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erstellt von Kurt am 27.06.2021 / letzte Änderung am 05.07.2021
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Beschreibung einer Radreise entlang von Inn, Saalach, Salzach, Enns, Donau und zum Schluss wieder am Inn.
Einleitung
Mitte Juni 2021 aufgrund der vollständigen Corona-Impfung und besten Wetterbedingungen entschieden wir uns kurzfristig zu einer Radreise. Das Ziel war schnell gefunden: Der Enns-Radweg. Diese Route stand schon lange auf unserer Wunschliste. Dazu hatten wir uns verschiedene Wegführungen auf unser Garmin geladen, um so individuell unterwegs zu entscheiden, wo es lang gehen soll. Unsere Reise bestand aus folgenden Etappen, die sich aber erst während der Reise so ergaben:
Übersicht
Tag | km | hm | von | nach |
1 | 81 | 593 | Rosenheim | Lofer |
2 | 88 | 526 | Lofer | Sankt Johann im Pongau |
3 | 70 | 746 | Sankt Johann im Pongau | Pruggern |
4 | 65 | 228 | Pruggern | Admont |
5 | 82 | 767 | Admont | Großraming |
6 | 65 | 418 | Großraming | Enns |
7 | 92 | 185 | Enns | Wesenufer (Donau) |
8 | 104 | 309 | Wesenufer (Donau) | Simbach am Inn |
9 | 53 | 200 | Simbach am Inn | Mühldorf am Inn |
700 | 3972 | Summen der gesamten Reise |
Am Ende dieses Berichtes haben wir kurz die einzelnen Unterkünfte beschrieben. Daher wird in der Reisebeschreibung nicht so detailliert darauf eingegangen. Ebenfalls ist dort eine Anmerkung zu den Radwegen in Österreich und Deutschland zu finden und eine Übersicht der gefahrenen Radwege.
Tag 1 - Rosenheim - Lofer
Um zügig voran zu kommen, wählten wir den Inndamm, der sonst nicht zu unseren bevorzugten Routen gehört. Schon auf der Höhe von Windshausen erreichten wir österreichisches Staatsgebiet, von Coronabeschränkungen keine Spur. Ab der Holz-Grenzbrücke verließen wir dann das Inntal, und das Höhenprogramm des Tages konnte beginnen.
Auf Wegen, die von unseren Radtouren bekannt sind, erreichten wir den Walchsee und "umschifften" diesen auf der südlichen Seite. Eine uns bekannte und auch bisher so ausgeschilderte Wegführung über ein Gehöft, war jetzt nicht mehr zugänglich, und wir mussten auf die stark befahrene B172 ausweichen.
Dann ging es auf den Kaiserwinkl-Radweg, der eine sehr schöne Wegführung aufweist. In Kössen nahmen wir nicht den vorgeschlagenen Radweg durch das Zentrum, da das mit zusätzlichen Kilometern zu Buche geschlagen hätte, sondern querten längs die B172 und folgten einem Weg entlang der Großache. Am Ende des Ortes fuhren wir zur Talstation der Unterberghornbahn, am Landeplatz der Gleitschirmflieger.
Hier beginnt der schöne Leukental-Radweg entlang der Großache. Bei Erpfendorf hätte die Überquerung der stark befahrenen B175 angestanden. Wir wählten einen Umweg von 1,70 km, um mittels einer Unterführung und auf schönen Wegen dieses Hindernis zu umgehen. Jetzt trennten uns noch 20 km von unserem heutigen Tagesziel. Die ersten 10 km nach Waidring waren noch mit 150 Höhenmetern angereichert, die letzten 10 km nach Lofer ging es dann nur noch bergab.
Das gebuchte Hotel, der Lintnerhof lag direkt am Weg und wirkte etwas "verstaubt". So drehten wir erst einmal eine Runde mit dem Rad durch den Ort und genehmigten uns ein kühles Getränk. Danach entschlossen wir uns, doch die bestellte Bleibe zu nehmen. Nach dem Abendessen im "Gasthof zum Schweizer", was eine gute Wahl war, wurden wir auf die Augusten Promenade aufmerksam. Diese führt recht idyllisch entlang des Loferbaches, den wir schon als Grieselbach auf der Fahrt nach Lofer begleiten durften.
Tag 2 - Lofer - Sankt Johann im Pongau
Lofer liegt im Tal der Saalach, die bei Hinterglemm entspringt und kurz hinter Freilassing in die Salzach mündet. Ab Lofer begleiteten wir nun die Saalach für ca. 40 km bis kurz vor Zell am See, wo sie einen Schwenk nach rechts ins Hingerglemmer Tal zu ihrem Entstehungsort macht. Am Zeller See angekommen grüßten im Hintergrund die schneebedeckten Tauern u.a. mit dem Kitzsteinhorn, das man bei gutem Wetter auch von Rosenheim sehen kann, was umgekehrt nicht möglich war. Die Wegführung durch Zell am See war ganz entspannt, lediglich im Bereich der Uferpromenade sollte man die Räder schieben, was wir jedoch aufgrund der geringen Anzahl der Fußgänger unterließen.
Kurz nachdem wir die Stadt verlassen hatten, kamen wir an die Salzach, die in 2330 Metern Höhe unterhalb vom Salzachgeier entspringt und zwischen Burghausen und Simbach in den Inn mündet. Dieser wilde Gebirgsfluss sollte nun unser Begleiter bis nach Sankt Johann sein.
In Bruck am Großglockner legten wir in einem schattigen Biergarten unsere Mittagspause ein und buchten dankt der Hilfe der freundlichen "Touristinformation Sankt Johann" dort eine Unterkunft. Die 40 km bis dorthin hatten es allerdings in sich. Flussradwege, gerade in engen Bergschluchten verlaufen nicht immer ebenerdig, sodass der eine oder andere Höhenzug zu überwinden ist, und das waren in unserem Falle nochmal ca. 280 hm. Dafür sind die Ausblicke aber oft überwältigend.
Überwältigend war u.a. auch der Talblick von Taxenbach in das tief unten liegende Tal der Salzach oder ein spektakulärer Wasserfall der Gasteiner Ache, die hier über eine Steilstufe in das deutlich tiefer liegende Salzachtal hinunter stürzt und dann bei Lend in die Salzach mündet.
Kurz vor Sankt Johann störte eine lästige Umleitung unser Fortkommen, und wir legten im Ort einige zusätzliche, aber unnötige Höhen zurück, bevor wir unsere Unterkunft "Das Martell" erreichten. Abends kehrten wir dann in der Stadt ein und erfuhren bei Rückkehr in die Unterkunft, dass auch hier ein Abendessen möglich gewesen wäre - schade. Die Unterkunft hat uns gut gefallen, und das Frühstück war Spitze.
Tag 3 - Sankt Johann im Pongau - Pruggern
Um vom Tal der Salzach an die junge Enns zu kommen, standen uns heute Morgen 400 hm auf der Bundesstraße B163 bevor. Schon zu Hause bei der Planung hatten wir gesehen, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, aber beide über Hauptverkehrsstraßen und zwar entweder die B99 über Bischofshofen (Empfehlung lt. Karte) oder diese über die B163. Unsere Wahl erwies sich besser und kürzer. Die Straße war an diesem Samstag wenig frequentiert, und nach 10 km gab es einen begleitenden Radweg.
So kamen wir nach 20 km recht entspannt am Objekt der Begierde an, der Enns. Der Enns-Radweg beginnt zehn Kilometer flussaufwärts in Flachauwinkl, und die Quelle in den Radstädter Tauern auf 1750 Metern liegt noch weitere sechs Kilometer entfernt.
Jetzt ging es fast nur noch bergab. Auf dieser Radreise wollten wir uns einzig und allein an der herrlichen Natur erfreuen. Somit ließen wir bekannte Orte wie Radstadt oder Schladming entweder rechts oder links liegen. Die Suche nach einer Mittagsrast, so wie am Vortage in Bruck am Großglockner, erwies sich allerdings gerade in den kleinen Orten als schwierig. Viele Gasthäuser hatten geschlossen oder öffneten erst gegen Abend. Auch war zu beobachten, dass es, wohl auch Corona bedingt, noch sehr ruhig war. Auf dem Enns-Radweg trafen wir so gut wie keine Mehrtages-Radler. Lediglich einige wenige Tages-Ausflügler waren unterwegs.
In Weißenbach bot sich das "Dorf Cafe" an, das von Einheimischen gut besucht war. Hier legten wir unsere Pause ein und buchten über ein bekanntes Online-Portal unsere Unterkunft im "Panoramahotel Stocker" in Pruggern. Gut, dass wir mit Pedelecs unterwegs waren. Die 130 Höhenmeter bei 36 Grad hätten sicherlich keine Freude bereitet.
Nach dem anstrengenden Anstieg machte der Name Panoramahotel dieser Bleibe alle Ehre. Der Blick ins Ennstal war geradezu gigantisch. Von den Gastgebern freundlich begrüßt bezogen wir unser Zimmer mit dem Namen "Miraculix". Das Besondere an dieser Unterkunft war, dass man hier nur Halbpension buchen konnte. Das Abendessen und der Südsteierische Wein waren ein Genuss.
Tag 4 - Pruggern - Admont
Nach ruhiger Nacht und gutem Frühstück ging es heute wieder steil hinab zurück in den Ort Pruggern. Die Bremsen unserer schwer beladenen Reiseräder "rauchten". Das Profil des heutigen Tages war bis auf ein paar kleine, unbedeutende Zwischenhöhen leicht flach abfallend. Der Naturpark Gesäuse rückte immer näher, und das wohl schönste Stück liegt zwischen Weng im Gesäuse und Hieflau.
Wir steuerten den Ort Admont an, und bis Hieflau wären es von hier aus noch 30 Kilometer gewesen. Da wir uns für das Gesäuse Zeit nehmen wollten und bis Admont schon 65 Kilometer hinter uns hatten, waren uns weitere 30 Kilometer zu weit. Zudem war es heute sehr heiß. Daher entschieden wir uns nach einer Mittagsrast in Admont in dem Ort zu bleiben. Im "Hotel die Traube" kamen wir unter. Das Zimmer war recht geräumig, aber mit offenem Fenster unerträglich laut, da eine belebte Hauptstraße direkt unten vorbei führte.
Admont war der einzige Ort unserer bisherigen Reise, dem wir einen kurzen Ortsrundgang widmeten. Hauptattraktion in diesem Ort ist das "Stift Admont". Allerdings war nur eine Besichtigung der Außenanlagen möglich. Zu Admont schreibt Wikipedia:
Zitat:
... Neben der Landschaft und den Bergen ist das Stift Admont ein bedeutender Anziehungspunkt für Touristen. Es bietet den größten klösterlichen Bibliothekssaal der Welt mit umfangreicher Büchersammlung, eine sehenswerte Stiftskirche, eine naturhistorische Sammlung und zeitgenössische Kunst. Über Admont erhebt sich das Schloss Röthelstein, ein ehemaliger Sommersitz der Admonter Äbte. Das Schloss wurde zu einer der schönsten Jugendherbergen Österreichs ausgebaut ...
Beim Studium der Internetseite von Admont stießen wir auf einen Hinweis, der uns Sorgen bereitete: Ab dem kommenden Tag sollte die Gesäuse-Bundesstraße wegen Bauarbeiten für mehrere Tage komplett gesperrt sein. Das kam uns äußerst ungelegen, da dies einer der Höhepunkte der Reise war. Wir hatten nirgendwo ein Hinweisschild gesehen, und auch die Wirtsleute wussten von nichts. Auch im Ort, wo lt. behördlichem Schreiben aus Liezen Schilder stehen sollten, fanden wir nichts und sahen so mit gemischten Gefühlen dem Folgetag entgegen.
Tag 5 - Admont - Großraming
Die Sperre war ab 8:00 Uhr angekündigt, und so fuhren wir früh los, um vielleicht doch noch durchzukommen. Im Baustellenbereich waren nicht alle Anwesenden über unser Ansinnen einer Durchfahrt begeistert, aber der Chef hatte ein Einsehen und lies uns durch die bereits aufgerissene Straße zwischen dem schweren Gerät hindurch.
Im Nachhinein war diese Baustelle ein Segen für uns. Der Tourismusverband im Gesäuse plädiert schon lange dafür, den Schwerverkehr und vor allem die Massen an Motorrädern ganz aus dem Gesäuse zu verbannen und dieses Juwel der Natur denen zu überlassen, die einen Sinn dafür haben - hauptsächlich den Radlern des Enns-Radweges. So waren wir mehr oder weniger allein unterwegs und konnten alles in Ruhe genießen.
In Hieflau ist das enge Tal der Enns im Gesäuse zu Ende und leider auch die Ruhe. Ist schon die einzige eben beschriebene Route durch das Gesäuse eine Bundesstraße ohne eigene Radwegführung, setzt sich das ab Hieflau fort. Nur hier tobt wieder der reguläre Verkehr und es sollten weitere 40 Kilometer entlang der Bundesstraße ohne begleitenden Radweg werden.
Nachdem wir die ersten zehn Kilometer auf der belebten B115 hinter uns hatten, wurde in Großreifling eine Alternativstrecke abseits der Enns über St. Gallen vorgeschlagen, die wir annahmen. Zwar war hier kein LKW-Fernverkehr vorhanden, aber heimischer Schwerverkehr fehlte auf dieser Strecke auch nicht, von den 200 zusätzlichen Höhen ganz zu schweigen. Wir kamen nach Sankt Gallen mit einer schönen Pfarrkirche und der Ruine Gallenstein, einer ehemaligen Fluchtburg der Admonter Äbte. Hier legten wir unsere Mittagsrast ein und buchten im 40 Kilometer entfernten Ort Großraming unsere heutige Unterkunft.
Jetzt lagen noch weitere 25 Kilometer Bundesstraße bis Kleinreifling vor uns, bis wir endlich wieder auf einen eigenen Radweg abseits vom tobenden Verkehr wechseln konnten. Die letzten 15 Kilometer zu unserem Tagesziel waren durch ständiges Auf und Ab zwar anspruchsvoll zu fahren, aber landschaftlich ein Genuss und mit dem stoischen Dahinradeln auf Bundesstraßen nicht zu vergleichen. Die Attraktivität des Enns-Radweges läßt sich nur steigern, wenn die österreichischen Behörden einsehen, dass es für Radler kein Vergnügen ist, ständig vom motorisierten Verkehr "belästigt" zu werden.
Im Ennstalerhof in Großraming angekommen, wies ein Schild auf Ruhetag hin, auch das Klingeln an der Tür führte zu keinem Erfolg. Ein Telefonat brachte Klärung. Im schattigen Biergarten ließen wir den Tag bei interessanter russischer Küche und tschechischem Bier (Starobrno vom Fass) ausklingen. Es war eine schöne Unterkunft mit äußerst interessierten und netten Gastgebern.
Tag 6 - Großraming - Enns
Nach gutem Frühstück ging es wieder auf Tour. Zurück vom Hotel wieder auf dem Radweg setzte sich die gleiche schöne Wegführung wie am Vortage fort. Immer wieder boten sich herrliche Ausblicke ins Ennstal und Umgebung. Nach 40 Kilometern waren wir dann in Steyr, mit knapp 38.000 Einwohnern nach Linz und Wels die drittgrößte Stadt von Oberösterreich. Sie hat eine ansprechende Innenstadt, die wir langsam durchquerten. Ebenfalls ist hier der Zusammenfluss von dem gleichnamigen Fluss Steyr in die Enns. Die Berge wurden langsam niedriger, und der vor kurzem noch wilde Gebirgsfluss langsamer und weiter und bildete große Seen, die ein wahres Vogelparadies waren.
25 Kilometer nach Steyr erreichten wir Enns. Die Stadt bezeichnet sich als älteste Stadt Österreichs, was jedoch umstritten ist. Sie bildet die Grenze zu Niederösterreich. Ensdorf, wo wir an diesem Tag wohnten, gehört schon zu Niederösterreich.
Wir besichtigten den Hauptplatz von Enns mit dem Stadtturm im Zentrum und kehrten dann im Heurigen "Zum Platzhirsch" ein. Es war ein netter Abend.
Tag 7 - Enns - Wesenufer (Donau)
Nach 3,5 Kilometern ist der Enns-Radweg zu Ende, und es beginnt der Donau-Radweg R1. Bis zur Mündung der Enns in die Donau sind es zwar noch drei Kilometer, aber sehen kann man den Zusammenfluss nur von der linken Donauseite bei Mauthausen. Das Vergnügen hatten wir schon bei unserer Radreise entlang der Donau ins Weinviertel und verzichteten heute darauf. So folgten wir dem Donau-Radweg flussaufwärts in Richtung Linz. Wir hatten die Donau für unsere Rückreise nach Deutschland gewählt, einmal weil sie leicht zu fahren ist, wir andererseits den Abschnitt Linz-Passau noch nicht gefahren sind und die Strecke über den Traunradweg und durch das Salzkammergut schon kannten.
Der Donauradweg bis nach Linz gleicht einer Fernstraße für Radler, durchgehend geteert und breit wie eine Autostraße. Diese ersten 30 Kilometer bis zu dem Ort Puchenau hinter Linz legten wir auf separaten Radwegen zurück, dann mussten wir für ca. fünf Kilometer auf die stark befahrene B127, was kein Vergnügen war. Danach ging es wieder auf eigenen Wegen weiter.
In Oberlandshaag wechselten wir nach Aschach auf die rechte Donauseite (flussabwärts gesehen), weil links nach ein paar Kilometern der Radweg einfach aufhört. Jedoch wies uns ein anderer Radler darauf hin, dass wir wegen einem Felssturz bald wieder die Seite wechseln müssten, was dann auch so war. Vor der Sperrung wartete eine Radfähre bereits auf uns, und nach ca. zehn Kilometern ging es mit der nächsten Fähre wieder hinüber, weil hier wieder der Radweg aufhörte. Nach 92 Kilometern und einigen Donauwindungen erreichten wir unser Ziel in Wesenufer, den Gasthof "Zum Schiffmeister". Hier ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Die Preise waren allerdings happig, am höchsten auf der gesamten Reise - der Donauradweg lässt grüßen.
Tag 8 - Wesenufer (Donau) - Simbach am Inn
In der Nacht ging ein schweres Gewitter mit Hagel und Starkregen nieder, so dass die Kanalisation an ihre Grenzen kam und der Hof unter Wasser gesetzt wurde. Unsere Fahrräder hatten die Nacht in einem erhöht gelegenen Raum verbracht und von den Wassermassen nichts abbekommen. So setzten wir die Reise fort und erreichten nach neun Kilometern die Grenze zu Deutschland. Es hätte nicht dem Schild "Staatsgrenze" bedurft, um zu erkennen, dass wir wieder in Deutschland waren, die Radweg-Beschilderung sagte alles (siehe hier).
Direkt an der Grenze zu Österreich liegt der deutsche Ort Jochenstein. Das Bildnis einer Nixe machte uns aufmerksam. Die Geschichte dazu kam uns irgendwie bekannt vor, man kann auch sagen: "Es ist die Loreley der Donau." Wer die Geschichte lesen möchte, wird auf der Seite von www.untergriesbach.de zum Thema "Nixe Isa" fündig.
17 Kilometer durften wir jetzt noch auf einem Radweg zurücklegen, dann mussten wir ab Oberzell erst auf die stark befahrene Bundesstraße B388 und kurz danach auf einen begleitenden Radweg daneben (Autolärm und Gestank inklusiv) - welche Einfallslosigkeit. Rückblickend wäre es besser gewesen, bis Passau in Oberösterreich, also auf der rechten Donauseite zu bleiben. Hier geht es zwar kurzfristig auch entlang der Bundesstraße B130, aber eben nur kurz und keine 15 Kilometer.
Ursprünglich hatten wir vor von Passau nach Vilshofen und dann entlang der Vils zu fahren, da wir den Vils-Radweg noch nicht kennen. Da jedoch die Wetteraussichten nahe dem Bayerischen Wald nicht so gut waren, entschieden wir uns für den Innradweg. Ebenfalls hatten wir hier bei schlechteren Wetterbedingungen die Aussicht, ab Simbach problemlos mit dem Zug zurück nach Rosenheim zu kommen. Die ausgerechnete Entfernung für diesen Tag nach Simbach ergab um die 100 Kilometer.
Also steuerten wir als nächstes Ziel Schärding an. In der Barockstadt am Inn legten wir unsere Mittagspause ein. Hier hätte sich zwar die Möglichkeit geboten, auf die deutsche Seite zu wechseln, jedoch blieben wir wegen der besseren Radwegführung in Österreich. Bei jeder kleinen Abfahrt "knurrten" nun meine Bremsen; sie hatten bei dem vielen Auf und Ab mit schwerem Reisegepäck doch etwas gelitten. In Reichersberg wähnten wir uns etwas im Kreis zu fahren, jedoch war das von der Wegführung geplant, um so das Stift Reichersberg besser wahrnehmen zu können. Danach ging es steil hinab und auf schmalen hölzernen Stegen durch ein Naturschutzgebiet.
Im anschließenden Obernberg mussten wir wieder auf die Straße ausweichen, da die Radwege am Inn gesperrt waren. Lohnend ist der Obernberger Marktplatz mit Rokoko-Stuckfassaden des Schiffsmeister-, Apotheker- und Wörndlehauses aus der Hand des bayerischen Künstlers Johann Baptist Modler, dessen Haus auch hier steht (rotes Haus).
Jetzt ging es lt. Karte auf beiden Seiten des Inns, also sowohl in Österreich, als auch in Deutschland auf ungeliebten Dammwegen entlang. So entschieden wir uns bei der nächsten Möglichkeit nach Deutschland zu wechseln und dort die restliche Strecke nach Simbach zurückzulegen. Die Unterkunft "Gasthof Wimmer", ruhig gelegen in der Innenstadt, war eine gute Wahl. Die Seniorin des Hauses begrüßte uns bereits auf der Straße. Da wir über ein Buchungsportal reserviert hatten, bot sie uns an, dies kostenfrei zu stornieren und gab uns dafür je eine Halbe Bier aus. So teilten wir die Provision untereinander.
Tag 9 - Simbach am Inn - Mühldorf am Inn
Gestern hatten wir schon die Wettervorhersage mit gemischten Gefühlen beobachtet. Heute Morgen war es dann bewölkt, jedoch lockerte es nach dem Frühstück etwas auf. So nahmen wir uns vor, nach Mühldorf zu radeln und von dort mit dem Zug zurück nach Rosenheim zu fahren.
Unterwegs zogen sich die Wolken immer wieder zu bedrohlichen Zellen zusammen, aber wir bekamen keinen Tropfen ab. So erreichten wir Mühldorf nach 53 Kilometern und nahmen den Zug nach Rosenheim. Lediglich auf dem Bahnhof mussten wir zum Gleiswechsel wieder die schweren Räder tragen, weil der eine oder andere Aufzug nicht funktionierte - so ist das halt mit der Bahn. Ebenfalls kamen wir mit 10 Minuten Verspätung in Rosenheim an, was wir gelassen sahen, den Anschluss-Reisenden aber kein Vergnügen bereitete.
Generell ist zu sagen, dass in Österreich im Gegensatz zu Deutschland ein Konzept im Radwegenetz vorhanden ist. Sie werden seitens der Landesregierungen in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, in deren Kompetenzbereich sie baulich fallen, und den Tourismusorganisationen erarbeitet.
Der Enns-Radweg z.B. hat die Nummer R7. So ist er in allen Bundesländern durchgehend beschildert, immer in der gleichen farblichen Gestaltung und mit regelmäßigen Entfernungsangaben und auf welcher Radwegnummer das Ziel zu erreichen ist. Zwischendurch wird zur Erinnerung oder Bestätigung, dass man noch auf dem rechten Weg ist, auf dem sogenannten Zwischenwegweiser mit grünem Hintergrund mit weißer Schrift die Radwegnummer angezeigt (hier im nebenstehenden Bild der R7).
Überquert man z.B. am Donauradweg (R1) die Grenze zu Deutschland, ist dort nur noch der deutsche Zwischenwegweiser mit grünem Pfeil und grünem Rad auf weißem Hintergrund zu sehen, sonst nichts. Zwischendurch gibt es auch Entfernungsangaben, aber eine Radwegnummer gibt es nicht. So kann man dann raten, ob der ausgewiesene Ort auf der eigenen Route liegt oder nicht. Und dann sind die Schilder von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, meist grün, aber auch verschiedene Farbtöne, oder rot in NRW oder gemischt (rot und grün) in Hamburg. Jedes Bundesland wurschtelt selbst vor sich hin, gemeinsames Konzept - Fehlanzeige.
Aber was will man von einem Verkehrsministerium erwarten, das nur von Parteisoldaten geleitet wird, denen man gern einen Ministerposten zuschachern will, die aber ansonsten mangels nötiger Fähigkeiten nicht zu gebrauchen sind. Da käme dann höchstens noch das Landwirtschaftsministerium in Frage.
Unten sind die überregionalen Radwege in der Reihenfolge aufgelistet, wie sie gefahren wurden. Die regionalen Wege, wie z.B. BIKE TRAIL TIROL in seinen diversen Ausprägungen werden nicht erwähnt.
Generelles
Das Preisgefüge in Österreich sowohl bei den Hotel-Übernachtungen als auch im Restaurant und hier gerade bei den Getränken liegt deutlich über dem Niveau in Deutschland. Diese Bewertungen sind rein subjektiv und geben unsere persönlichen Eindrücke wider. Jede/r mag andere Präferenzen haben und somit andere Punkte gewichten oder vernachlässigen. Es soll auch nur ein Anhaltspunkt für diejenigen sein, die diese Reise vielleicht nachradeln möchten.
Lintnerhof in Lofer
Das Haus wirkt etwas verstaubt und in die Jahre gekommen, aber das Zimmer war in Ordnung, hatte einen Balkon, und wir hatten eine ruhige Nacht. Allerdings lag unser Zimmer zum Garten hin. Zur belebten Straße hin dürfte es lauter sein. Das Frühstück konnte man allerdings als sehr übersichtlich bezeichnen.
Das Martell in Sankt Johann
Das Hotel liegt in einer sehr ruhigen Seitenstraße und nur wenige Gehminuten, allerdings über einen steilen Weg vom Zentrum entfernt. Das Zimmer war schön und mit einem Balkon versehen, eine ruhige Nacht war garantiert. Im Hotel kann man auch Kleinigkeiten essen, also danach fragen. Das Frühstück ließ keine Wünsche offen. Es gehört zu den besten Häusern dieser Reise.
Panoramahotel Stocker oberhalb von Pruggern
Das Hotel liegt 130 Meter über dem Ennstal in der Gemeinde Pruggern.
Es macht seinem Namen alle Ehre. Der Blick ins Ennstal war geradezu gigantisch. Aufgrund der abgeschiedenen Lage wurde uns Halbpension angeboten, die aber unbedingt zu empfehlen ist. Das Frühstück war sehr gut. Auch diese Unterkunft können wir rundum empfehlen.
Die Traube in Admont
Das Hotel liegt direkt an einer stark befahrenen Bundesstraße im Ortskern. Das Zimmer war zwar groß, aber bei geöffnetem Fenster unerträglich laut. Zu einem höheren Preis gibt es auf Nachfrage Zimmer im ruhigeren Trakt des Hauses. Das Abendessen im angegliederten Restaurant war recht passabel und das Frühstück gut.
Ennstalerhof in Großraming
Großes Zimmer mit Balkon und gutem Frühstück. Es gibt auch einen Swimingpool, der aber leider an diesem Abend gereinigt wurde. Im schattigen Biergarten ließen wir den Tag bei interessanter russischer Küche und tschechischem Bier (Starobrno vom Fass) bzw. gutem Zweigelt ausklingen. Es war eine schöne Unterkunft mit äußerst interessierten und netten Gastgebern.
Gasthof Stöckler in Ensdorf
Wir hatten zwar ein Zimmer zum Hof, das aber trotzdem mäßig laut war, da sich der Gasthof in einem Kreuzungsbereich befindet. Die Speisekarte für den Abend war sehr stark von Fleisch-Produkten geprägt. Hier ist es besser in die nahe Stadt Enns zu gehen, was wir auch taten. Das Frühstück war eher mäßig, Quark, Joghurt und Obst fehlten.
Zum Schiffsmeister in Wesenufer an der Donau
Zimmer groß und ruhig, jedoch keine Gardinen an den Fenstern, sondern nur Übergardinen. Zum Ankleiden musste man das Zimmer somit verdunkeln, da gegenüber vom Hof Wohnungen waren. Der Biergarten war gemütlich, Essen und Getränke überteuert und die kleine Portion Kaiserschmarrn für 11 Euro war wohl ein Fertigprodukt, so wie er schmeckte (oder auch nicht schmeckte). Das Frühstück war in Ordnung, die Nüsse im Müsli allerdings ranzig. Wir haben das angemerkt, aber die nächsten Gäste bekommen die bestimmt auch vorgesetzt - alles in allem eher entäuschend.
Gasthof Wimmer in Simbach
Sehr ruhiges, ansprechendes Zimmer, Gastgeber sehr freundlich und zuvorkommend, Familienbetrieb. Das Abendessen im eigenen Restaurant ist zu empfehlen, das Frühstück war gut und nachhaltig (z.B. Joghurt portionsweise im Glas angerichtet). Hier haben wir uns wohl gefühlt.
Es war unsere erste Radreise mit elektrischer Unterstützung. Und die haben wir bei diesem Profil von 700 Kilometern und gut 4.000 Höhenmetern benötigt. Allein der zähe Anstieg zum Panoramahotel hätte uns arg ins Schwitzen gebracht.
Die Landschaft einmal hin zur Enns über Saalach und Salzach und dann der gesamte Ennsradweg waren ein Genuss, lediglich bei den Strecken über Bundesstraßen sollten die Planer dringend nachbessern. Der Donauradweg hat auch seine Reize, gerade wenn sich der große europäische Strom durch ein romantisches Tal schlängelt. Und zum Schluss der wilde Gebirgsfluss Inn, der bis zur Donaumündung in Passau seine Kraft und Schönheit zeigt.
Kurzum - es war eine tolle Reise - zum Nachahmen empfohlen.
Rosenheim, im Juni 2021
Kurt Schmidt
Hier sind noch weitere Bilder der Radreise zu sehen.
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