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erstellt von Kurt am 10.06.2018 / letzte Änderung am 03.10.2019
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Im Frühjahr 2018 waren wir auf unserer jährlichen RoRadln-Reise in Slowenien, im Weinbaugebiet um Jeruzalem. Was wir dort erlebt haben, ist auf den nächsten Seiten beschrieben.
24.05.18 - Anreise
Die Anreise im Laufe des Tages war bei geringem Verkehrsaufkommen recht angenehm. Weniger angenehm ist immer wieder die hohe Maut und die noch hinzukommenden Tunnelgebühren in Österreich. Da fallen schnell mal 50 Euro zusätzlich an. In Slowenien, auch nicht zimperlich in dieser Sache, konnten wir den Gebühren glücklicherweise entgehen. Das Ganze erinnert schon an das Raubrittertum im finsteren Mittelalter.
25.05.18 - Ormoz - Sredisce
Heute ging es nun los. Die Wettervorhersage war allerdings instabil: "regnerisch und Gewitter". Da wollten wir erst mal mit einer kleinen Tour beginnen, um möglichst schnell abbrechen zu können. Steffen leitete diese Tour nach Ormoz und hatte einen Track mit 40 km und 650 hm parat.
In dem kleinen Städtchen Ormoz wartete die interessante Kirche "Sveti Jakub" aus dem 13. Jahrhundert auf uns, die aber leider geschlossen war. So fuhren wir weiter zum Schloss (Burg Friedau). Hier ist die Tourist-Information untergebracht. Man war sehr hilfsbereit und versorgte uns mit ausführlichem Kartenmaterial der Region.
Danach setzten wir unseren Weg durch den Schlosspark fort. Nicht wenige Treppen hatten wir unsere zum Teil schweren Drahtesel zu tragen (es hätte auch eine Möglichkeit ohne Treppen gegeben, aber das kann ja Jede/r). Der Aufenthalt war recht idyllisch, jedoch nicht von langer Dauer, da eine Schar Stechmücken wohl extra auf uns gewartet hatte.
Wir verließen Ormoz und setzten unsere Fahrt fort. Irgendwie kam uns das alles bekannt vor, als ob wir vor kurzem aus der Gegenrichtung gekommen wären. Ja, es war so, Steffens Navi hatte die Tour neu berechnet, war aber leider gegenüber der Planung auf dem Holzweg. Bei nächster Gelegenheit berechneten wir den fehlgeleiteten Weg neu und kamen wieder auf unseren Track.
Ein steiler Anstieg brachte uns hinauf nach Hum pri Ormozu. Hier bot sich eine schöne Aussicht bis zum Drau-Stausee von Ormoz. Die Kirche war, wie auch zukünftige Exemplare geschlossen. Hier führt wohl auch ein Wanderweg vorbei, worauf das Vorhandensein eines Gipfelbuches schließen ließ. RoRadln ist nun dort auch verewigt.
Die Abfahrt nach Sredisce ob Dravi war bärig. Hier stand das erste Storchennest auf dem Programm. Meister Adebar präsentierte sich in den besten Positionen. Dann ging es flott weiter, denn der Himmel verdunkelte sich bedrohlich, aber es blieb bei der Drohung. So entschieden wir uns für eine Einkehr beim Winzer. Doch die Einkehrmöglichkeiten sind hier nicht so dicht gesät. Die Entscheidung fiel auf Hlebec in Kog. Dies war übrigens auch unsere Ausweich-Unterkunft, die wir angeboten hatten.
Die Brotzeit für fünf Personen, von der aber alle 11 Personen satt wurden, war einfach umwerfend. Und dann erst der Wein - da wollten wir nochmal hin. Nach 3 km und ein wenig Auf- und Ab waren wir dann wieder auf unserem Weingut Puklavec.
Hier fand heute eine Feier zum 50. Geburtstag statt. Es fühlte sich eher an wie eine Hochzeit. Zu späterer Stunde wurde dann unsere Gruppe von dem Geburtstagsgast einfach in die Feier mit einbezogen. Es war Lebenslust pur. Es gibt ein paar Filmsequenzen dazu, die das hier beschriebene bestens unterstreichen.
26.05.18 - Storchenland Lendava
Da unser Urlaubsort in unmittelbarer Nachbarschaft zur kroatischen Grenze lag, hatten wir einige Touren durch Kroatien geplant. Das ersparte Umwege. Leider hatten wir nicht berücksichtigt, dass Kroatien nicht zum Schengenraum gehört. Zudem hatten alle Süd-Ost-Europäer wegen der Flüchtlingsströme ihre Grenzen bis auf die offiziellen Übergänge dicht gemacht. Natodraht überzieht heute wieder den Grenzverlauf im freien Feld.
So sollte auch die heutige Tour durch Kroatien gehen, aber der Natodraht war ein schlagendes Argument dagegen. Also fuhren wir wieder den Berg hinauf zur Straße. Hier hatte sich Steffen eine neue Route erstellen lassen, der wir nun nach Velika Polana folgten. Jetzt waren es noch 13 km nach Lendava und ebenso viele wieder zurück nach Velika Polana.
Wir fuhren also weiter, bis kurz danach die nächste Sperre auftrat, anscheinend durch einen unwilligen Anrainer. Wir konnten die slowenischen Hinweise leider nicht verstehen, aber das Vorhängeschloss sagte alles. Durch einen weiteren Umweg von 2 km kamen wir erst auf einen schönen Waldweg (leider begleitet von unzähligen Mücken) und dann auf einen öden, grobkiesigen Weg nach Lendava. Staubig und heiß ging es dahin.
Als wir im Ort ankamen, fand der Bauernmarkt gerade sein Ende, die letzten Tische wurden geräumt. Also entschieden wir, gleich hinauf zum Aussichtsturm zu fahren. Halbwegs entspannt fahren konnten allerdings nur Wenige, denn dieser Berg war extrem steil. Oben angekommen gönnten wir uns zum Rentner-Tarif eine Auffahrt mit dem Lift zum 42 Meter hohen Turm und genossen die überwältigende Sicht in die Umgebung. Danach legten wir unsere Mittagspause in einem guten italienischen Restaurant ein, wo wir fürstlich bedient wurden.
Inzwischen war es sehr heiß geworden, und aufgrund der Grenzsperrung mussten wir fast den gleichen Weg, wie auf der Hinfahrt nutzen. Die Gruppe trennte sich dann in Strocjavas. Hier begannen nämlich wieder die Weinberge. Ein Teil der Gruppe wollte nun doch den ursprünglich geplanten Track fahren, der am Vortag allen Teilnehmern noch zu üppig erschien und deshalb in eine leichtere Variante extra umgeplant wurde (man hat ja sonst nichts zu tun ;-))
Heute Abend war wieder Ramba Zamba mit zig Gästen in Puklavec. Der Wirt hatte uns schon bei Ankunft gesagt, dass am Wochenende hier immer der Bär abgeht. Nach unserem Abendessen war der größte Teil der Feier-Gäste verschwunden, und wir konnten den milden Abend mit Gitarren- und Ziehharmonika-Musik genießen (Seemannslieder in den Weinbergen von Slowenien).
27.05.18 - Weinberge-Runde 1
Die heutige Tour war ein Highlight für sich. Sie zeigte uns die Gegend, in der wir wohnten. Und das waren Weinberge, einer nach dem anderen, und auf jeden hinauf und wieder hinab. Das hatte es in sich. Über 1000 hm kamen so bei 50 km zusammen.
Es war eine herrliche Tour. Überall gab es was zu sehen, so dass wir immer wieder inne halten mussten. Wir hatten es heute so organisiert, dass Jede/r nach Belieben anhalten konnte, um einfach nur den Ausblick zu genießen oder es digital für die Nachwelt fest zu halten. Da war z.B. die einzigartige Anordnung der Reben in Form von Höhenlinien anstelle von senkrechter Bepflanzung, die auf den Höhen grüßenden Pappeln, die eine stimmungsvolle Kulisse boten, und, und, und. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Gegend dort mit dem Slogan wirbt: "Die schönsten Weinberge der Welt".
Eingekehrt sind wir dann zum zweiten Mal im Weingut Hlebec. Am Abend war es wieder ruhig auf Puklavec - keine Feier. So genossen wir den Abend. Gegen 20:00 Uhr trafen die restlichen zwei Gäste von uns ein. Der Zug hatte sie bis zur slowenischen Grenze in Spielberg gebracht. Die restlichen 70 km bis hierher sind sie dann geradelt - mit dem Gepäck und dem bergigen Profil keine schlechte Leistung.
28.05.18 - Grossmann-Radweg
Diese Tour war nach dem slowenischen Filmemacher Karel Grossmann aus Ljutomer benannt. Sie sollte uns nach dem gestrigen Auf und Ab wieder in etwas ruhigere "Gewässer" führen. Da wir jedoch mitten in den Weinbergen wohnten, war auch hier nicht mit einer Wegführung, vergleichbar der Norddeutschen Tiefebene zu rechnen.
Nach fünf Kilometer guter, geteerter Wegführung wartete eine Schotterpiste auf uns. Wir ließen uns durchrütteln und durchschütteln und waren nach ca. 2 km froh, wieder festen Boden unter den Rädern zu haben. Da bemerkte ein Teilnehmer, dass er sein GPS-Gerät verloren hatte. Ein kurzer Tripp zurück auf der ungeliebten Piste brachte den Erfolg - Alles wieder da. Es konnte weiter gehen.
In Ljutomer auf dem Marktplatz machten wir einen Stopp. Jede/r besichtigte die wenigen Sehenswürdigkeiten in Eigenregie, und nach einer halben Stunde ging es weiter - auf dem Grossmann-Radweg. Diesen sind wir nicht immer nach der vorgegebenen Beschilderung gefahren und haben auch das eine oder andere Wegstück ausgelassen, denn dieser Weg ist ab-bis Ljutomer auswiesen, wir wohnten aber 10 km und nicht unwesentliche Höhenmeter davon entfernt.
An dem See "Gajsevsko" legten wir einen Stopp ein. Bisher waren wir nur hinter dem Damm gefahren und hatten vom See nichts gesehen. Hier gab es eine Möglichkeit, sogar auf der Dammkrone zu fahren. Aber es gab eine Schranke mit Durchfahrt-Verbots-Schild. Darunter war ein Fahrradsymbol und daneben stand "razen". Das Übersetzungsprogramm gab Aufschluss: "razen = außer". Also ging es los. Da der Weg aber nicht den See komplett umrundete, fuhren wir nach der halben Strecke wieder zurück und folgten weiter der geplanten Wegführung.
Nach 33 km in Stara Gora boten sich herrliche Sitzgelegenheiten unter alten Linden. Der nahe Minimarkt versorgte uns mit allem, was wir für eine gute Mittagsrast benötigten. Eigentlich hatten wir nur den Abstecher hierher mit eingeplant, um die dortige Windmühle zu besichtigen, was wir dann auch taten, aber im Großen und Ganzen hat uns dieser herrliche Platz in Stara Gora unter den majestätischen Linden mehr beeindruckt.
Der Rückweg führte wieder recht hüglig durch die Weinberge zurück nach Puklavec.
29.05.18 - Varazdin (Kroatien)
Nachdem wir in den letzten Tagen feststellen konnten, dass Kroatien nicht ohne weiteres erreichbar ist, unternahmen wir heute einen weiteren Versuch und zwar: hin über einen inoffiziellen Übergang und zurück über den offiziellen. Am inoffiziellen hinderte uns lediglich eine Schranke am Fortkommen. Wir überwanden dieses kleine Hindernis, nur eine Person von uns war mit dem Grenzübertritt nicht einverstanden und fuhr auf slowenischer Seite zurück.
Die ersten Wege, ausgewiesen als "Touristica Straza" waren nicht so prickelnd und mit sehr grobem Schotter versehen. Da wir jedoch alle gute MTBs fahren, war das zwar etwas lästig, aber kein wirkliches Hindernis. Die Häuser auf dem Land, befanden sich ähnlich wie in Slowenien zum überwiegenden Teil in einem Top-Zustand. Lediglich in den Städten wehte manchmal noch ein sozialistischer Hauch von den Plattenbauten herüber.
Am Drau-Stausee trennte sich die Gruppe, vier Personen fuhren nicht nach Varazdin und hofften auf eine kürzere Route. Wir dachten, an dem See, mit Sicht auf diesen fahren zu können. Aber das war nicht möglich und der Versuch es doch zu tun, wurde mit einer Sirene und einem warnenden Ton aus dem Lautsprecher auf der Staumauer unterbunden. So fuhren wir die gleiche Strecke nach Varazdin, wie die andere Gruppe, ließen lediglich die Stadtbesichtigung aus.
Nach der Drau-Brücke wechselten wir auf den Drau-Radweg. Der war mit dem groben Kies wieder recht unkomfortabel zu fahren und wir waren froh, kurz vor der Grenze wieder auf fester Straße zu sein. Wer hier als Radreisender mit ungefedertem Reiserad und viel Gepäck unterwegs ist, wird nicht immer seine Freude haben. Aber die Landschaft am Drau-Ufer entschädigte wieder für vieles.
Am offiziellen Checkpoint wurden wir von beiden Seiten Kroatien und Slowenien genauestens kontrolliert. Dann ging es weiter. Wir sehnten uns nach einer "flüssigen" Einkehr. In Kroatien hatten wir darauf verzichtet, da wir keine Kuna (offizielle Währung) hatten. Oft kann man zwar in Euro bezahlen, erhält als Wechselgeld aber Kuna zurück. Das wollten wir auch nicht. So "tankten" wir an der ersten Tankstelle in Slowenien auf: Lasko-Pivo (Bier), Kaffee, Eis und Waffeln. Danach waren die letzten 10 km zurück nach Puklavec ein Klacks.
Heute wollten wir etwas früher zurück auf dem Weingut sein, denn der Wirt hatte zu einer Weinverkostung eingeladen. Bei dieser Veranstaltung waren auch weitere Tagesgäste des Hauses anwesend. In den alten Kellergewölben bei angenehmer Kühle erfuhren wir Einiges über die Weinerzeugung hier in Jeruzalem.
Später am Abend nach dem gemeinsamen Abendessen ging dann noch ein schweres Gewitter mit heftigem Regen nieder.
30.05.18 - Weinbergrunde 2
Nachdem uns die Weinbergrunde 1 landschaftlich recht gut gefallen hatte, planten wir eine zweite Tour dieser Art auf Wegen, wo wir noch nicht waren. Die ersten 8 km ging es schön auf geteerten Wegen, so wie in der Karte ausgezeichnet, dahin. Dann wurde der lt. Karte vorhandene Wirtschaftsweg ein Feldweg aus Gras und weicher Erde ( aufgeweicht durch das starke Gewitter vom Vortag). Also war Umkehr angesagt und eine neue Wegsuche nötig, bis wir wieder auf den geplanten Track kamen.
Nach einem Drittel der Strecke standen ca. 3 km Hauptstraße an, die Wege daneben sollten lt. Karte nicht durchgängig sein. Wir versuchten es trotzdem, kamen durch und vermieden so die stark frequentierte Straße. Jetzt fuhren wir durch die westlich von Jeruzalem gelegenen Weinberge. Diese hatten es aber auch in sich. Dann rollten wir mit kaum nennbaren Gegenanstiegen Ormoz entgegen. Eigentlich sollte der Weg nördlich an dem Ort vorbei führen, aber wir entschieden uns, entweder dort einzukehren oder uns was im Supermarkt zu besorgen. Variante 2 bekam den Vorzug und wir ließen es uns im Schlosspark munden (diesmal an einer Stelle ohne lästige Mücken).
Danach folgten wir wieder unserem Track auf einem Schotterweg entlang der stark befahrenen Straße. Die Abzweigung bekamen leider nicht alle mit. Wer in fremden Gefilde unterwegs ist, sollte entweder ein GPS-Gerät mit dem Tages-Track dabei haben oder in der Gruppe bleiben.
Wir fuhren entlang einer Sand/Lehmgrube auf Schotterwegen. Durch den gestrigen Regen war der Boden zu einer einzigen Schmiere geworden und hatte sich in Lachen zwischen dem Schotter verteilt. Nicht alle Räder kamen ohne Blessuren durch und waren mit einem Mal durch den Batz um einige Kilogramm schwerer. Auf wieder halbwegs festen Wegen fuhren wir durch etwas höhere Geschwindigkeit einigen Dreck wieder runter.
Ein Teilnehmer raste allerdings mit einem unangepassten Tempo einen nicht einsehbaren Berg hinunter, so dass er aus der Kurve getragen wurde und mit einem Überschlag hinter einem Graben im Feld liegen blieb. Einer unserer Mitradler holte ihn mit dem Auto ab und brachte ihn zur Unterkunft. Glücklicherweise hatten wir bei dieser Reise wieder Ärzte in unserem Team, die einen Vorabcheck durchführten und dann den Patienten zur Kontroll-Untersuchung ins Krankenhaus verwiesen.
Der Dreck an den Rädern war inzwischen wie Beton verhärtet. Wir säuberten sie bei Ankunft in Puklavec mit dem Wasserschlauch. Gegen 22:00 Uhr kam der Unfallfahrer aus dem Krankenhaus in Murska Sobota zurück, Diagnose: 2 Rippen gebrochen, was für die nächsten Wochen/Monate vor allem Ruhe bedeutete.
31.05.18 - Kroatische Weinberge
Vor Reisebeginn hatten wir eigentlich alle Touren geplant, einige davon auch im nahen Kroatien. Da jedoch, wie schon oben beschrieben, die grüne Grenze dicht war, konnten wir nur mit erheblichen Umwegen offiziell in Kroatien einreisen. Einmal sollte es jedoch durch die kroatischen Weinberge gehen. So verkürzten wir eine Tour, kamen aber mit dem Umweg über die offizielle Grenze auf 72 km, wovon genau die Hälfte nur den Hin- und Rückweg darstellten.
Waren vier Personen von uns auf der Tour nach Varadzin problemlos ausgereist, gab es diesmal Probleme. Der Ausweis einer Person wurde erst mal nicht anerkannt, da er als gestohlen gemeldet war (er wurde auch vor etwa einem Jahr als vermisst gemeldet, aber dann bei der Polizei in Rosenheim wieder als aufgefunden gemeldet). Irgendeine Dienststelle hat hier wohl mächtig geschlafen. Nach langem Hin und Her wurde die Ausreise aus Slowenien und die Einreise nach Kroatien mit diesem Personalausweis erlaubt.
Nach 18 km hatten wir den Startpunkt der Tour erreicht. Es war eine schöne und abwechslungsreiche Tour durch die kroatischen Weinberge. Bald standen wir unter dem markanten Turm, den wir sonst gern zur Orientierung nutzten. Es schien schlicht und ergreifend ein Wasserturm zu sein, aber mit einer glitzernden Kugel auf der Spitze.
Um 11:30 Uhr bot sich eine Einkehr an. Es wurde abgestimmt und die Mehrheit entschied sich für die Weiterfahrt, da es noch zu früh sei. Eine Stunde später hatten wir immer noch nichts gefunden und die Suche wurde intensiver, aber es bot sich keine Gelegenheit. Gleichzeitig stellte sich eine leichte Unruhe diesbezüglich in der Gruppe ein. Besonders die unpassende, spitze Bemerkung der bei der Abstimmung unterlegenen Person: "Wo sind denn nun die vielen Einkehrmöglichkeiten" war nicht unbedingt Ziel führend.
Keiner von uns war bisher in der Gegend und kannte sich aus. Gerade die Tourenplaner versuchen immer wieder für alle Beteiligten eine optimale Tour zusammen zu stellen. Man sollte jedoch bedenken, dass in einem fremden Gebiet nicht alles so perfekt sein kann, wie in heimischen Gefilden. Und zudem macht es denjenigen, die eine Tour vorbereiten auch mehr Spaß, wenn nicht nur die negativen Aspekte gesehen werden. Wer noch nie selbst eine Tour zusammen gestellt und dann geleitet hat, sollte dies vielleicht selbst einmal versuchen. Es sieht nämlich manches leichter aus, als es ist.
Kurz vor Ende der Tour kamen wir dann an einer Gaststätte vorbei und kehrten zur Zufriedenheit aller dort ein. Dann ging es in flottem Tempo zur Grenze, wo wir diesmal nur durch gewunken wurden. Einige waren voraus gefahren, andere deckten sich an einer Tankstelle noch mit Kleinigkeiten ein und fuhren dann, etwas abweichend vom Track nach Hause. Dass die Vorausfahrer gerade in dem kurzen Abweichungsstück auf die Nachzügler warteten war Pech. Aber in der nahen Unterkunft traf man sich dann wieder.
01.06.18 - Radlfrei bzw. Ptuj 1
Heute hatten wir uns einen Rad freien Tag gegönnt. Täglich anstrengende Touren bei hochsommerlichen Temperaturen und einer tropischen Luftfeuchtigkeit erfordern halt mal eine Pause.
Alle nicht Pausierenden waren heute mit Steffen nach Ptuj unterwegs. Hier ist sein Bericht:
Zunächst ging es wie bei der ersten Tour in hügeligem Gelände abwärts nach Ormoz, wo wir einen Abstecher zu Schloss und Tourist-Info machten. Eigentlich wollten wir dann Ptuj über kroatisches Gebiet mit offiziellen Grenzübergängen auf der Drau-Südseite ansteuern - doch das bereits geschilderte Ausweis-Problem machte uns hier einen Strich durch die Rechnung: Das Dokument wäre beim Verlassen Kroatiens am anderen Grenzübergang einbehalten worden. Daher setzten wir die Fahrt auf der slowenischen Seite fort. Hohe Bäume an den Schotterwegen nahe der Drau schützten uns etwas vor der Sonnenhitze, bevor es auf kleinen Sträßchen durch Wiesen und Dörfer weiter ging. Ptuj (Pettau) erreichten wir schließlich auf dem aussichtsreichen Deichweg des Drau-Stausees.
Die älteste Stadt Sloweniens lohnt einen Besuch! Wir steuerten zunächst das Minoritenkloster aus dem 13. Jahrhundert an. Dann bewegten wir uns durch die autofreien Gassen und Plätze der denkmalgeschützten Altstadt. Neben dem Orpheus-Denkmal aus der Römerzeit und dem mittelalterlichen Stadtturm machten wir Mittagspause mit Kuchen oder Toast. Danach strampelten wir auf 264 Meter hinauf zum Schloss, eine der größten und mächtigsten Burgen Sloweniens. Schön ist nicht nur der Innenhof, sondern auch die Aussicht auf Altstadt, Drau-Stausee und das Hügelland Haloze dahinter.
Zwei Teilnehmer traten von hier schon den Heimweg nach Rosenheim mit Rad, Bahn und Bus an. Die übrigen starteten zur Rückfahrt nach Ormoz. Doch unvermittelt baute sich eine dunkle Wolkenwand auf. An einer Bar an der Straße stellte sich die Frage: Hier abwarten oder weiter fahren? Die klare Mehrheit entschied sich für Letzteres. Aber ausgerechnet auf den Feldwegen an der Drau setzte Regen ein und wir waren froh, einen Platz unter dem Dach eines Elektrizitätswirtschafts-Gebäudes zu finden. Angesichts der näher rückenden Gewitter entschloss sich ein Teilnehmer, weiter zu fahren; er fand später begrenzten Schutz unter einem Bushäuschen. Die anderen harrten bei Starkregen, Blitz und Donner unter dem Hausdach aus. Trocken blieb niemand, da Sturmböen aus wechselnden Richtungen nicht nur den Regen, sondern auch den geballten Inhalt der überlaufenden Regenrinnen auf uns lenkten. Als die Gewitter sich endlich verzogen, fuhren wir weiter. Zwei vor Kälte bibbernde Radlerinnen waren für die Abholung per Auto durch die schnelle Eingreiftruppe aus Puklavec dankbar. Wer morgens ohne jeden Regenschutz im Gepäck gestartet war, wird das wohl so schnell nicht wieder tun!
Auch auf Puklavec ging das schwere Gewitter nieder, schlug in eine Birke auf dem Weingut ein und schälte diese förmlich (s. nebenstehendes Bild).
02.06.18 - Murmühle
Mit sechs Personen waren wir heute unterwegs. Vier waren bereits abgereist, der Rest hatte andere Sachen zu erledigen. Nach vielen Bergtouren, dem gestrigen Gewitter-Trip und überhaupt war uns heute nach etwas Ruhigen und Einfachen zumute.
Wir fuhren auf der aufwärts anspruchsvolleren Bergstrecke hinab nach Ljutomer. Diesmal radelten wir nur hindurch, denn die wichtigsten Sehenswürdigkeiten hatten wir uns schon bei der Grossmann-Tour einverleibt. Schön ebenerdig ging es gemütlich durch die kleinen Dörfer dahin. Nach der Hälfte der Tour erreichten wir die Mur-Mühle. Die Mühle der Familie Babic ist die letzte Schiffsmühle an der Mur, die noch in Betrieb ist. Wir hätten vielleicht noch mehr Zeit dort verbracht. Aber als wir ankamen, stürzten sich Scharen von Mücken auf uns, dass wir nicht mal die Zeit hatten, uns gegen diese Blutsauger zu präparieren.
Auf dem Rückweg fanden wir eine nette Einkehr in den Biotopen an der Mur. Auch hier war ein kurzer Radausflug an die idyllische Teichlandschaft aufgrund der Stechmücken kaum realisierbar. Im Gastbereich gab es dafür erstaunlich wenig Insekten. Diese Gaststätte hatte ich schon bei der Planung ausfindig gemacht und als Wegpunkt in den Track eingebracht. So war es ein Leichtes dorthin zu finden, um sozusagen gewissem Unmut wie auf der Kroatien-Tour vorzubeugen.
Der Rückweg war relativ angenehm zu fahren. Lediglich die letzten 800 m waren sehr steil. Auf dem Weingut Puklavec ließen wir es uns dann im Schatten der Bäume bei der einfach grandiosen Aussicht gut gehen. Für den nächsten Tag planten wir eine ähnliche Tour wie heute.
03.06.18 - Tour 18 - Murradweg, Murmühle und Grossmann-Radweg
Aufgrund der gestrigen Planung fuhren wir heute auf anderen Wegen zur Murmühle. Zuerst ging es nochmal in die Weinberge nahe der kroatischen Grenze, da wo wir bisher noch nicht waren. Ein automatisch berechneter Weg (Brouter) erwies sich als nicht so optimal, und wir planten ein wenig um. Oben angekommen stand uns eine steile Abfahrt bevor, die wir zum Teil schiebend zurück legten.
Dann ging es gemütlich durch ein schönes Tal zurück zur Hauptstraße, die wir auch gleichzeitig durch diesen Bergschlenker umgangen hatten. Auf bekannten Wegen von Tag 2 überquerten wir die Mur und fanden uns auf dem Murradweg wieder. Dieser ist allerdings recht lustlos auf einer Kreisstraße mit kerzengerader Wegführung angelegt. Da hatten wir mehr Phantasie erwartet. Nach 30 km erreichten wir den Ort Verzej, wo drei von uns die Murmühle besichtigten. Der Rest, der schon gestern dabei war, bot sich heute nicht mehr als Mückenmahlzeit an. In einer Bar wurde ein Treffen ausgemacht, wo sich nachher alle zu einer kleinen Erfrischungspause trafen.
Von Osten zog Bewölkung auf, und uns war nach keiner Dusche, ggf. noch mit Gewitter zumute. Also fuhren wir weiter. Wir benutzten ein Stück vom Grossmann-Radweg und kamen nochmal zu dem idyllischen See vom Tag 04. Inzwischen hatten sich die dunklen Wolken wieder aus unserer geplanten Richtung verzogen, und wir radelten Ljutomer entgegen. Auf dem Marktplatz bot eine Eisdiele ihre Dienste an, die wir gern annahmen. Jetzt stand uns der unangenehmste Teil der Tour bevor, der zähe Anstieg bei Temperaturen weit über 30 Grad. Auch das fand bald sein Ende, und wir ließen den Tag bis zum gemeinsamen Abendessen individuell ausklingen.
04.06.18 - Ptuj 2
Nachdem bei der ersten Tour nach Ptuj (älteste Stadt Sloweniens) nicht alle mitfahren konnten, hatte ich für heute noch einmal eine kürzere Route dorthin geplant. Nur diesmal war es mir selbst vorenthalten dabei zu sein, da am Abend vorher bei mir eine heftige Virus-Infektion begonnen hatte. So blieben letztendlich zwei Radlerinnen übrig, die diese Tour heute durchführten. Vielleicht hören wir noch etwas dazu in einem Bericht von ihnen.
Zum Schluss
Die Teilnehmer
Diesmal waren wir mit 15 Teilnehmern und der liebenswerten Golden-Retriever-Hündin "Alessa" angereist. Die Teilnehmer trafen zu unterschiedlichen Zeiten ein und reisten auch individuell wieder ab. Das war in diesem Jahr aufgrund der konstanten Preise möglich (früher hatten wir oft Pauschalpreise, die nur für den gesamten Zeitraum bei einer bestimmten Personenanzahl möglich war).
Da Alessa am Radln wenig Interesse zeigte, blieb jeweils eine/r ihrer Besitzer zum Bespaßen bei ihr. Alle Anwesenden wurden jeden Morgen beim Frühstück aufs Herzlichste von Alessa begrüßt.
Urlaubsgebiet
Es war die Reise nach Jeruzalem, dort wo Slowenien so aussieht wie die Toskana. Der 31 Einwohner zählende Ort wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Kreuzrittern gegründet, die aus dem Heiligen Land nach Europa zurück kamen. Wir wohnten ein paar Kilometer entfernt in Zasavci, was aber alles zum Weinbaugebiet Jeruzalem zählt. Dieser Landstrich ist wahrlich eine Augenweide und es kommt nicht von Ungefähr, dass die Gegend dort mit dem Slogan wirbt: "Die schönsten Weinberge der Welt" zu sein.
Unterkunft
Gewohnt haben wir auf dem Weingut Puklavec. Dieses hatte Steffen für uns ausgesucht. Wir können nur soviel sagen: "Wir hätten es nicht besser treffen können". Es war alles perfekt. Gewohnt haben wir direkt auf einem Hügel mit traumhafter Sicht in die Weinberge.
Die gebuchte Halbpension begann mit einem Frühstück, das keine Wünsche offen ließ. Der Frühstückstisch war mehr als reichlich gedeckt. Jegliche Sonderwünsche an Getränken oder zusätzlichen Speisen wurde umgehend nachgekommen. Und alles mit einer Freundlichkeit, die ansteckte. Der Tag begann mit Freude.
Das Abendessen wurde je nach unseren Vorlieben um 18:00 Uhr oder auch bei Bedarf später serviert. Und das hatte es in sich. Jeden Tag drei Gänge. Es war so schmackhaft und so reichlich, dass diesmal keine/r ohne Gewichtszunahme zurück gekehrt sein dürfte (ist aber bisher auch selten bei RoRadln-Jahresreisen passiert). Gereicht wurde bester Wein aus eigener Erzeugung, alles liebevoll serviert von unserem stets zuvorkommenden Kellner Sebastian.
Jedes Wochenende fanden Feiern statt, in die wir auch schon mal einbezogen wurden. Es machte Spaß, sich von dieser Lebenslust anstecken zu lassen.
Tourenprogramm
Das Tourenprogramm war nicht "ohne". Da wir ja mitten in den Weinbergen wohnten, war das nun mal immer mit Höhen verbunden. So sind 620 km und 6.000 hm zusammen gekommen, wohl ein Rekord bei unseren bisherigen Radreisen.
Vor Beginn der Reise hatte ich die GPS-Besitzer gebeten, ein Notebook mit zu nehmen. Das taten auch fast alle. So konnte ich die täglichen Updates von den Tracks problemlos per Mail übermitteln, und fast alle waren morgens auf dem neusten Stand.
Fazit der Reise
Es war wieder eine schöne RoRadln-Reise in einer wunderschönen Gegend mit vielen Erlebnissen und netter Gesellschaft. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, hoffentlich wieder mit so netten Gästen.
Rosenheim, im Juni 2018
Kurt und Uschi
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