den Mincio dient. Danach begann ein sehr schöner, aber auch sehr schmaler Radweg, der ohne Sicherungs-Begrenzung dicht am Wasser und den daran angrenzenden Festungsmauern entlang führte. Über die "Porta Brescia" erreichten wir die Altstadt. Hier wuselte es nur so von Fußgängern und Radfahrern, die dem ebenfalls lebhaften motorisierten Verkehr den Platz abtrotzten.
Aus der Stadt hinaus führte der Radweg an den Strand, und hier begann der Horror schlechthin. An manchen Stellen war trotz Radweg das Fahren verboten, woran sich aber eigentlich niemand hielt. Zwischenzeitlich wurde der Weg so schmal, dass wir auf einer Mauer entlang balancieren mussten, oder er hörte ganz auf, und schieben durch den Sand war angesagt. An Fahren war hier nicht zu denken. Jedoch war ein Verlassen des Weges nicht möglich, da sich ein Campingplatz an den nächsten reihte und Wachpersonal dafür sorgte, dass nur berechtigte Personen an diesen Stellen den Strand verlassen konnten.
Endlich nach sechs äußerst strapaziösen Kilometern erreichten wir Lazise und durften/mussten weg vom Strand. Aber so kamen wir nur vom Regen in die Traufe. Genervt durch die Menschenmassen plante ich auf die Schnelle einen Weg aus diesem Chaos. So schön es am Gardasee ist, so überlaufen ist es auch. Man hatte das Gefühl, halb Süddeutschland und ganz Österreich ist hier auf den Beinen, zumindest wie es sich sprachlich so anhörte.
Eigentlich hatten wir bis nach Bardolino geplant, gaben aber aufgrund dieser Strandtortur auf und radelten auf einem schönen Weg oberhalb des Sees zurück. Der Rückweg hätte zwar kurz vor Peschiera wieder zum Strand geführt. Nicht nur wir wählten absichtlich die stark befahrene Autostraße (in diesem Abschnitt gab es keinen anderen Radweg), auch andere Radler waren wohl so wie wir massiv genervt.
Schnell hatten wir Peschiera hinter uns gelassen und kamen auf ruhigen Wegen zurück nach Monzambano, wo wir uns eine beschauliche Einkehr in einer Bar genehmigten. Wir wohnten nur knapp zehn Kilometer vom prallen Leben des Gardasees entfernt, das aber in ländlicher Ruhe fernab der Touristenströme.
Tag 6 - Radtour Castiglione delle Stiviere
Nach einem lebhaften gestrigen Tag waren wir heute wieder in ruhigeren Gefilden unterwegs. Ziel war der Ort "Castiglione delle Stiviere". Von der Richtung war es ähnlich, wie am Tag 2, nur auf anderen Wegen. Und die waren wirklich anders. Bei meiner Tourenplanung verlasse ich mich auf die Klassifizierung der Wege auf Openstreetmap. Dadurch kann ich genau erkennen, welche Beschaffenheit der Weg hat, sofern der Planer sich an die Regeln gehalten hat. Das war hier in der Gegend leider nicht immer so. Wir waren froh, mit MTB und den dazu gehörenden Geländereifen unterwegs zu sein. Mit anderem Profil hätten wir schon vorher schlapp gemacht.
Nach der Hälfte dieser Wegstrecke, insgesamt waren es ca. fünf Kilometer, verließen wir diese Wege und richteten uns ohne Planung nur nach dem Straßenbelag. Nach 30 Kilometern erreichten wir Castiglione delle Stiviere, den Umkehrpunkt dieser Tour.
Der Name Castiglione ist in Italien weit verbreitet und leitet sich von Castello (Kastell) ab. Tatsächlich steht im Stadtzentrum ein großes Kastell. Die Basilika San Luigi Gonzaga ist dem Stadtpatron Aloisius von Gonzaga gewidmet. Wir besichtigten die Basilika, das Castell war im Privatbesitz und nicht frei zugänglich. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt, auch mit der vergeblichen Ausschau auf ein Restaurant verbunden, verließen wir die Stadt wieder.
Nach weiteren zehn Kilometern in einer reizvollen, hügligen Landschaft kehrten wir in einem Einkaufszentrum bei guter Küche ein. Hier wurden wir das erste Mal nach unserer Greencard, also dem Covidpass gefragt.
Die letzten 25 Kilometer durch die von Weinanbau geprägten Endmoränen-Landschaft waren äußerst entspannend, einschließlich einer Einkehr zum Abschluss in dem netten Ort Monzambano.
An unserem letzten Radltag in Olfino unternahmen wir einen Ausflug nach Verona. Wir waren zwar vor Jahren schon einmal mit dem Rad dort und wollten den Besucheransturm meiden, aber Mitbewohner machten uns Mut, dass ihr Ausflug entspannt gewesen sei. Also fuhren wir dorthin.
An der bereits bekannten Brücke, der "Ponte Visconteo" bei Borghetto mussten wir wieder den Mincio überqueren, nur heute benutzten wir die Autostraße dorthin und verzichteten auf den Weg mit den Hunden (s.o.).
In Valeggio sul Minico war Markt und die Innenstadt mit allerlei Tandläden voll gestopft. Das behinderte unser Vorankommen etwas. Aber nur einen Kilometer später, meist entlang der stark befahrenen Straße konnten wir auf schöne Radwege abschwenken.
In dieser Gegend hatten wir es hauptsächlich mit Obstanbau zu tun. Da keine Früchte mehr an den Bäumen waren, konnten wir nur raten. Den Blättern nach tippen wir auf Kirschen oder Pfirsiche.
Dann kamen wir nach Villafranca, die zweitgrößte Stadt der Provinz Venetien mit 35.000 Einwohnern. Durch ihre Lage an der Via Postumia war der Ort im Römischen Reich, 15 v. Chr. als römisches Lager gegründet und bekam im Jahre 1185 von der Stadt Verona als Kolonie die Steuerfreiheit zugesprochen, was sich im Namen Villafranca (Freistadt) niederschlug. Die Stadt wird von dem gleichnamigen Castello geprägt, das aber nicht zugänglich war.
Nach weiteren 20 Kilometern waren wir in Verona. Es war erstaunlich ruhig in der Stadt. Erst als wir uns der "Piazza Bra" mit der "Arena di Verona" näherten, wurde es lebhaft. Doch auf dem großen Platz verteilten sich die vielen Besucher. In den Seitengassen ging es da schon enger zu. Nach einem kurzen Stadtrundgang verließen wir die Innenstadt wieder.
In dem Ort Caselle kehrten wir in einer Trattoria bei gutem Essen zu sehr moderaten Preisen ein. Der Wirt begrüßte uns auf deutsch. Er hatte jahrelang in Hamburg gearbeitet.
Jetzt ging es noch entlang des Flughafens "Verona-Villafranca". Dann begann wieder Weinanbau, und bis "San Rocco" war ein kleiner Höhenzug von ca. 100 Höhenmetern zu "bezwingen". In "Salionze" trafen wir auf den Mincio, legten in Monzambano noch eine Pause ein und waren somit bald zurück in Olfino.
Am heutigen Sonntag gönnten wir uns einen radlfreien Tag, einmal wegen den Erfahrungen am letzten Sonntag (Massenansturm auf Ausflugsziele) und andererseits wegen Reisevorbereitungen für den kommenden Tag.
Tag 9 - Weiterreise mit dem Auto und Badetag
Heute standen wieder 220 Kilometer mit dem Auto an, von Olfino nach Brisighella, in der Nähe von Faenza, einschließlich dem schon obligatorischen Stau auf italienischen Autobahnen, die gerade an Autobahnkreuzen mit einspuriger Verkehrsführung der Zeit hinterher hinken.
Wir wechselten somit vom Flachland in der Lombardei/Venetien an des Rand des Apennin in der Emilia Romagna, der Heimat des Sangiovese. Hier haben wir die Unterkunft "Ca' di Mezzo" ausgewählt, ein zum Tourismus umgebauter Bauernhof mit einem Schwimmbad in erhabener Lage. Am Eingang stand dieses Schild (s. nebenstehendes Bild).
So ließen wir den Tag frei nach italienischer "Dolce Vita" ausklingen.
Tag 10 - Radtour im Regionalpark Vena del Gesso Romagnola
Gleich am ersten Radltag in unserem neuen Domizil hatten wir uns über 1000 hm vorgenommen. Brisighella liegt natürlich in einer hügligen Gegend, und von einem Tal ins nächste geht es nur mit Berg- und Talfahrt.
Unsere Unterkunft lag auf 130 Metern Höhe. Als ersten Ort hatten wir Modigliana ausgesucht. So standen zunächst 300 hm an. Der Blick in die Landschaft von hier oben war überwältigend. Besonders fielen uns relativ kahle und helle Berghänge auf. Aber wir rauschten erstmal hinab ins Tal des Torrente Narzeno, oder besser gesagt wir bremsten hinunter, denn es ging doch recht steil und mit einigen Tornanti hinab.
Nach einer kleinen Ortsbesichtigung blieb uns nichts anderes übrig, als für 9 km die gut befahrene Straße zu benutzen. Dann ging es wieder hinauf, aber nur knapp 100 hm. Jetzt kamen wir den eigenartigen Bergen näher und Wikipedia schreibt in etwa dazu:
Der Regionalpark der Vena del Gesso Romagnola, im Hinterland der Romagna zwischen Imola und Faenza gelegen, ist ein Naturschutzgebiet von mehr als zweitausend Hektar, das fast ausschließlich aus Gips besteht ... Die Vena del Gesso Romagnola ist die einzige vollständig kalkhaltige geologische Formation in Europa ... Die eigentliche Besonderheit der Vena del Gesso sind nicht so sehr die Mineralien, sondern die Höhlen. Bei einem Spaziergang entlang der kalkhaltigen Aufschlüsse stößt man auf große und kleine geschlossene Senken: Dies sind die blinden Täler und die Dolinen, die charakteristischsten Elemente der Karstlandschaft der Vena del Gesso ...
Der Text obige Text wurde mit Google aus der italienischen Ausgabe von Wikipedia übersetzt.
Wieder in Brisighella angekommen unternahmen wir eine kleine Stadtrundfahrt, bevor es über den nächsten Höhenzug ins Tal des Torrente Sintria hinab ging. Auf diesem Stück kamen wir den beeindruckenden Gipsformationen besonders nah. Leicht ansteigend erreichten wir Zattaglia, wo es in Sachen Steigung nochmal richtig zur Sache ging. Jedoch bescherte uns die Höhe auch wieder herrliche Blicke in die Ausläufer des Apennin.
Wieder in Brisighella angekommen waren die letzten 60 hm zu unserer Unterkunft nur noch ein Klacks. Zudem wartete hier noch eine Erfrischung im zugehörigen Schwimmbad auf uns und der Ausklang des heutigen Tages bei frischen Frizzante aus eigener Produktion.
Tag 11 - Radtour ein wenig Berg, ein wenig Stadt
Nach dem gestrigen Tag sollte es heute ruhiger werden. Über einen kleinen Höhenzug fuhren wir noch Mal an den Gipsfelsen vorbei, um dann leicht wellig in den flachen Bereich nach Faenza einzuschwenken. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung durch unzählige Gassen und gegen Einbahnstraßen (die Einheimischen haben es uns vorgemacht) verließen wir die Stadt wieder. Durch das relativ dünn besiedelte Land fanden wir uns alsbald auf der Straße wieder, die uns schon gestern aus Modigliana heraus nicht sonderlich gefallen hatte (zuviel Verkehr) und nahmen so, wie schon gestern, den gleichen Weg über die Hügel zurück nach Brisighella.
Tag 12 - Radtour nochmal sehr hüglig
Am letzten Tag in dieser wunderschönen Gegend fuhren wir über eine andere Abzweigung hinab in den Ort Modigliana, nicht weil es dort so schön ist, sondern um andere landschaftliche Eindrücke zu gewinnen. Wir ließen den Ort jedoch links liegen und radelten leicht ansteigend durch das Tal des Torrente Acerreta.
Der Straßenbelag der SP19 war hier so schlecht, dass sich mancher MTB-Park darüber gefreut hätte. Dann tauchte ein Schild auf:
FORLI - CESENA (rot durchgestrichen) und darüber FIRENZE.
Wir waren in der Toskana. Und schlagartig war die Straße besser. Da sieht man, in welcher Provinz das Geld vorhanden ist. Noch ein paar Kilometer ging es nur leicht steigend dahin, dann begann wieder das Bergprogramm, heute auf ca. 570 Meter. Und wieder waren die Einblicke in die umliegende Bergwelt beeindruckend.
Nach einer langen Abfahrt kamen wir ins Tal des Fiume Lamone. Er entspringt in der Gemeinde Borgo San Lorenzo (Provinz Florenz), fließt u.a. durch Brisighella und mündet bei Ravenna in die Adria. Wieder in Brisighella angekommen nahmen wir nicht den leichten Anstieg zu unserer Unterkunft, sondern gönnten uns noch zusätzliche ca. 300 hm, um weitere Eindrücke dieser herrlichen Landschaft zu gewinnen. Nach einer drei Kilometer langen Abfahrt erreichten wir unsere Unterkunft und schlossen den Tag mit einem Bad und Dolce Vita ab.
Tag 13 - Reisetag von Brisighella nach Follina
Heute war wieder Reisetag. Nachdem die bisherigen Fahrten über die Autobahn stets im Stau endeten, entschieden wir uns diesmal nicht für diesen Straßentyp. Das erwies sich leider im Nachhinein als Fehler. So stauten wir uns stundenlang auf der Adriatica, um zu guter Letzt über Umwege doch wieder die Autobahn zu nehmen und so erst gegen Abend in Follina anzukommen.
So leer wie auf dem nebenstehenden Bild, war die Autobahn nie auf dieser Reise.
Da wir schon sooft in Follina waren (mit und ohne RoRadln) wollte ich eigentlich nichts mehr zu den Touren schreiben. Wir sind jedoch vier Routen gefahren, die ich zwar mal geplant hatte, aber nie vollständig gefahren war.
Nach den Erfahrungen mit über 1.000 hm in der Gegend um Brisighella konnten uns die berechneten 1.350 hm nicht aus der Ruhe bringen. In unzähligen Kehren wanden wir uns auf einer angenehm schattigen Straße durch den Wald hinauf. Glücklicherweise war der Straßenbelag für Motorradfahrer zu uneben, sodass sie uns hier im Gegensatz zu der zuvor befahrenen Strada del Prosecco nicht nervten. Oberhalb der Baumgrenze bietet sich ein grandioser Blick in die Ebene des Piave und bei guter Sicht (heute leider etwas diesig) bis zur Adria.
Wir genossen die ca. sechs Kilometer auf dem Höhenweg, bevor es wieder durch 12 Tornanti Valdobbiadene entgegen ging. Der Rückweg durch die Weinberge war entspannt und führte über bekannte Wege zurück nach Al Col.
Diese Tour hatte ich 2019 für unsere gemeinsame RoRadln-Radreise geplant, konnte sie dann aber aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst fahren. Daher holten wir das heute nach. Wie die Teilnehmer dieser Tour in 2019 jedoch berichteten, hatte ich zwischen Refrontolo und Rua di Feletto recht abenteuerliche Wege eingeplant. Diese ließen wir diesmal aus und fuhren einen Bogen über die SP86 und die SP37. Der Abstecher nach Conegliano hat uns persönlich nicht so gefallen, man muss aber auch dazu sagen, dass wir generell keine Fans solcher Städte sind und uns lieber an der Natur erfreuen.
Nach Susegana führte der Weg auf der Via San Salvatore durch eine schöne Allee hinauf zum Castello di San Salvatore. Wie fast alle Burgen und Schlösser ist auch diese Anlage im Privatbesitz, kann aber nach vorheriger Anmeldung als Gruppe besichtigt werden. Wir beließen es bei den Außenanlagen.
Über einen schönen Waldweg, anfangs noch geteert, später sehr staubiger Schotter erreichten wir Collalto, das unten im Tal des Soligo liegt, der hier in den Piave mündet. Von hier über Barbisano waren wir bald in Pieve di Soligo, wo wir bei der wohl besten Eisdiele der Stadt, der "Gelateria Al Ponte" eine Rast einlegten. Die netten Besitzer haben jahrelang in Deutschland gelebt. Danach ist es zwar nicht mehr weit nach Al Col, jedoch sind auf dem letzten Kilometer 100 hm zu überwinden. Daher ist hier keine Tour unter 100 hm möglich.
Treviso, die Hauptstadt der gleichnamigen Region. Wir fuhren mit dem PKW über den Piave nach Nervesa della Battaglia. Einmal wäre die Tour sonst zu lang und andererseits ist es mit dem Rad lebensgefährlich auf den schmalen Brücken über weite Flusstäler. Zumindest war das beim Piave noch in 2019 so. Anscheinend hat selbst inzwischen die italienische Administration erkannt, dass man so nur die Radfahrer dezimiert und hat nun diese Brücke mit einem Radweg versehen, den Autos durch Leitplanken etwas von der Fahrspur genommen.
Die Fahrt nach Treviso und zurück ist unspektakulär, es geht brettlflach und langweilig durch die Felder dahin. Sehenswert ist die Altstadt sowie die gut erhaltene alte Stadtbefestigung mit Mauern, Bastionen und Kanälen. Aufgrund der vielen Kanäle, die die Stadt durchziehen, wird Treviso auch „citta delle acque“ genannt.
Auf der Rückfahrt hatten wir noch einen Abstecher zum Montello, ein kleines Gebirge maximal 371 m Höhe eingeplant. Im Norden und Osten begrenzt es der Piave, im Süden wird es reizvoll von Wasserkanälen umspült.
Tag 17 - Radtour Valdobbiadene - Vidor - Piave
Das kleine Gebiet des Prosecco-Anbaus teilt sich in zwei Bereiche mit den Städten Conegliano und Valdobbiadene. Zu letzterem gehört Follina. Am letzten Tag durchstreiften wir nochmal dieses Gebiet. Bis Guia ging es auf Nebenstraßen durch die Weinberge, dann auf der Strada del Prosecco bis nach Valdobbiadene und dann wieder auf schönen Wegen nach Vidor. Hier fuhren wir hinab in das riesige Flussbett des Piave. Interessante Wege entlang kleiner Orte führen uns zurück nach Pieve di Soligo, ein letzter Besuch der Eisdiele und dann zurück nach Al Col.
Tag 18 - Rückfahrt Follina - Rosenheim
Am Abend vorher hatten wir uns mit bestem Prosecco eingedeckt, der dem Sangiovese von unserem letzten Ziel in Brisighella nun im Auto Gesellschaft leistete. Mitsamt dem Reisegepäck lag der Audi jetzt satt auf der Straße. Für die Heimreise wählten wir die Strecke über Cortina, Lienz und den Felbertauerntunnel. Endlich hatten wir in diesem Urlaub mal freie Fahrt ohne Stau.
⇑ ÜbersichtEs war eine interessante Reise mit vielen neuen und ebensolchen bekannten Eindrücken. Und wir hatten mal zwei Wochen sommerliches Wetter ohne die in Rosenheim schon fast üblichen abendlichen Unwetter.
Bei unseren Radreisen nach Italien bevorzugen wir Agriturismo-Betriebe. Eine Ausnahme davon waren nur bis 2012 unsere Reisen nach Cesenatico. Dazu bedienen wir uns fast ausschließlich der Seite Agriturismo.it. Hier haben wir bisher die besten Erfahrungen gemacht und herrliche Unterkünfte gefunden. Bei dieser Reise hatten wir folgende Unterkünfte, die wir alle rundum weiterempfehlen können:
Rosenheim, im September 2021
Kurt Schmidt
Rücksprung zum vorherigen Bild oder zum letzten Thema
Diverse Berichte
1. Prosecco - Berg ...
2. Castel Goffredo
3. Castiglione del ...
4. Lazise am Garda ...
5. Mantova
6. Sirmione / Dese ...
7. Verona
8. Faenza
9. Brisighella - G ...
10. Brisighella - A ...
11. Prossecco Gebie ...
12. Prosecco Gebiet ...
13. Prosecco Gebiet ...
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