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erstellt von Kurt am 12.09.2020 / letzte Änderung am 29.09.2020
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Anfang September 2020 wurden wir von unseren ehemaligen RoRadlern Monika und Stefan in ihr neues Haus in Lindenberg im Allgäu eingeladen.
Wir waren dort, soweit es das Wetter zuließ, natürlich mit dem Rad unterwegs. In dem folgenden Bericht haben wir diese wunderbare Zeit in einer herrlichen Landschaft zusammengefasst.
Tag 1 - Wangen und Argental
Der Tag begrüßte uns mit Bilderbuchwetter und toller Fernsicht. Stefan und Monika wohnen in exponierter Lage mit herrlicher Sicht ins Allgäu. Für heute hatten wir uns die Tour in die Stadt Wangen im Allgäu vorgenommen. Mit ca. 27.000 Einwohnern ist sie fast zweieinhalbmal so groß wie Lindenberg und die zweitgrößte Stadt im Landkreis Ravensburg. Wangen, nur knapp 10 km von Lindenberg entfernt, gehört zu Baden-Württemberg.
Zuerst einmal ging es 100 Höhenmeter hinab nach Heimenkirch. Hier ist die Käsefabrik Hochland ansässig, aus der auch in unserer Region der Käse herkommt. So steil, wie es nach Heimenkirch hinunter ging mussten wir auch wieder aus dem Ort hinauf (geschätzte 15 % - 20 %).
Man merkt, dass man im Käseland ist. Immer wieder wird auf Käsereien hingewiesen. Bei der Staudachmühle kamen wir an das Flüsschen Leiblach. Die Leiblach ist ein über 30 Kilometer langer Zufluss des östlichen Bodensees und somit des Rheins. Sie läuft ungefähr die ersten drei Viertel ihres Weges im Landkreis Lindau/Bayern, danach ist sie dessen Grenzfluss zum Bezirk Bregenz im österreichischen Bundesland Vorarlberg.
In die Innenstadt von Wangen gelangten wir über eine vielbefahrene Straße. Hier hatte ich nicht aufgepasst, was mir der Brouter berechnet hatte. Einen kleinen Radweg, der rechtzeitig von der Hauptstraße abzweigt, hatte ich übersehen. Beim nächsten Mal passe ich auf.
Die Innenstadt ist sehenswert, bewacht von wehrhaften Türmen und mit aufwendiger Wandmalerei verziert. Hier hätten wir es aushalten können. Aber wir wollten ja noch mehr sehen. So ging es nach kurzer Besichtigungspause weiter. Auch die Planung aus der Stadt war nicht optimal. Man hätte jedoch Ortskenntnis haben müssen, um zu erkennen, dass die als Radweg gekennzeichnete Straße eigentlich nur gut für den motorisierten Verkehr war. Brouter richtet sich strikt nach Radwegen, und wenn Straßen so gekennzeichnet sind, was soll man da machen. Das betraf leider auch im folgenden eine Wegführung entlang von Staatsstraßen und Landstraßen.
Zuerst benutzten wir den Donau-Bodensee-Radweg. Das ist ein etwa 156 Kilometer langer Landesradfernweg im südöstlichen Baden-Württemberg. Er führt von Ulm an der Donau ans Ufer des Bodensees und verbindet damit zwei bekannte Radfernwege miteinander: den Donau-Radweg und den Bodensee-Radweg. In Niederwangen verließen wir den Fernradweg jedoch wieder und folgten nun der Wasserroute, die uns alsbald an die Argen und dort über eine Hängebrücke führte. Auf der anderen Flussseite folgten wir einem schönen, mit alten Bäumen bestandenen Weg und kamen zum barocken Schloss Achberg.
Als nächstes, schon von Weitem erkennbar, waren die Pfeiler "Talbrücke Obere Argen" zu sehen. Weniger als zwei Kilometer vor dem Zusammenfluss mit der Unteren Argen und der Oberen Argen überquert die Autobahn A96 über die 730 m lange Talbrücke den Fluss. Die Autobahnüberführung besteht unter anderem aus einer Schrägseilbrücke in Kombination mit einer Unterspannung - eine Konstruktionsart, die so erstmals in Deutschland zur Anwendung kam.
Nachdem wir uns die Brücke von oben angesehen hatten, führte ein steiler, grobsteiniger Weg hinab ins Argental. Hier konnten wir das Ganze nochmal von unten betrachten. Der Weg führte uns jetzt wieder zurück, teilweise wieder entlang der Leiblach, die wir am Anfang der Tour schon einmal getroffen hatten. In Meckatz, das von der dort ansässigen Brauerei dominiert wird, ließen wir den "schönsten Biergarten im Allgäu" links liegen und steuerten über Heimenkirch wieder unseren Ausgangspunkt an.
54 km / 743 hm
Tag 2 - Lindau im Bodensee
Heute waren wir zu viert. Los ging es wie am Vortag, erst einmal hinab nach Heimenkirch und dann weiter Richtung Wangen. In Maria Thann blieben wir jedoch auf dem Bokö-Radweg, der nun für weitere zehn Kilometer unser Begleiter wurde. Nur einen Kilometer nach Maria Thann, unter der imposanten Eisenbahnbrücke hindurch kamen wir in das Tal der Leiblach und folgten dem Fluss mehr oder weniger dicht, bis wir den BoKö-Radweg verließen.
Von der Tourist-Information Lindenberg wurde die Radtour "Käse, Wein und feine Brände" vorgeschlagen. Ein Teilstück dessen benutzten wir nun bis nach Lindau. Wir kamen vorbei am Stockweiler Weiher und dem Neuravensburger Weiher, der erste idyllisch im Wald eingebettet, der andere von einer Burgruine überragt. Es ging durch riesige Obstplantagen, und wir kamen dem Bodensee immer näher. War es bis kurz vor Lindau ruhig und entspannt zu radeln, änderte sich das jetzt schlagartig.
Als hätte jemand alle Tore geöffnet, hinter denen tausende Radfahrer nur auf ihre Freilassung warten. Die Landverbindung zur Insel Lindau bestand aus einem breiten Fußweg, einem noch breiteren Radweg und einer Autospur je Richtung, und alles war lebhaft frequentiert. Wir entschlossen uns, die Räder nicht auf einem zentralen Platz vor der Altstadt abzustellen, sondern schoben unsere Gefährte durch die von Menschen überquellende Stadt. So wurden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchgang abgehakt, noch ein kleiner Schlenker entlang der schönen Uferpromenade und dann wieder nix wie weg. Lindau ist sehenswert, aber leider total überlaufen, wozu wir natürlich auch beigetragen haben, denn man fühlt sich ja manchmal so, als wären nur alle anderen die Touristen.
Die nächsten drei Kilometer fuhren wir auf einer Piste in Straßenbreite, und hätte man es nicht besser gewusst, kam es einem vor wie in Holland, Radler über Radler. Die ersten 20 Kilometer für unsere Rückfahrt benutzten wir nun den BoKö. Dieser bot die angenehmste Steigung vom Bodensee bei einer Meereshöhe von ca. 400 Metern bis nach Lindenberg, das bei ca. 770 über N.N. liegt. Wir hatten erst eine Strecke über Voralberg angepeilt, aber das hätte einen steileren Anstieg mit sich gebracht.
Entlang der Leiblach, die hier die Grenze zu Österreich bildet (nähere Beschreibung siehe Tag 1), kamen wir nach ca. 12 Kilometern wieder an die Stelle, wo wir bei der Hinfahrt den BoKö verlassen hatten, folgten ihm auf einem schönen Waldweg noch bis Obernützenbrugg, um dann nach rechts in Richtung Meckatz abzuschwenken. In Lindau hatten wir es uns verkniffen, dort einzukehren und steuerten jetzt den "schönsten Biergarten im Allgäu" an, der zur Brauerei Meckatz gehört. Hier ließen wir es uns gut gehen, bevor wir einen nicht enden wollenden Berg nach Lindenberg in Angriff nahmen. Monika und Stefan führten uns in einer kleinen Rundtour durch ihre neue Heimat, bevor wir zurück zum Ausgangspunkt der Tour radelten. Kurz vor Erreichen des Endpunktes setzte leichter Regen ein, der im Laufe des nächsten Tages intensiver wurde.
Tag 3 - Regentag - Besichtigung Hutmuseum
Lindenberg, das in nebelarmer Höhenlage liegt, war 2006 mit 2217 Sonnenstunden die sonnenreichste Stadt Deutschlands. Im Jahr 2009 waren es nur 1977 Stunden, trotzdem war Lindenberg damit neben Scheidegg sonnenreichster Ort Bayerns. An diesem Tag war allerdings nichts davon zu spüren, fast der ganze Tag verregnet. In einer Regenpause besichtigten wir das Hutmuseum, neben Nürnberg das einzige in Bayern - eine gelungene Abwechslung an diesem eher tristen Tag.
Tag 4 - Eistobel
In Lindenberg regnete es heute Morgen nicht mehr, und von Westen her waren schon Wolkenlücken erkennbar, aber unser Zielgebiet zeigte noch starke Bewölkung. So ließen wir es gemütlich angehen. Als wir dann am nicht mehr ganz so frühen Vormittag den Parkplatz am Eistobel erreichten, war dieser schon gut besucht. Es schien, als wollten alle nach dem verregneten Sonntag einfach raus.
Nach Passieren der Eintrittsschranke ging es über Treppen und Stege steil hinab die Schlucht der Oberen Argen. Der Weg war mit etwas Achtsamkeit trotz des vorangegangenen Regens gut zu gehen. Wir haben einen sechs Kilometer langen Rundweg gewählt und von den spektakulärsten Stellen in der Schlucht einen kleinen Film angefertigt, den ihr unter diesem Link sehen könnt. Weitere umfangreiche Informationen bietet Wikipedia unter Eistobel, Argen, Untere Argen und Obere Argen an.
Tag 5 - Käse mit Aussicht
Das Wetter hatte wieder Einsehen mit uns und es zeichnete sich ein schöner Tag ab. Lediglich morgens war es noch etwas frisch, sodass wir den Tourbeginn auf 10:00 Uhr setzten. Einen Teil der heutigen Tour hatte ich dem Programm der Tourist-Info Lindenberg entnommen, die interessante Radausflüge mit entsprechender Beschreibung und GPX-Tracks anbietet, daher auch die Bezeichnung "Käse mit Aussicht".
Zuerst folgten wir der Radrunde Allgäu, einem allseits beliebten Radweg, der uns bequem in die Stadt und ebenso wieder hinaus führte. Lediglich der "Stadtkirche St. Peter und Paul" statteten wir einen Besuch ab. Der Weg führte an einem riesigen Gebäudekomplex vorbei, "Liebherr Aerospace Lindenberg GmbH" wie sich herausstellte. Hinter Liebherr war dann auch der schöne Radweg zu Ende und wir mussten die ST2378 auf einem separaten Radweg begleiten. Das war leider auf allen Touren hier im Allgäu oft der Fall, entweder neben oder direkt auf einer vom motorisierten Verkehr mäßig bis stark befahrenen Straße.
Dann kamen wir nach Scheidegg, dem Grenzort Bayern/Voralberg. Bis zur österreichischen Staatsgrenze folgten wir noch der Straße, danach benutzten wir bis Weienried einen etwas ruppigen Feldweg um kurz später bei der Feuerwehr Möggers auf ruhige Straßen abzuschwenken. Wir waren gerade mal acht Kilometer Luftlinie vom Bodensee entfernt und nach weiteren drei Kilometern bot sich ein spektakulärer Blick auf die Insel Lindau und den Bodensee, den drittgrößten See von Mitteleuropa. Nach dem Weiler Eichenberg-Lutzenreute fuhren wir einen steilen Schlenker hinauf zum Fesslerhof. Dieses Gebiet stellt wahrlich einen Balkon über dem Bodensee dar mit einer grandiosen Aussicht. Schade dass sich heute trotz 12:00 Uhr noch nicht die restlichen Nebelschwaden in Seenähe verzogen hatten, aber bei klarer Sicht ist das hier oben sicherlich noch majestätischer. Jetzt rollten wir wieder auf Eichenberg-Lutzenreute zu und folgten nun einem herrlichen Feld- und Waldweg und kamen in dem Ort Weienried wieder auf unseren ruppigen Weg und danach zur Grenze nach Bayern.
Bis Scheidegg folgten wir nun der Staatsstraße, schwenkten nach rechts ab und genossen bei einer Pause kurz hinter dem Ort die beeindruckende Aussicht in das vor uns liegende Tal und die dahinter schon wieder aufsteigenden Berge. Bis in den Ort Weiler im Allgäu folgten wir der Straße, um bald danach den schönen Bahntrassenradweg Röthenbach - Weiler zu erreichen.
Die Arbeiten zu der ehemaligen Bahnstrecke wurden ab 1891 durch die Königlich Bayerischen Staatsbahnen durchgeführt. Die Deutsche Bundesbahn stellte 1960 den Personenverkehr und 1991 auch den Güterverkehr auf der Strecke ein. Im Volksmund wurde die Lokalbahn liebevoll "Moosrutscherle" genannt. In Oberhäuser war dann die "Bahnfahrt" zu Ende und wir wollten noch einen Schlenker über Eglofstal dranhängen. Da wir das im vorab nicht geplant hatten, ließen wir uns vom Garmin-GPS-Gerät routen.
Das war ein Fehler. Der Weg wurde schlechter und schlechter, bis wir fast im Sumpf stecken blieben. Dank unserer superbreiten Nobby Nick pflügten wir hindurch, und dann hatte der Bauer mit einem Elektrozaun den Weg versperrt. Also hieß es zurück, nochmal durch den Baatz und dann wieder auf gesitteten Wegen zu unserem neuen Zwischenziel. Eglofstal enttäuschte, wir hatten es wohl mit Eglofs verwechselt, das am Hang klebte. Das ließen wir jedoch heute aus und fuhren vorbei an Schloss Syrgenstein auf dem BoKö-Radweg unserem Ausgangsziel Gossholz-Lindenberg entgegen.
53 km / 823 hm
Tag 6 - Isny
Das Wetter wurde von Tag zu Tag besser. Und so ging es heute wieder gegen 10:00 Uhr los. Als Ziel hatten wir uns die östliche Gegend ausgesucht, also Richtung Isny. Wieder folgten wir dem schönen Radweg "Radrunde Allgäu", wie auch zu Beginn des Vortages, nur diesmal halt in anderer Richtung. Bis Röthenbach im Allgäu ging es auf angenehmen Wegen dahin. Dann führte der Radweg auf die Staatstraße ST2001 (ohne begleitenden Weg), und wir mussten uns diese mit lebhaften Verkehr und ca. einen Kilometer und 50 Höhenmeter teilen. Oben am Berg angekommen, war wieder ein Radweg vorhanden (am Berg hätten wir ihn mehr gebraucht - schade). Aber, wenn man im Nachhinein die Karte betrachtet, bot sich keine vernünftige Alternative, um der gewünschten Route zu folgen.
Über Grünenbach kamen wir wieder zum Eistobel-Parkplatz, der heute bei sonnigem Wetter noch voller war, als am eher tristen Montag. Auf schönen Wegen, abseits der Verkehrsstraßen erreichten wir Maierhöfen. Vier Kilometer nach Isny wurden entlang der Autostraße angeboten und sechseinhalb auf ruhigen Wegen über kleine Weiler. Wir entschieden uns entgegen unserer kürzeren Planung für die zweite Variante und wurden mit schöner Landschaft belohnt. Isny ist eine nette Kleinstadt im württembergischen Allgäu, die zum Verweilen einlädt. Nach einer kurzen Besichtigung verließen wir die Stadt wieder in östlicher Richtung und kamen in Rotenbach an die Untere Argen, neben der Oberen Argen der zweite Quellfluss der Argen, die einige Kilometer nach Wangen entsteht und der drittgrößte Zufluss vom Bodensee ist.
Dieser folgten wir einige Kilometer, bis schon von Weitem die Gebäudekomplexe der Kliniken Neutrauchburg grüßten. Hier ging es wieder für die nächsten sieben Kilometer an und neben die ungeliebten Hauptstraßen. An deren Ende, im Ort Eisenharz konnte uns im "Landgasthof Krone" die Speisekarte mit "außer Fleichgerichten nur Fleischgerichte" nicht überzeugen, und wir strampelten weiter nach Eglofs. Dieser Ort, den wir am Vortag mit Eglofstal verwechselt hatten, brachte jedoch auch nur ein Aha-Erlebnis. Der "Gasthof Zum Löwen", der Einzige im Ort hatte geschlossen, das "Dorfcafe und Cramerladen" ebenfalls und der Dorfladen auch noch.
So verließen wir unverrichteter Dinge auch diesen Ort und schlugen zur Vermeidung von Wegen, die wir am Vortag benutzt hatten, einige Haken, um nach Lindenberg zurück zu radeln. In Riedhirsch kamen wir wieder auf die Bahntrasse vom Morgen und strampelten mit sanfter Steigung zu unserem Ausgangspunkt. In der nahen Käserei "Baldauf" deckten wir uns mit Köstlichkeiten aus dem Allgäu ein und ließen sie uns munden. Da waren die Euros besser angelegt, als in Gaststätten mit lieblosem, nur fleischlastigem Angebot.
75 km / 845 hm
Hinweis
Einige Textpassagen wurden aus Wikipedia entnommen.
Rosenheim, im September 2020
Kurt Schmidt
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